Prävention kann am Arbeitsplatz beginnen

Der menschliche Körper ist aus evolutionsbiologischer Sicht vor allem zum Gehen, Laufen, Springen usw. entwickelt worden, da unsere Vorfahren als Jäger und Sammler viel unterwegs sein mussten und das ohne Auto, Bahn und Flugzeug. Das heißt, dass unsere Gelenke, Muskeln, Sehnen und inneren Organe genetisch für hohe körperliche Belastungen ausgelegt sind.

Mit dem neuen technischen Zeitalter kamen Veränderungen mit dramatischen Auswirkungen auf unsere Lebensumstände. Viele von uns wurden zu „Sitzenbleibern“ gemacht. Im Gegensatz hierzu hat sich der menschliche Genpool über die letzten Jahrtausende jedoch kaum verändert. Das bringt logischerweise Probleme mit sich, weil unser Bewegungsapparat Belastungen ausgesetzt ist, für welche er nicht entwickelt wurde.

Viele Grenzgänger arbeiten in Luxemburg im Büro. Sie haben einen Schreibtischjob und müssen viel Sitzen. Ein typischer Tagesablauf eines Grenzgängers könnte so aussehen: aufstehen, zur Arbeit im Auto/Bus/Bahn SITZEN, wenige Meter gehen, am Arbeitsplatz SITZEN, kurzes Gehen zum Mittagessen, beim Mittagessen SITZEN, zurück am Arbeitsplatz erneutes SITZEN, wenige Meter zu Auto/Bus/Bahn gehen, auf der Rückfahrt SITZEN, zu Hause angekommen auf der Couch SITZEN.

Ist es da verwunderlich, dass sich bestimmte Muskeln verspannen bzw. abschwächen? Dass Gelenke stark belastet werden obwohl sie nicht darauf ausgelegt sind? Dass Herz und Lunge nicht genügend belastet werden? Dass das autonome Nervensystem aus den Fugen gerät?

Die Resultate daraus kennen wir alle: Spannungskopfschmerzen, Schmerzen zwischen den Schulterblättern, untere Rückenschmerzen bis hin zum Bandscheibenvorfall.

Diese Schmerzen werden solange ausgehalten bzw. ignoriert bis es nicht mehr geht. I.d.R. werden die Symptome dann mit Medikamenten behandelt, die den Schmerz lindern. Geht es demjenigen wieder besser, kehrt er zu den alten Lebensumständen zurück, welche ursprünglich die Beschwerden ausgelöst haben. Erkennen Sie das Problem?!

Wie kann ich als „Sitzenbleiber“ diesem Teufelskreis entgegenwirken? Als erstes muss man bereit sein, die eigenen Lebensumstände zu verändern. Umdenken ist gefordert!

  1. Bewegen Sie sich wenn sich die Gelegenheit bietet: Treppe gehen anstatt Fahrstuhl/Rolltreppe fahren, mindestens einmal in der Stunde vom Arbeitsplatz aufstehen und gehen, nach dem Mittagessen einen kleinen Spaziergang machen. Suchen Sie nach Bewegungsmöglichkeiten und Sie werden sie finden!

  1. Bauen Sie Übungen am Arbeitsplatz in Ihren Tagesablauf ein – z.B. „Brügger’s Relief Position“. Setzen Sie sich gerade hin. Führen Sie Ihre Schultern zurück und nach hinten unten. Halten Sie diese Stellung und machen Sie ein Doppelkinn. Atmen Sie ein paarmal tief ein und aus. Entspannen Sie sich dabei. Diese Übung lässt sich leicht 2-3mal pro Stunde durchführen. Sie entspannt die Nackenmuskulatur und kann Spannungskopfschmerzen sowie Rückenschmerzen vorbeugen.

  1. Trinken Sie 2-3 Liter pro Tag! Unser Körper besteht zu ca. 60% aus Wasser und unsere Bandscheiben brauchen Flüssigkeit.

  1. Sitzen Sie dynamisch! Auch wenn gerades Sitzen gut ist, kann man es nicht 8 Stunden durchhalten. Deshalb ist es empfehlenswert, verschiedene Sitzpositionen nacheinander einzunehmen, weil dann die Muskeln unterschiedlich belastet werden und langsamer ermüden. Außerdem brauchen die Bandscheiben Belastung und Entlastung um ausreichend versorgt zu werden.

  1. Dehnen Sie die Muskeln welche zu Verkürzungen neigen! Dabei sollten Sie ein leichtes Ziehen spüren. Machen Sie beispielsweise ein Doppelkinn um die kurze Nackenmuskulatur zu dehnen. Ist die Nackenmuskulatur verspannt, kann dies Kopfschmerzen verursachen. Zur Dehnung des Hüftbeugers machen Sie ein Ausfallschritt und führen Sie das Becken diagonal nach unten (es sollte in der Leistengegend leicht ziehen). Ein verkürzter Hüftbeuger kann zu unteren Rückenproblemen führen.
      


  

Denken Sie bei allen diesen Dingen nicht nur an die Prävention von Beschwerden, sondern denken Sie auch an eine verbesserte Lebensqualität und ein gesteigertes Leistungspotential.

Die gute Nachricht zum Schluss: Sie können durch Ihre eigenen Lebensumstände Ihre Gesundheit positiv beeinflussen und sind somit auf niemanden angewiesen. Machen Sie das Beste aus Ihrem Berufs- und Pendlerdasein und suchen Sie nach Möglichkeiten für Ihre Gesundheit.

 
Volker Herbert (Master of Science in Chiropractic)
Luxembourg Family & Sports Chiropractic