Milchbauernverband hält neuen Lieferstopp für möglich

Der Milchbauernverband BDM hält angesicht des massiven einen neuen Lieferstreik in den kommenden Monaten für möglich. Ein Lieferstopp ähnlich wie im Frühjahr 2008 “sei auf jeden Fall denkbar”, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer der Nachrichtenagentur AFP. Ob es tatsächlich zum Streik komme, hänge davon ab, wann aus Sicht der Landwirte “das Maß voll” sei. Unterdessen kündigte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner einen Krisengipfel des Deutschen Bauernverbandes noch in dieser Woche an. Die Lage der Bauern insbesondere nach den massiven Milchpreissenkungen der Discounter sei bereits “mehr als angespannt”, fügte Foldenauer hinzu. Rein wirtschaftlich betrachtet sei ein Lieferstopp aus Sicht der Landwirte “noch nie so billig wie jetzt” gewesen, da die Milchpreise ohnehin ein Langzeittief erreicht hätten, sagte der BDM-Sprecher.

In den kommenden Wochen planten die Milchbauern zunächst Protestaktionen auf europäischer Ebene anlässlich zweier Treffen der EU-Agrarminister in Brüssel und im tschechischen Brünn, sagte Foldenauer. Dabei werde beobachtet, inwieweit die Minister auf die Belange der Bauern eingingen. Nicht zuletzt sei ein neuer Milchlieferstreik auch davon abhängig, “wie sich die Stimmung der Milchbauern in den anderen europäischen Ländern entwickelt”, sagte der BDM-Sprecher. Der Lebensmitteleinzelhandel führe einen “gnadenlosen Wettbewerb” auf dem Rücken der Landwirte, sagte Sonnleitner im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Die Raubritter im Mittelalter seien im Vergleich zu den Lebensmittelhändlern noch “milde Samariter oder Friedensengel” gewesen, kritisierte er. Die Spitzen des Lebensmitteleinzelhandels seien die reichsten Leute in Deutschland – “und das wollen sie scheinbar noch mal mehren auf Kosten und Verlust von Bauernhöfen, Arbeitsplätzen und vom Mittelstand”. Aldi und die Rewe-Discounttochter Penny hatten am Montag die Preise für Trinkmilch und viele Milchprodukte drastisch gesenkt.

Preissenkung um 7 Cent

Ein Liter frische Vollmilch etwa kostet bei Aldi nur noch 48 Cent, sieben Cent weniger als in der Vorwoche. Die Milchbauern hatten erst in der vergangenen Woche gegen die niedrigen Preise protestiert. Sie bekamen bislang im Schnitt 24 Cent pro Liter Milch; der Milchbauernverband BDM schätzt, dass dieser Preis nun auf unter 20 Cent sinken wird. Kostendeckend arbeiten die Milchviehbetriebe demnach bei einem Preis ab 40 Cent pro Liter.