Bis zum 28. November läuft in Luxemburg eine groß angelegte Kampagne für kostenlose HIV-Tests. Wir hatten diese Seuche schon (fast) vergessen. Dennoch ist Aids immer noch sehr präsent. Und im Jahr 2021 wurden in Luxemburg immer noch 50 neue HIV-Infektionen registriert.

Zugegeben, in der Vergangenheit waren die Zahlen noch schlimmer. Aber das im Land eingesetzte AIDS-Überwachungskomitee stellt fest, dass diese Zahl im Vergleich zu 2020 gestiegen ist…

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Im vergangenen Jahr wurden 103 Personen mit dem Virus beim nationalen Dienst für Infektionskrankheiten neu registriert. Somit würden derzeit fast 1.300 Menschen im Großherzogtum leben, die das Virus in sich tragen.

Statistisch gesehen ist es aber auch so, dass “15% der Menschen mit HIV nicht diagnostiziert werden”. Das luxemburgische Gesundheitsministerium will die Europäische Testwoche nicht verstreichen lassen, ohne zu handeln.

Bis zum 25. November wird das DIMPS-HIV-Testing-Mobil des Roten Kreuzes auf dem Kirchberg-Campus präsent sein und den Studenten, aber auch allen anderen Personen, die dies wünschen, die Möglichkeit bieten, sich testen zu lassen. Das Ganze per Schnelltest, kostenlos und anonym (von 11:30 bis 14:30 Uhr).

 

Diese Woche kann sich jeder, der möchte, auch in einem der Partnerlabors der Woche (Ketterthill, Bionext oder Laboratoires réunis) oder in den Analysezentren der Zithaklinik und des Kirchberg-Krankenhauses testen lassen. Auch hier gilt: keine Kosten und garantierte Anonymität.

Selbstverständlich kann man sich neben dieser einmaligen Aktion auch das ganze Jahr über testen lassen. Sei es bei der HIV-Beratung des Roten Kreuzes, im Centre LGBTIQ+ Cigale, im CHL in Luxemburg-Stadt oder im Laboratoire national de santé in Dudelange und im Centre hospitalier Emile-Mayrisch in Esch-sur-Alzette.

AIDS - eine uns seit langem begleitende Krankheit

Die Immunschwächekrankheit AIDS wird durch das HI-Virus (HIV) verursacht. Ungeschützter Sex ist in Deutschland der mit Abstand häufigste Infektionsweg. Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten Vieles erreicht worden ist, kommt es in Deutschland jährlich zu mehreren 1.000 Neuinfektionen. Besonders betroffen sind Männer, die Sex mit Männern haben.

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Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, bekommen häufig wenige Tage bis Wochen nach der Ansteckung Symptome, die einem grippalen Infekt ähneln. Ein bis drei Monate nach Ausbruch der Infektion können die Antikörper, die der Organismus gegen die HI-Viren gebildet hat, im Blut nachgewiesen werden.

Rheinland-Pfalz verfügt über ein dichtes Versorgungsnetz für HIV-Infizierte. Um einer unbewussten Weiterverbreitung des Virus entgegenzuwirken, können sich Bürgerinnen und Bürger in Rheinland-Pfalz kostenlos auf HIV untersuchen lassen.

Wer wissen will, ob er mit HIV infiziert ist, kann sich - auf Wunsch auch völlig anonym - an sein örtliches Gesundheitsamt wenden. Dort wird eine Blutprobe entnommen und zur Untersuchung ins LUA geschickt. Neben den Gesundheitsämtern können auch Drogenberatungsstellen, Suchtklinken und Justizvollzugsanstalten dieses kostenlose Angebot des LUA nutzen.

Weltumspannende Immunschwächekrankheit

Ende 2020 lebten weltweit 37,7 Millionen Menschen mit HIV. 84 % wussten von ihrer HIV-Infektion. 6,1 Millionen lebten unwissentlich mit HIV. 28,2 Millionen hatten Ende Juni 2021 Zugang zu HIV-Medikamenten.

2021 lebten weltweit leben 338.4 Millionen Menschen mit HIV. Davon haben 28.7 Millionen Menschen Zugang zur antiretroviralen Therapie. Vor zehn Jahren waren es erst 8.1 Millionen. 650'000 Menschen starben 2021 an Aids, im Jahr 2011 waren es noch 1.7  Millionen.

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Die Fallzahlen im Rheinland-Pfalz

Etwa 1.430 HIV-Infektionen entfallen dabei auf Männer, die Sex mit Männern hatten. 370 Personen haben sich über heterosexuelle Sexualkontakte, etwa 200 über intravenösen Drogengebrauch mit dem HI-Virus infiziert. Hinzu kommen mehr als 385 Menschen, die sich im Ausland mit HIV angesteckt haben.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt, dass mehr als 320 (13,5 %) HIV-Infektionen von Menschen, die in Rheinland-Pfalz leben, nichtdiagnostiziert sind. Weiterhin wissen somit viele Betroffene gar nicht von ihrer HIV-Infektion.

 HIV-Neuinfektionen & -Diagnosen

2020 haben sich etwa 65 Menschen in Rheinland-Pfalz neu mit HIV angesteckt. Im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt fallen die HIV-Neuinfektionen in Rheinland-Pfalz damit vergleichsweise niedrig aus.

Die geschätzte Zahl der HIV-Erstdiagnosen im Jahr 2020 liegt bei 95. Die Unterscheidung zwischen HIV-Neuinfektionen und HIV-Neudiagnosen ist wichtig: oft liegen zwischen Ansteckung und Diagnose mehrere Monate bis Jahre. Da die Zahl der geschätzten HIV-Erstdiagnosen die Zahl der geschätzten Neuinfektionen übersteigt, sinkt somit allmählich die Dunkelziffer.

30 (31,6 %) der HIV-Neudiagnosen des Jahres 2020 erfolgten erst bei fortgeschrittenem Immundefekt, also im AIDS-Stadium oder kurz davor.

Dieser hohe Wert ist sehr bedenklich: denn durch eine frühzeitige Diagnose und damit auch einem früheren Behandlungsbeginn kann ein Fortschreiten der HIV-Infektion und das Eintreten von AIDS heute fast immer verhindert werden.

Die geschätzten Todesfälle bei HIV-Infizierten liegen für das Jahr 2020 bei 15. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die Gesamtzahl der Todesfälle in Rheinland-Pfalz seit Beginn der Epidemie auf 1.090.

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Wer hat die höchste Aids Rate?

In Deutschland leben rund 91.400 Menschen mit HIV. 2020 haben sich 2.000 Menschen neu mit HIV infiziert. Tendenz: sinkend. 97 % der Menschen mit HIV-Diagnose nehmen HIV-Medikamente.

Ende 2020 lebten in Rheinland-Pfalz geschätzt mehr als 2.370 Menschen mit HIV, davon über 1.820 Männer und über 550 Frauen.

Die am stärksten von HIV und Aids betroffenen Region der Welt sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara: 67 % aller HIV-Infizierten leben in Sub-Sahara-Afrika. 60 % aller Neuinfektionen 2020 passierten in diesem Gebiet.