Kann unsere Energieversorgung ohne bürokratischen Aufwand optimiert werden? „Ja“, sagt Sebastian Fontaine und liefert eine ausführliche Antwort auf diese Frage in seiner Masterarbeit an der eufom University Luxemburg. „Eine ökonomische und ökologische Evolution für den gesamten Strommarkt ist denkbar“, umschreibt Fontaine seine wissenschaftliche Arbeit. Was der 38-jährige hauptberufliche Ingenieur für Nachrichtentechnik und Elektrotechnik im Rahmen seiner Abschlussarbeit in Frage stellt, könnte in der Praxis den Strommarkt auf den Kopf stellen. Seine Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlichen Theorien und Erkenntnisse stehen im wahrsten Sinne des Wortes unter „Spannung“ und könnten die Umstellung auf Erneuerbare Energien vorantreiben.

„Strom sollte nicht nur als eigenständiges Gut in Kilowattstunden handelbar sein, sondern der Handel muss wesentlich erweitert werden. Der Fokus sollte sich auf die eigentliche Dienstleistung rund um die Bereitstellung von Strom richten, denn das ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der diversen Energieträger“, lautet eine Kernthese in der Masterarbeit von Sebastian Fontaine. Für den eufom Absolventen ergeben sich daraus gleich mehrere Vorteile bei der Strompreisfindung. Der Staat müsse nicht mehr jede einzelne  Erzeugungstechnik regulierend steuern, sondern kann sich ganz auf die Rolle eines Dirigenten beschränken. „Die Marktteilnehmer, deren Strom ohnehin uniform im Netz vermischt wird, sind dann die Spieler des Orchesters, die gemeinsam den Takt von 50Hz erzeugen. Die einzelnen Töne, sprich die Ursprungsquellen der Stromerzeugung, beispielsweise Wind und Sonne oder Kohle und Gas, sind qualitativ unterschiedlich und sollten nach meinen Überlegungen auch unterschiedlich je nach Regelungs-Fähigkeit entlohnt werden“, erläutert der Ingenieur weiter. Viele Probleme die den heutigen Strommarkt noch kennzeichnen, wie negative Preise und ein Übermaß an Bürokratie, würden sich nach seiner Ansicht in einem freien, dienstleistungsorientierten Strommarkt automatisch regeln.

Diese neuen Sichtweisen und Blickwinkel auf den Strommarkt hat der eufom Absolvent in der Schlussphase seines Studiums mit den Professoren der eufom University umfassend diskutiert. Der neue Ansatz, den Strompreis jenseits von Technologie und Bürokratie vor allem aus ökonomischer und rechtlicher Sicht zu betrachten, habe ihn fasziniert und die wissenschaftliche Hilfestellung seiner Betreuer tat ihr Übriges, um zu diesen Erkenntnissen zu gelangen. „Sebastian Fontaine hat eine Vordenker-Leistung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien geschaffen“, freut sich eufom Professor Dr. Thomas Gergen über das Ergebnis.

Der nächste Schritt wäre jetzt, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie ein solcher Strommarkt in der Praxis funktioniert; beispielsweise der Abgleich von Bedarf und Verbrauch mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung? Auch wenn dem Ingenieur die Praxistauglichkeit seines Modells unter den Fingernägeln brennt, die Antwort auf diese Frage wird warten müssen. „Das würde jetzt nach Abschluss meines Studiums bei Weitem den zeitlichen Rahmen sprengen, den ich als hauptberuflicher Ingenieur  und Projektmanager in Luxemburg zur Verfügung habe“, erklärt Fontaine. Auf jeden Fall ist der im saarländischen Perl wohnende eufom Absolvent froh über seine Themenwahl für die Masterarbeit. „Ich hatte ein Thema, in das ich viel Herzblut stecken konnte“, lautet die Bilanz von Sebastian Fontaine und fügt hinzu: „Ich hoffe damit auch einen Grundstein für weitere Forschungen auf diesem Gebiet gelegt zu haben und bin bereit daran weiter mitzuwirken.“