Busfahren – und zwar ohne Busfahrer: das wird vom kommenden Jahr an in Luxemburg getestet. Dann werden zwei autonom fahrende Shuttles auf den Straßen des Großherzogtums unterwegs sein. Der australisch-neuseeländische Spezialist Ohmio wird diese Fahrzeuge dann im Auftrag der luxemburgischen Eisenbahngesellschaft CFL betreiben.

Ohmio will demnach in Luxemburg sein Büro eröffnen, um potenzielle Partnerschaften mit der CFL, dem Automotive-Dienstleister IEE und der Busgesellschaft sowie ÖPNV-Dienstleister Sales-Lentz auszuloten. Laut der luxemburgischen Wirtschaftsförderung im Ausland, Trade & Invest, ist das auf drei Jahre angelegte Projekt in Luxemburg das erste seiner Art in Europa.

Erst in der vergangenen Woche hatten Wissenschaftler der Universität Luxemburg im Rahmen des „360Lab“-Projekts erstmals ein komplett von Sensorik und Robotik gesteuertes Auto samt „ziviler“ Fahrgäste einige Runden drehen lassen.

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Doch die Lösungen von Ohmio gehen über die reinen Fahrzeuge hinaus. „Ursprünglich sind wir ein Infrastrukturunternehmen. Wir arbeiten seit über zwei Jahrzehnten mit intelligenten Verkehrssystemen, bei denen die Infrastruktur mit den Fahrern kommunizieren kann“, so  der CEO von Ohmio, Mohammed Hikmet.

„Im Jahr 2015 beschlossen wir, darüber nachzudenken, wie diese Kommunikation mit Fahrzeugen ohne Fahrer erfolgen könnte, und zwei Jahre später hatten wir unser erstes autonomes Shuttle entwickelt, das mit seiner Umgebung kommunizieren kann.“ Die Fahrzeuge von Ohmio sind bereits in Neuseeland, Australien, China und Südkorea im Einsatz.

Warum die Ohmio-Wahl auf Luxemburg fiel

Dass Ohmio für Europa in Luxemburg Fuß fasst, bedeutete jedoch eine vierjährige Vorbereitungszeit. Bereits 2018 gab es auf dem Weltkongress für intelligente Transportsysteme in Kopenhagen erste Kontakte untereinander, zwischen der Luxemburger Innovationsagentur Luxinnovation und Ohmio. Doch erst 2020 veröffentlichte die luxemburgischen Eisenbahn eine entsprechende Ausschreibung, die Ohmio gewann.

Laut Robert Sykora, dem neu ernannten Direktor von Ohmio für Europa, erkannte man schnell, „dass es hier viel zu tun gab und dass Luxemburg ein zentraler Ort war, um den Rest Europas zu erreichen. Außerdem erhielten wir enorme Unterstützung.“ Und auch der Luxemburger Beauftragte der CFL für den Bereich, Carlo Hansen, sagt: „Ich hoffe, dass wir gemeinsam ein neues Niveau des autonomen Fahrens in Luxemburg erreichen werden, insbesondere auf öffentlichen Straßen.”

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Von Luxemburg aus will Ohmio dann weiter seine Fühler ausstrecken. Laut Firmenangaben gibt es bereits einen Projektantrag in Finnland sowie Großbritannien, aber auch in Österreich, Portugal, Italien und Deutschland gebe es Interesse an den Shuttles. „Der europäische Markt bietet eine Fülle von Möglichkeiten“, heißt es von Ohmio-Seite.