Wie Luxemburg ist auch die Schweiz ein attraktives Land, was die Beschäftigung betrifft. Jeden Tag überqueren tausende von Grenzgängern die schweizerische Grenze, um arbeiten zu gehen. Wir haben Marylène interviewt, die als Sprechstundenhilfe in einer Genfer Klinik arbeitet und seit vielen Jahren Grenzgängerin ist.

Die Wechselkurse beobachten, um noch mehr zu verdienen

Wie so oft spielt bei einem Grenzgänger das Gehalt eine bedeutende Rolle. Eine der Besonderheiten der Schweiz ist ihre Währung. Denn dort wird man in Schweizer Franken bezahlt, was die Arbeiter, die nicht in der Schweiz wohnen, dazu zwingt, ihre Devisen zu wechseln. Dies kann man „entweder direkt über die Bank machen oder mit seinem (Bar) Geld in eine Wechselstube gehen.“

Manchmal muss man Tricks finden, um mehr zu verdienen. Marylène erklärt, dass „es zwischen den Banken und den Wechselbüros eine starke Konkurrenz gibt und man deshalb regelmäßig nachschaut, wer die besten Tarife anbietet, um von den vorteilhaftesten Geldwechsel zu profitieren.“

Kein Benzin, keine Zigaretten

Man braucht nicht die Grenze zu überqueren, um einmal voll zu tanken. Die Schweiz kennt keinen Tanktourismus wie das Großherzogtum. Und der Preis der Zigaretten ist weit davon entfernt, attraktiv zu sein. Alles in allem ist es günstiger, seine Einkäufe in Frankreich zu erledigen.

Man könnte glauben, dass die Helvetier sich hinter der Grenze verstecken, und doch, diese kann für sie selbst perverse Effekte haben.  Die Zöllner haben eine Höchstgrenze für Käufe außerhalb des Landes durchgesetzt. „Die meiste Zeit reicht es, den Zöllnern zu erklären, dass man nichts zu deklarieren hat und man kann passieren. Aber wenn sie entscheiden, Sie zu kontrollieren und Sie die Höchstgrenze überschreiten, dann kann es eine strenge Strafe geben, die manchmal bis zu 1.000 € erreicht“, erläutert uns Marylène.

Keine Mitgliedschaft bei der schweizerischen Sozialversicherung

Eine Person, die in Luxemburg beschäftigt ist, ist unausweichlich bei der Sozialversicherung des Landes Mitglied. Rechnen Sie nicht damit in der Schweiz! Vor einigen Jahren musste man einen Versicherungsvertrag abschließen, um als Grenzgänger abgedeckt zu sein. Heute zwingt der französische Staat die Arbeiter, sich bei der französischen Sozialversicherung anzumelden. Um besser abgedeckt zu sein, hat Marylène eine Zusatzversicherung abgeschlossen.

„Es gibt Staus in Genf, aber sie sind nicht unüberwindbar“

Wenn man von der Arbeit in Luxemburg spricht, spricht man normalerweise auch von Transportproblemen. Für Marylène, die in einem Dorf in der Haute-Savoie wohnt, verursacht das kein Kopfzerbrechen. Sie braucht eine Stunde mit dem Auto, um zur Arbeit zu kommen und die Strecke ist keine Rundreise, Sie gesteht ein: „Ja, manchmal gibt es Staus in Genf, aber sie sind nicht unüberwindbar.“

Jedoch arbeitet sie in der Peripherie der Hauptstadt und erklärt, dass im Zentrum der Stadt die Situation anders ist. Die Schweizer versuchen jetzt schon seit mehreren Jahren, die Stadt vom dichten Verkehr zu befreien.

Um auf den schweizerischen Autobahnen fahren zu dürfen, muss man eine Vignette im Wert von 40 € hinter seine Windschutzscheibe kleben. Einen Betrag, den Marylène nicht bezahlt, da sie nur die „alternativen Routen benutzt, um zu ihrer Arbeit zu kommen“. Vor einigen Jahren wohnte sie in Annemasse, eine Stadt an der Grenze, die an die schweizerische Hauptstadt angelagert ist. Damals wechselte sie zwischen dem Bus und den Straßenbahnen ab und brauchte 45 Minuten, um zur Arbeit zu kommen. Zum Vergleich: Zu Fuß brauchte sie 1 Stunde. „Das echte Problem war, dass es nicht genügend Busse gab, nun haben sie das verbessert.“

Und die schweizerische Mentalität?

In der Schweiz, und besonders im Kanton Genf, wird die französische Sprache benutzt. Und im Gegensatz zu dem, was man denkt, ist die Fremdsprache, die häufig für eine Arbeitsstelle verlangt wird, nicht Deutsch, sondern Englisch: „Deutschsprechen zu können ist zweitrangig, aber es bleibt ein Plus.“

Die Schweizer scheinen zudem offen. Selten gibt es Einwohner, die sich dafür entscheiden, eine andere Sprache zu sprechen, um einem Ausländer aus dem Weg zu gehen. Gewiss hat Marylène ein paar unangenehme Situationen erlebt: „Einmal habe ich in einer Zeitarbeitsfirma eine Beraterin getroffen, die anti-französisch war. Aber das bleibt ein Ausnahmefall. Ich habe Schweizer Kollegen und diese sind genial, ich habe wirklich nichts zu klagen.“

Schätzen sie aber die Grenzgänger? Gewisse eidgenössische Politiker zeigen sich ihnen gegenüber aggressiv, ein Kontext, der sich von der luxemburgischen Regierung unterscheidet. Zudem wünschten 50,3 % der Schweizer bei einer Abstimmung im Februar 2014, dass sich die Einschränkungen für die Migration auch auf die Grenzgänger anwenden, wohingegen in Luxemburg 45% der Einwohner Ausländer sind (23% in der Schweiz).

Man kann denken, dass die luxemburgischen und schweizerischen Grenzgänger die gleichen Vorteile und Alltagsprobleme eines im Ausland arbeitenden Menschen kennen. Aber Arbeiten und Schlafen haben nicht das gleiche Gesicht in einem Land und in einem anderen. Kann man Luxemburg und die Schweiz miteinander vergleichen? Die Situation scheint stark unterschiedlich zu sein!