Auch im Dezember des vergangenen Jahres ist die Preissteigerungsrate in Luxemburg erneut unter der Marke von 6 % geblieben. Die Tripartite-Maßnahmen beginnen sich in den Zahlen bemerkbar zu machen. Etwas unglücklich für die Arbeitnehmer: der für das Auslösen einer neuen Indextranche notwendige Schwellenwert ist knapp verpasst worden.

Laut Pressemitteilung des Statistikinstitutes Statec vom vergangenen Montag liegt die Steigerungsrate von 5,37 % (im Jahresvergleich) jedoch leicht unter den 5,94 % vom Vormonat. Es ist der zweite Monat in Folge, in dem die Preissteigerungsrate wieder bei unter 6 % liegt.

Jahresinflationsrate von 6,3 %

Im Gesamtjahr 2022 lag die Preissteigerungsrate in Luxemburg mit 6,3 %  überdurchschnittlich hoch, wie die neuen Zahlen von Statec zeigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag sie erst bei 2,5 %. Im Jahr des Corona-Stillstands 2020 waren es hingegen nur 0,8 %. Grund: der Ölpreis war wegen einer schrumpfenden Nachfrage stark eingebrochen.

Benzin und Diesel billiger

Hintergrund des Rückgangs der Preissteigerungsrate im Dezember waren die Energiepreise, so Statec. Verglichen mit dem Vormonat November waren Ölprodukte zuletzt etwa 8,8 % günstiger. Für einen Liter Diesel mussten die Verbraucher im Dezember 11,5 % weniger zahlen als im Monat zuvor. Benzin kostete 12,3 % weniger als im November, Heizöl sogar 18 % weniger.

Verglichen mit dem Vorjahr bleiben die Preise für Ölprodukte aber weiterhin deutlich höher, was auch das weiter hohe Niveau der Preissteigerungsrate erklärt: Im Schnitt kosteten sie im Dezember 15,8 % mehr als im Dezember 2021.

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Lebensmittelpreise steigen weiter

Bestimmt haben auch Sie es selber schon bemerkt: weiter steigen derweil die Lebensmittelpreise. Im Vergleich mit dem Vormonat ist es ein deutliches Plus von 0,5 %. Im Vormonat war es nur ein Plus von 0,2 %. Die höchsten Preisanstiege im Monatsvergleich wurden bei frischem Gemüse (plus 5,1 %), frischem Fisch (plus 4,8 %), Babynahrung (plus 2,7 %) und bei Frühstücksflocken (plus 2,2 %) gemessen. Die Preise für frisches Obst, Brot und Schweinefleisch waren im Dezember hingegen leicht günstiger als im Vormonat November.

Im Vergleich mit dem Vorjahr fallen die Preissteigerungen bei Lebensmitteln überaus heftig aus. Im Schnitt lagen sie im Dezember 2022 satte 11 % höher als im Dezember 2021. Für Brot und Fleisch müssen die Verbraucher fast 12 % mehr zahlen als vor einem Jahr. Bei Milchprodukten, Eiern und Kaffee beträgt die Preissteigerungsrate mehr als 14 %.

Wann kommen die nächsten Indextranchen?

Bedingt durch die hohen Preissteigerungen fallen im Großherzogtum automatisch ebenfalls die Indextranchen (automatische Anpassung von Gehältern und Renten an gestiegene Lebenshaltungskosten) schneller hintereinander. Nachdem eine Tranche im Januar 2020 und eine im Oktober 2021 ausgelöst wurde, waren es 2022 bereits zwei Tranchen – eine im April und eine im Juli.

Letztere wurde damals jedoch nicht ausbezahlt, sondern gemäß dem ersten umstrittenen „Tripartite-Abkommen“ auf April 2023 verschoben. Als Entschädigung für Gehaltsempfänger gibt es unter anderem einen Energie-Steuerkredit.

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Eine weitere Indextranche hätte, den vorletzten Vorhersagen von Statec zufolge, noch vor Ende des Jahres 2022 fallen sollen. Dies wollte die Regierung jedoch verhindern: Mit dem Maßnahmenpaket aus den letzten Tripartite-Verhandlungen sollte die Preissteigerungsrate derart abgebremst werden, dass 2022 keine weitere Tranche mehr kommt. Das Ziel wurde offensichtlich erreicht.

Laut den neuen Prognosen soll die nächste Indextranche im „ersten Quartal des Jahres 2023“ fällig werden. In welchem Monat genau das der Fall sein wird, bleibt aber ungewiss. Theoretisch könnte es im Januar oder im Februar passieren. Sollte es jedoch bis März dauern, dann gäbe es im April gleich einen doppelten Geldsegen: Schließlich soll dann die im Sommer des vergangenen Jahres verschobene Tranche ausgezahlt werden.

Index und Inflation

Ob es bei diesen zwei Tranchen bleiben wird, ist abzuwarten: Laut dem wahrscheinlichsten Statec-Szenario könnte im letzten Quartal des luxemburgischen Wahljahres 2023 nämlich noch eine zusätzliche dritte Tranche fällig werden. Statec geht davon aus, dass sich die Jahresinflationsrate 2023 auf 3,4 % belaufen wird. Alles deutet derzeit jedenfalls darauf hin, dass der Staat diese den Unternehmen „ersparen wird“ und die anfallenden Kosten selber übernehmen wird. Eine neue Tripartite-Runde dürfte dann einberufen werden.

Danach soll es dann bis ins Jahr 2024 dauern, ehe wieder eine, oder vielleicht auch mehrere Tranchen fällig werden. Dann nämlich, wenn die Sonder-Maßnahmen auslaufen – und die Preise auf einen Schlag nach oben springen.

Preise in Eurozone steigen schneller

Die Inflationsrate in Luxemburg liegt derzeit deutlich unter dem durchschnittlichen Niveau in der Eurozone: Während sie im Großherzogtum zu Jahresbeginn 2022 stetig höher war als der Durchschnitt der Eurozone, so ist das seit August nicht mehr der Fall. Im Dezember lag die Preissteigerungsrate hierzulande (den harmonisierten Eurostat-Zahlen zufolge, die anders berechnet werden) bei 6,2 %, in der Eurozone jedoch bei deutlich höheren 9,2 %.