Teil 1

“Die Flut von Grenzgängern auf unserem Arbeitsmarkt”

1960 waren von den Erwerbstätigen in unserm Lande noch 82% Luxemburger, 15% waren im Lande wohnende Ausländer und weniger als 3% Grenzgänger. Heute aber stellen die Luxemburger nur noch einen Anteil von weniger als 36%, die Einwohner des Landes ohne Luxemburger Pass liegen bei 26%, und die Pendler aus den Nachbarländern haben die Einheimischen überholt, mit inzwischen 38% vom Total. Eine bemerkenswerte Entwicklung, der offensichtlich nicht überall die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Hierzu heute einige interessante Zahlen und Fakten.

Von 82% im Jahre 1960 sank der Luxemburger-Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl, über 75% im Jahre 1970 und 65% per 1980, auf 53% im Jahre 1990 und 40% im Jahre 2000. Heute liegt er bei 36%, so dass angesichts der rasanten Weiterentwicklung unseres Arbeitsmarktes schon in etwa zwei bis drei Jahren nicht einmal mehr ein Drittel der Erwerbstätigen Luxemburger sein werden.

In den sechziger und siebziger Jahren war es zuerst die Zahl der Einwanderer, die schnell anwuchs, und zwar in diesen 20 Jahren von 20.000 auf 45.000 Personen. Ihr Anteil an der gesamten Beschäftigtenzahl stieg von 15% im Jahre 1960 auf 28% per 1980. In diesem Zeitraum hat die Zahl der Grenzgänger sich ihrerseits fast vervierfacht von 3.000 auf 12.000, und ihr Anteil verdreifachte sich von 2,5% auf 7,3%. Die enorme Expansion der Pendler aber stand erst bevor. Von 1980 bis 2000 multiplizierte sich die Zahl der Grenzgänger mit 7 und stieg von knapp 12.000 auf über 87.000. Ihr Anteil schwoll auf ein Drittel aller Beschäftigten an. Dieses Jahr wurde nun das Kap der 120.000 überschritten.

Die konjunkturelle Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der jüngsten Vergangenheit brachte diesbezüglich nämlich keineswegs einen Einbruch. Es gab lediglich eine vorübergehende Verlangsamung der Expansion. Heute zählt der Arbeitsplatz Luxemburg über 200.000 Beschäftigte ohne Luxemburger Pass, das heißt neben über 120.000 Pendlern auch mehr als 80.000 Einwanderer.

In den hier erwähnten Zahlen sind die Mitarbeiter der europäischen Institutionen nicht mitgerechnet. Sie arbeiten nämlich, zumindest juristisch und statistisch gesehen, nicht im Großherzogtum Luxemburg, sondern in einer extra-territorialen Enklave, aus Luxemburger Sicht also gewissermaßen „im Ausland“. Die rund 7.900 Eurokraten – den amtlichen Statistiken zufolge hat sich ihre Zahl schon seit Jahren angeblich absolut nicht verändert! – pendeln also täglich von ihrem Wohnort Luxemburg zu ihrem „Arbeitsort Europa“. Daneben gibt es etwa 700 Pendler „in umgekehrter Richtung“, die in Luxemburg wohnen und in einem der drei Nachbarstaaten arbeiten.

Von den rund 121.000 Pendlern kommen übrigens 62.000 oder 51% aus Frankreich, 32.000 oder 27% aus Belgien und 27.000 oder 22% aus Deutschland.

In jüngster Zeit haben die Deutschen ihren Anteil etwas ausbauen können, wozu wahrscheinlich die verbesserte verkehrstechnische Anbindung an das Saarland beiträgt. Im Sinne eines sprachlichen Gleichgewichtes und des Erhaltes unserer Mehrsprachigkeit ist diese Kurskorrektur natürlich eher zu begrüßen.

Quelle: Confédération Générale de la Fonction Publique

In der kommenden Woche veröffentlichen wir Teil 2 “Arbeitskräfte, der wichtigste Motor der Wirtschaft”!