Die Luxemburger Wirtschaft ist erstaunlich. Das kleine Land hat eine Wirtschaftsleistung von rund 80 Milliarden Euro. Dazu tragen nicht nur 293.000 gebietsansässige Arbeitskräfte bei, sondern auch 220.000 Grenzgänger. Eines jedoch erstaunt die Analysten immer wieder. Die Produktivität (BIP pro geleisteter Arbeitsstunde) stagniert oder fällt sogar leicht. Dabei sollten künstliche Intelligenz und immer besser gebildete Arbeitskräfte doch genau das Gegenteil bewirken.

Der nationale Produktivitätsrat, der sich aus Unternehmern, Gewerkschaftlern und Wissenschaftlern zusammensetzt, hat gerade seinen Bericht vorgelegt und glaubt, eine der Ursachen ausgemacht zu haben. Die Chef-Etagen der Unternehmen in Luxemburg sind Mitschuldschuld, heißt es in dem Bericht. (Daneben wird natürlich verlangt, die Regeln zu lockern und die Forschung und Entwicklung voranzutreiben).

In dem 80-seitigen Bericht heißt es: “Ein weiteres wichtiges Element, das es zu berücksichtigen gilt, ist die Unternehmensführung, einschließlich der Management- und Geschäftsführungskompetenzen. Zahlreiche Studien legen einen positiven Zusammenhang zwischen den Managementfähigkeiten innerhalb eines Unternehmens und der Produktivität des Unternehmens nahe.” Und: “Luxemburg scheint im internationalen Vergleich einen Mangel an Managementfähigkeiten zu haben.”

Fortbildung für Direktoren

Der Rat ist der Meinung, dass die Chefs durchaus noch etwas lernen können und will sie in Fortbildungen schicken: “Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Führungskräfte und Manager für das Thema sensibilisiert werden und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln, um sich mit den verschiedenen Managementmethoden und den besten Praktiken in diesem Bereich vertraut zu machen. Die Weiterbildung von Führungskräften ist ebenso entscheidend wie die von Arbeitnehmern und sollte in Zusammenarbeit mit Berufsverbänden und -kammern erfolgen, um die Zielgruppe so gut wie möglich anzusprechen.”

Aber auch Hilfe von Außen könnte dem Unternehmen guttun. “Externe Experten” könnten dabei helfen, “Bremsklötze” für die Produktivität in den Unternehmen zu entfernen, schreibt der Rat. Zusammen mit diesen Experten und der Belegschaft könnten dann Pläne für gezielte Fortbildungen gemacht werden. Natürlich können auch Mitarbeiter mit den notwendigen Kompetenzen aus dem Ausland angeworben werden.

Nicht nur Privatunternehmen kriegen ihr Fett weg. Der Rat verteilt einen Seitenhieb auf die Luxemburger Behörden. Das Gesagte würde auf die Behördenleitungen genauso zutreffen. Auch hier könnten Fortbildungen für die Chefs Abhilfe schaffen.

Und, als ob die Mitarbeiter es nicht schon gewusst hätten: “Ein zusätzlicher Punkt, der in direktem Zusammenhang mit dem Thema Unternehmensorganisation und -führung steht, ist das Wohlbefinden der Arbeitnehmer. Dieser Aspekt wird bei der Analyse der Produktivität oft zu Unrecht vernachlässigt. Der Bereich umfasst sowohl die Sicherheit und Gesundheit als auch die Lebensqualität am Arbeitsplatz.

Investitionen in ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld sind für Unternehmen vorteilhaft und fördern ihre Produktivität”, so der nationale Produktivitätsrat. Die diesjährige Ausgabe des Quality of work Index hatte gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen in Luxemburg sich das dritte Jahr in Folge verschlechtert haben. Die Studie hatte aufgedeckt, dass Arbeitnehmer zu Drogen und Alkohol greifen.

Im Januar hatte der Luxemburger Forscher Andreas Sintos von der Universität Luxemburg eine Metastudie vorgelegt in der er feststellt, dass Vielfallt unter den Arbeitnehmern (insbesondere vielfälltige Geburtsorte und genetische Vielfallt) dabei helfen können die Wirtschaft anzukurbeln.

 

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