Dadurch, dass er keine Wohnung zu einem annehmbaren Preis in seinem Heimatland gefunden hatte, hat der Luxemburger Georges, 36 Jahre alt, mit einem Teil seiner Familie entschieden, Luxemburg vor 11 Jahren zu verlassen und sich im Saarland niederzulassen.

Zu dieser Zeit machte der Staat nichts, um den Leuten zu helfen, angemessen wohnen zu können. Wir sind nur gut genug, um zu arbeiten und unsere Steuern zu zahlen; aber als Gegenleistung bekommen wir keine Unterstützung durch die Regierung, um gut leben und wohnen zu können“, bedauert er. Ihre Wahl fiel also auf Merzig, 50 Minuten Autofahrt von Luxemburg-Stadt entfernt und 1h30 mit dem Zug.

Gegen die Exhibitionisten

Gebürtig aus dem Gebiet Moselle stammend, wollte Georges sich auf dem Land niederlassen. Nicht in einem sterilen Wohngebiet ohne richtigen Charakter. Er wollte auch nicht in einer Trabantensiedlung wohnen, mit einer Mehrheit an Grenzgängern, v.a. aus Luxemburg, „die ihren Reichtum zur Schau stellen: Wettlauf mit demjenigen, der das größte Schwimmbad hat, erklärt er.

Er liebt die saarländische Mentalität, weniger sklerotisch als im Großherzogtum: “Die Menschen sind direkt, unkompliziert, ohne Schnickschnack. Sie akzeptieren uns leicht, wenn man sich einfach und nicht arrogant verhält“, legt er dar.

Für freundlichere Geschäfte und Behörden

Dort, wo er wohnt, mag er vor allem die Nähe zu den Geschäften und die große Auswahl an Produkten und Freizeitmöglichkeiten, das Ganze zu günstigen Preisen. “Die Geschäfte, Kinos oder auch das Schwimmbad sind weniger als 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Alles ist hier direkt oder sehr einfach erreichbar, die Atmosphäre ist ruhig und gemütlich“, erklärt er.

Sowohl bei den Ladenbesitzern als auch bei den Behörden zieht er die Effektivität und den Empfang wie ihn die Deutschen leben vor, Qualitäten, die für ihn „nichts mit den Luxemburger Praktiken zu tun haben“ und die er als ehemaliger Tourismusvertreter, der im Jahr 2010 dem öffentlichen Dienst im Großherzogtum beigetreten ist, und als Redakteur, wo er die Angebote der Sozialhilfe im direkten Kontakt mit den Kunden koordiniert, sehr wertschätzt.

Gegen die polizeiliche Aggressivität

Am Anfang verbrachte er die meiste Zeit seiner Freizeit auf Festen und Konzerten in Luxemburg. Sehr schnell hatte er genug von dem aggressiven Verhalten der Polizisten bei den Straßen- und Routinekontrollen am Abend und an den Wochenenden. Eine Form der Brutalität gegenüber den jungen Menschen, die ihm immer noch schwer im Magen legt, und die den Kontrast zu der zwar strengen aber respektvollen Einstellung der deutschen Polizei bildet.

Im Saarland hält er sich keineswegs mehr für einen Luxemburger, sondern eher für einen Grenzgänger. „Ich fühle kein Bedürfnis, wieder nach Luxemburg zurückzukehren. Ich habe mich an den deutschen Geist gewöhnt und fühle mich gut in Deutschland“, ergänzt er.

Für mehr Mitfahrerparkplätze an den Grenzen

Auch wenn er mehr Zeit für die Fahrten zwischen seinem Haus und seinem Arbeitsort braucht (zwischen 50 Minuten und 1h15, je nach Verkehrslage und erlaubter Geschwindigkeit- manchmal 150 km/h oder mehr auf der deutschen Autobahn), zieht er es trotzdem noch vor, in einer „Kommune menschlicher Größe“ zu arbeiten anstatt in einer großen Stadt. Früher hatte er eine Stelle in der Hauptstadt, dann aber hat er seine Versetzung zu seiner aktuellen Stelle beantragt.

“Was ich an Fahrtzeit verliere, gewinne ich an Lebensqualität wieder. Und in der Mittagspause kann ich in Ruhe spazieren gehen und von der Landschaft profitieren, ohne gestresst zu sein und von den Menschen, die der Zeit hinterher rennen, umgerannt zu werden“, erklärt er.

Was den Verkehr betrifft, so ist es nicht immer einfach. Mit der Fertigstellung des Hellange-Kreisels hat er zwar 15 Minuten Zeit pro Weg gewonnen, also in der Woche durchschnittlich 1h30. Diese täglichen Fahrten stressen und ermüden ihn aber weiterhin. Er beklagt auch die Politik des Landes in Bezug auf die Infrastruktur: „nicht genügend Spuren, nicht ausreichende verlässliche Transportalternativen oder Maßnahmen, um Fahrgemeinschaften zu fördern“.

Was fehlt ist ein großer P+R Mitfahrerparkplatz bei Schengen, auf Höhe der drei Grenzen, mit einem effizienten Busservice, der die Grenzgänger nach Luxemburg-Stadt oder in den Süden des Landes bringt“, bedauert er. „Denn die P+R an den Toren der Stadt nutzen nicht viel, denn davor steht man bereits im Stau.“

Trotzdem hat er die Chance, seine Arbeitszeiten in Funktion des Verkehrs organisieren zu können, um bestmöglich die Staus zu vermeiden. Aber auf Dauer ist das keine Lösung. Auch will er sich beruflich verändern, um näher an die deutsche Grenze zu rücken.

Im Moment ist es für ihn keine Option, wieder zum Leben ins Großherzogtum zurückzukehren. Einige Familienmitglieder haben es getan. Eine Entscheidung, die sie bedauern, sagt Georges, mit seiner Situation als Grenzgänger zufrieden. „Ich habe Kollegen, die im Norden von Luxemburg wohnen. Sie zahlen nicht nur exorbitante Mieten für ihre Wohnung, sondern sie brauchen sogar mehr Zeit als ich, um zur Arbeit zu kommen. Ich bleibe davon überzeugt, dass wir die richtige Wahl getroffen haben nach Deutschland zu gehen und dort zu bleiben“, beglückwünscht er sich.