Ist die neue Familienabgabe sinnvoll?
Veröffentlicht
von
KaptanListe
am 27/10/2014 um 00:10
Geht es nach dem Willen der luxemburgischen Regierung unter Premierminister Xavier Bettel, muss jeder Arbeitnehmer bereits ab dem 1. Januar 2015 0,5 Prozent seines Bruttogehaltes als Familienabgabe abzwacken.
Schätzungen zufolge sollen die Steuerzahler so um rund 119 Millionen Euro erleichtert werden.
Mit dem zusätzlichen Geld will das Großherzogtum in erster Linie die Entwickling von Kindern in den ersten Lebensjahren fördern.
Einen Arbeitnehmer, der ein Bruttogehalt von 4.000 Euro monatlich hat, müsste davon also etwa 17 Euro abgeben.
Dabei ist es unerheblich, ob und wieviele Kinder er hat.
Einer von TNS Ilres kurzfristig durchgeführten Umfrage zufolge ist mit 71,1 Prozent der Bewohner von Luxemburg eine deutliche Mehrheit gegen die neue Abgabe.
Nur 10,6 Prozent hakten sie für eine gute Idee.
Uns würde interessieren, was Grenzgänger von der neuen Familienabgabe halten.
Immerhin plant die Regierung ja, auch Kinder von Grenzgängern von dem Geld profitieren zu lassen (z.B. durch Chèque Service auch für Pendler).
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Leider beschäftigen sich die wenigsten mit den Fakten hinter diesen Änderungen in Luxemburg.
Es muss immer folgende Strategie bzw Ablauf beachtet werden.
1. keine Änderung wird vorgenommen ohne eine Analyse der Mehreinnahmen bzw Mehrausgaben.
2. es gibt keine Änderung bei der die Mehrbelastungen bzw die Nutznießer der Änderung nicht klar beschrieben werden.
Dann zum Klartext:
Die oben beschriebenen Fakten und Daten beschreiben den Mittelwert zwischen Grenzgänger und Personen mit Wohnsitz in Luxemburg.
Trennt man die Gruppen jedoch auf wird schnell klar das es faktisch eine zwei Klassengesellschaft geben wird. Die dämpfenden Faktoren wie im Bericht beschrieben lassen sich für Grenzgänger nur in Ausnahmefällen Nutzen, im Gegenzug werden jedoch die Punkte gestrichen von denen viele Grenzgänger einen Vorteil hatten.
Ich denke das es nicht lange dauern wird bis die Zahlen offen gelegt werden müssen und dann werden wir alle sehen das wir halt doch nur billige Arbeitskräfte für Luxemburg sind die man je nach Bedarf vom Staat oder AG mehr melken kann als einen Einheimischen.
flyskybus
Irgendwie muss ja das Trambahnchaos finanziert werden!
Naja, wo das Problem jetzt genau liegt, oder wer mehr oder weniger dran Schuld ist, möchte ich nicht sagen. Ich für mich kann sagen, dass ich seit langem schon nichts mehr bei Amazon bestellt habe. Bei Facebook und Zalando war ich noch nie Kunde. Dementsprechend wenn wir uns alle mal am Riemen reisen würden, und keine Appel-Produkte kaufen würden, nichts mehr bei Zalando, Amazon, etc... kaufen würden und bei Facebook posten würden / einlogen würden. Dann würde dies Früchte tragen. Aber das bekommen wir nicht hin. Weil wir alle immer nur gerne jammern, aber das einzigste Instrument das wir haben, nutzen wir auch nicht!
Von der Politik brauchen wir denke ich nichts zu erwarten. Nehmen wir doch mal die Engländer, die immer schön von der Trockenlegung von Steueroasen predigen. Doch wem gehören beispielsweise die Kanalinseln an? --> England. Oder nehmen wir Amazon. Mit wem haben die Ihren Deal mit Luxembourg ausgehandelt? --> Mit Junker! Und wer ist jetzt an der Spitze der EU? --> Junker!
Dementsprechend bin ich der Meinung, dass die Politik es sich einfach macht und einfach schaut, wo bekommen wir am einfachsten Geld her? --> Vom Bürger / vom Arbeitnehmer, ergo machen wir mal eine kleine Steuer, fangen aber mal vorsichtig mit 0,5 % an.
henkel12
Steuern sparen ist kein Selbstzweck. Das wäre auch ziemlich unsinnig zumal die eingesparten Beträge sich mit nahezu Null Prozent verzinsen. In dem Moment, in dem die steuersparend verschobenen Gewinne ausgeschüttet werden, fällt die Steuer doch an. Längerfristige Steuervermeidung ist also nur dann sinnvoll, wenn das Geld beim Anschub von Projekten verbrannt wird. Und genau das passiert bei Amazon, Facebook, Zalando etc.
Bei den Aktionären liegt ein wesentlicher Teil des Problems. Die sind ja damit zufrieden, dass riesige Beträge steuervermeidend irgendwo geparkt anstatt an sie ausgeschüttet zu werden.
@Mimsafreddi1: as geht auch anders. Man mag ja gegen Putin sagen, was man will. Aber: der plant jetzt eine Steuerreform, nach der Russen auch dann Steuern in Russland zahlen müssen, wenn ihre Firma im Ausland ist - die Geschäfte aber in Russland getätigt werden. Und so etwas wäre auch in Europa leicht möglich: man muß nur den Umsatz einer Firma besteuern anstelle eines sowieso fiktiven Gewinns bzw. Verlusts (das können nämlich kreative Bilanzbuchhalter so machen, wie sie es gerade brauchen). So können sich die Jungs gerne alle arm rechnen oder ihre Zentralen nach Timbuktu verlegen: sobald Starbucks oder Amazon oder Apple hier in Europa einen Euro umsetzen, müssen sie davon sachemamal 5 Cent Steuern zahlen. Und Tsching! machts in der Kasse. Es kann doch wirklich nicht wahr sein, dass Apple über 30% Bruttorendite macht (!) und davon keine (!) Steuern zahlt.
Einziges Manko: der Politiker, der wirklich mal was ändern will, der muß erst noch geboren werden..... Schade.
henkel12
ich habe überhaupt nichts gegen Steuersparmodelle der Konzerne. Steuerwettbewerb ist nun mal ein legitimes Instrument der Wirtschaftspolitik und wird von allen Ländern betrieben.
Der Ansatz muss nicht sein, den "Reichen" etwas wegzunehmen und dann umzuverteilen. Die Politik muss daran arbeiten, dass das allgemeine Niveau der Lebenshaltungskosten endlich mal weniger schnell steigt.
Bei der ausgewiesenen niedrigen Inflation müsste das ja eigendlich so sein aber wir wissen alle, dass diese Statistik noch öfter und stärker manipuliert wird als alle anderen Wirtschaftsstatistiken.
mimsafreddi1
@Obi: Insbesondere, dass die "Grossen" dann einfach gehen und die "Kleinen" dann gar keine Steuern (inkl. Familienabgabe) mehr Zahlen...
Das mag ja alles richtig sein, es ist aber nun mal einfacher, dem "kleinen Mann" in die Tasche zu greifen wie z.B. den Großkonzernen Amazon o.ä., die gerne auch in L Steuern sparen.
Man könnte natürlich auch mal darüber nachdenken, warum so viele Betriebe in L gar keine Steuern zahlen.....
Aber wie gesagt: beim "kleinen Mann" geht das viel einfacher!
henkel12
Die niedrigen Lohnnebenkosten machen die Arbeitsplätze in Luxemburg attraktiv. Es ist beschäftigungspolitisch der völlig falsche Ansatz, Staatskonsum über so eine Abgabe zu finanzieren.
Um den Bevölkerungsgruppen mit niedrigerem Lohnniveau weiter zu helfen, müsste in Luxemburg dringend etwas an den Lebenshaltungskosten geändert werden.