Jeder hat schon von dem berühmt berüchtigten Bandscheibenvorfall und seinen schlimmen Folgen gehört.
So können z.b. Schmerzen vom Rücken bis in den Fuss ausstrahlen, Lähmungserscheinungen und Muskelverspannungen auftreten.
Patienten, welche schon unter einem Bandscheibenvorfall gelitten haben, wissen auch, dass die Genesung langwierig und nicht einfach ist – vor allem, wenn nicht konsequent behandelt wird.

Deshalb ist es hilfreich zu wissen, worauf man im Alltag achten sollte um zumindest das Risiko eines Bandscheibenvorfalles zu reduzieren.

Um dies besser zu verstehen, hilft ein grober Überblick über die Anatomie und Funktion der Bandscheibe.
  

Die Bandscheibe sitzt zwischen zwei angrenzenden Wirbeln und besteht aus einen Äusseren Faserring welcher eine Gelee flüssige Masse (den „Gallertkern“) umschliesst.
Die Bandscheibe wirkt als Puffer zwischen den Wirbeln und ermöglicht die Bewegung der Wirbelsäule.
Wenn wir uns z.B. nach vorne beugen drückt der Gallertkern gegen den hinteren Faserring, wenn wir uns nach links beugen, dann drückt der Gallertkern nach rechts usw.

 

 

Wenn der Faserring reisst, kann der Gallertkern austreten und auf die
angrenzende Nervenwurzel drücken und die obengenannten Symptome verursachen.

Da nur die äusseren Eindrittel des Faserringes vom Nerven versorgt werden, bekommt man meistens auch erst dann Schmerzen wenn schon Zweidrittel des Faserringes beschädigt sind.
Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wann welche Bewegungen die Bandscheibe unnötig belasten.

 
1. Die Bandscheibe wird durch Druck und Entlastung ernährt.
Während der Entlastungszeit dringt Flüssigkeit ein, d.h. morgens nach dem Schlaf sind die Bandscheiben prall gefüllt.
Dadurch ist die Belastung auf den umschliessenden Faserring morgens bei gewissen Bewegung besonders groß (z.B. nach vorne beugen).
Deshalb achten Sie bitte in der ersten halben Stunde nach dem Aufstehen auf Ihre Bewegungen und Haltung.

2. Das Hüftgelenk ist mit einer tiefen Gelenkpfanne und einen starken Oberschenkelkopf dazu konzipiert viel Gewicht und Bewegung auszuhalten.
Die angrenzende Lendenwirbelsäule hingegen ist wesentlich anfälliger.

3. Aus diesen biomechanischen Gesichtspunkt achten Sie darauf, das wenn Sie sich bücken, die Bewegung im Hüftgelenk stattfindet und das die Wirbelsäule in einer neutralen Stellung bleibt.
Dadurch können die anliegenden Muskeln die Wirbelsäule optimal stabilisieren und es kommt zu keinem ungleichmässigen und unnötigen Druck auf die Bandscheiben.

4. Sollten Sie Sich bücken und was heben gilt: Stellen Sie sich direkt vor den Gegenstand, die Bewegung kommt aus der Hüfte und spannen Sie ein wenig die Bauchmuskulatur an.
Vermeiden Sie die Kombination aus drehen und bücken!

5. Sitzen ist nicht optimal für die Bandscheiben, daher gilt dynamisches Sitzen. Ändern Sie ihre Sitzhaltung ständig. Achten Sie auch darauf morgens nicht mit einen Rundrücken zu sitzen (z.b. im Auto, in der Bahn oder im Bus).

6. Vergessen Sie die klassische Sit-up-Übung!! Durch das wiederholte Beugen mit Muskelanspannung muss die Bandscheibe unheimliche Kräfte aushalten.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben im Labor ergeben, dass diese Beugebewegung dem Faserring schadet.
Unabhängig davon muss die Bauchmuskulatur ausdauernde Haltearbeit leisten, wieso trainiert man dann die Bauchmuskeln auf dynamische Kraft? Empfehlenswert ist es die Muskeln funktionell so zu trainieren wie sie im Alltag auch gebraucht werden, z.B. durch „Planking“ (Bild 1).

 

  Bild 1

 

 
7. Oberschenkel Seite dehnen. Ziehen Sie nicht die Zehen hoch und beugen Sie sich nicht vor um die Fußspitze zu greifen. Wenn Sie die Fußspitze hochziehen, dehnen Sie nicht nur den Muskel sondern auch den Ischiasnerv. Deshalb lassen Sie die Fußspitze locker und beugen Sie sich mit geraden Rücken vor. Bewegung kommt wieder aus der Hüfte und Sie werden merken das Sie gar nicht soweit runterkommen bis der hintere Oberschenkelmuskel zieht (Bild 2).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 2

8. Trinken Sie zwischen 2-3 Liter pro Tag, u.a. Ihren Bandscheiben zu Liebe.

Als Fazit gilt, Vorbeugung und Achtsamkeit sind besser als Schmerzen, Rehabilitation und möglicherweise eine Operation. Lassen Sie es zur Gewohnheit werden gesund zu leben, gewöhnen Sie sich schlechte Angewohnheiten ab und gesunde an.

 

Volker Herbert (Master of Science in Chiropractic)
Luxembourg Family & Sports Chiropractic