Wir kennen es: in Luxemburg Stadt oder in anderen größeren Städten einen Parkplatz und dann noch umsonst zu finden, ist schier unmöglich. Parkplätze sind und bleiben ein kostbares und wichtiges Element für Arbeitnehmer. Ob nun kostenlos, in einem Vergütungspaket enthalten oder (wie meistens) kostenpflichtig.

Die Mitarbeiter der 70 Geschäfte im Einkaufszentrum Kirchberg müssen ab Januar 176 € pro Monat zahlen, um die Tiefgarage des Einkaufszentrums zu nutzen, nachdem sie 26 Jahre lang kostenlos parken durften. Rund 300 Personen dürften hiervon betroffen sein.

OGBL fordert Rücknahme

Die luxemburgische Gewerkschaft OGBL forderte letzte Woche die Rücknahme der Maßnahme: “Fast alle Beschäftigten des Einkaufszentrums haben Gehälter um den sozialen Mindestlohn. Viele von ihnen sind auch Teilzeitbeschäftigte”, so David Angel, Zentralsekretär der Handelsgewerkschaft OGBL.

Er ist der Ansicht, dass die Beschäftigten in den meisten luxemburgischen Einkaufszentren von kostenlosen Parkplätzen profitieren. Ausnahme seien die Beschäftigten in der ‘Cloche d’Or’. Diese sind derzeit verpflichtet, das nahe gelegene Parkhaus zu nutzen oder für 100 Euro pro Monat (außer an Wochenenden) in die Tiefgarage zu fahren.

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Das ‘Auchan’, die Betreiberin des Parkhauses auf dem Kirchberg, begründete die Abschaffung des kostenlosen Parkens mit der derzeitigen Wirtschaftslage und den für die Modernisierung und Umgestaltung des Parkhauses erforderlichen Investitionen.

Allerdings hat ‘Auchan’ jedes der 70 Geschäfte aufgefordert, die Parkkosten für seine Mitarbeiter zu übernehmen. “Die Tatsache, dass einige Einzelhändler eine Gebühr, für die sie selbst verantwortlich sind, auf ihre Mitarbeiter abwälzen wollen, liegt nicht in unserer Verantwortung”, so Sophie Morle, Leiterin der Pressestelle bei ‘Auchan’.

Parken: Attraktivität und Bindung?

Eine 2019 veröffentlichte Studie des luxemburgischen Statistikinstituts Statec zeigt, dass 5 % der Arbeitnehmer in Luxemburg von der Übernahme von Transport- oder Parkkosten profitieren.

Damit ist dies die dritthäufigste Sachleistung nach einem Firmenwagen zur privaten Nutzung (8 %) und Essensgutscheinen oder Zugang zu einer Kantine (18 %). Insgesamt erhalten 26 % der Arbeitnehmer in Luxemburg Sachleistungen.

In der Hauptstadt sind Parkplätze zu bestimmten Tageszeiten ein rares Gut, und es liegt auf der Hand, dass sie eine begehrte Investition darstellen. Zwischen der Notwendigkeit, als Arbeitgeber attraktiv zu sein, und der Einhaltung von Nachhaltigkeitsverpflichtungen stellt sich für die Unternehmen die Frage, welcher Ansatz in Bezug auf das Parken verfolgt werden soll.

Einbindung in die CSR-Strategie der Unternehmen

“Die Mobilitätsstrategie ist Gegenstand eines regen Austauschs zwischen unseren Mitgliedsunternehmen”, bestätigt Laetitia Goergel, Projektleiterin bei IMS Luxemburg, einem Netzwerk von Unternehmen, die sich für Corporate Social Responsibility (CSR) engagieren. IMS stellt fest, dass Ideen für bewährte Praktiken auftauchen, wie die Bereitstellung von vorrangigen Parkplätzen für Mitarbeiter, die Fahrgemeinschaften bilden.

70 % der Fahrten in Luxemburg werden mit dem Auto unternommen, und eine Begrenzung der Parkmöglichkeiten ist ein Anreiz zur Verkehrsverlagerung”, führt Goergel aus. Dies kann durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Mobilitätsalternativen sowie der P+R-Anlagen geschehen, deren Zahl in den kommenden Jahren zunehmen wird.

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