Seit Mitte März gibt es inzwischen Grenzkontrollen seitens Deutschlands, wenn man aus Luxemburg oder Frankreich einreisen möchte.

Doch wann sollen die aufgrund der Corona-Krise geschlossenen innereuropäischen Grenzübergänge wieder frei passierbar sein?
Um diese Frage ist ein saftiger politischer Streit entbrannt – hat doch Deutschlands Innenminister Horst Seehofer der Hoffnung auf eine baldige Öffnung eine Absage erteilt und jüngst angekündigt, die Grenzkontrollen mindestens bis zum 15. Mai bestehen lassen zu wollen.

Kein Wunder also, dass die Fahnen im geschichtsträchtigen Grenzort Schengen inzwischen auf Halbmast stehen.
Grenzgänger dürfen die Grenzen weiter passieren, müssen aber aufgrund der Kontrollen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Luxemburg ist sauer

Auch beim luxemburgischen Premierminister Xavier Bettel kommt die unveränderte Situation nicht gut an: “Eine ganze Menge Leute haben das falsch verstanden. Soziale Distanz heißt nicht nationale Distanz. Es heißt nicht, dass die Länder auf einmal nichts miteinander zu tun haben wollen”, sagt er. “Im Moment ist es so, dass ganz viele Länder einseitig Entscheidungen getroffen haben, ohne mit ihren Nachbarn zu reden.”

Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn findet deutliche Worte.
Die Symbolik allein sei verheerend und die politische Idee von Schengen in Gefahr.
“Die deutsche Polizei in Schengen auf der Brücke: Ich habe Berlin gesagt, dass das nicht gerade ein gutes Bild abgibt”, sagt Asselborn. “Beim Außenministerium gibt es da auch viel Verständnis, aber das Innenministerium hat da eben eine andere Meinung. Dort denkt man, man könne mit Grenzschließungen ein Virus aufhalten.” Das sei aber falsch.

Leiden muss also auch der ohnehin gebeutelte Einzelhandel diesseits der Grenze.
Denn normalerweise kommen Luxemburger gerne zum Einkaufen nach Deutschland.

Bürgermeister laufen Sturm

Sauer ist auch Léon Gloden, der Bürgermeister der Grenzgemeinde Grevenmacher
“Die Hauptverkehrsader von der Brücke zur Autobahn nach Luxemburg-Stadt geht quer durch den Ort.
In normalen Zeiten überqueren die Brücke täglich mehr als 15.000 Wagen. Durch die Kontrollen haben wir jetzt Staus von drei, vier Stunden. Damit haben wir auch höhere Emissionswerte durch Abgase.”

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Dutzende Bürgermeister der Grenzgemeinden haben schon Protestbriefe verschickt – bislang ohne Erfolg.
Eine Tatsache hat besonders für einen üblen Beigeschmack gesorgt: Während normale Bürger nicht mehr im Nachbarland einkaufen dürfen, hat sich die deutsche Bundespolizei mehrfach beim Tanken in Luxemburg erwischen lassen.
Der Sprit ist in Luxemburg eben deutlich günstiger.

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