„Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, sagte Lothar Wieler gestern.
Damit fasst der Chef des Robert-Koch-Instituts wohl zusammen, was gerade passiert.
Er zeigte sich in einer Onlinekonferenz mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) am Mittwochabend fassungslos darüber, dass offenbar noch immer viele Menschen nicht den Ernst der Lage begriffen haben.

Die Zahl der Neuinfektionen steige steil an, und tatsächlich dürfte sie weitaus höher sein als bekannt:
„Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich.“ Hinter den mehr als 50 000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, „verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele“, so der RKI-Chef.

„Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“

Tatsächich hat das RKI am Donnerstagmorgen 65.371 Neuinfektionen gemeldet.
Die Sieben-Tage Inzidenz gibt das Institut mit 336,9 an, am Vortag lag sie bei 319,5. 264 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. Vor einer Woche waren es 235 Todesfälle.

Wieler sprach sich auch für die konsequente Durchsetzung von 2G-Regeln, also den Zutritt zu vielen Bereichen nur für Geimpfte und Genesene, aus.
„Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen“, sagte er.
Um das Impf-Tempo zu erhöhen, sollte auch in Apotheken geimpft werden.

2G und Lockdown im Gespräch

Ohnehin wird erwartet, dass die am heutigen Donnerstag stattfindende Bund-Länderkonferenz 2G für ganz Deutschland beschließt.
Erst recht bei den aktuell registrierten Neuinfektionen.
Das geht aus der Beschlussvorlage für den um 13 Uhr beginnenden Bund-Länder-Gipfel hervor.
Darin heißt es: Der Zugang zu „Freizeitveranstaltungen und -einrichtungen, Kulturveranstaltungen und -einrichtungen, Sportveranstaltungen und -ausübungen und übrigen Veranstaltungen – insbesondere in Innenräumen -, gastronomischen Einrichtungen, körpernahen Dienstleistungen und Beherbergungen „solle sich auf Geimpfte und Genesene beschränken, um die Infektionsdynamik zu brechen.
Auch im Gespräch ist die Möglichkeit eines bundesweiten Lockdowns.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will im Anschluss gegen 18 Uhr in einer Pressekonferenz über die Ergebnisse informieren.

 

 

Kinder-Impfungen noch vor Weihnachten

Das Bundesgesundheitsministerium rechnet damit, dass ein Corona-Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren wohl bis kurz vor Weihnachten verfügbar sein könnte.
Eine mögliche Zulassung für diese Altersgruppe könne für den Impfstoff von BioNTech/Pfizer noch im November erwartet werden, heißt es in einem Bericht des Ressorts zu den Bund-Länder-Beratungen.
“Erstmalig verfügbar in Deutschland wird dieser Kinder-Impfstoff vorbehaltlich der Zulassung voraussichtlich ab dem 20. Dezember 2021 sein.”

Auch das Saarland hat bereits mitgeteilt, im Dezember Kinder ab fünf Jahren impfen lassen zu wollen.