Arcandor beantragt staatliche Rettungshilfe

Der angeschlagene Arcandor-Konzern hat bei der Bundesregierung staatliche Rettungshilfe beantragt. Der entsprechende Antrag sei sowohl beim Wirtschafts- und Finanzministerium als auch bei der EU-Kommission eingereicht worden, sagte ein Unternehmenssprecher in Essen. Er verwies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP darauf, dass eine derartige Hilfe beispielsweise in Form eines Kredites der staatlichen Förderbank KfW auch schon von Regierungsmitgliedern ins Gespräch gebracht worden sei.Über die Höhe der beantragten Rettungshilfe machte der Sprecher vorerst keine Angaben. Details sollten am Freitag veröffentlicht werden. Arcandor hat bei der Bundesregierung bereits eine Bürgschaft über 650 Millionen Euro aus dem Deutschlandfonds zur Rettung von Firmen in der Krise beantragt. Nach negativen Äußerungen der EU-Kommission und von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gilt eine solche Bürgschaft jedoch als so gut wie ausgeschlossen. Die Lage des Konzerns ist dem “Handelsblatt” zufolge kritischer als angenommen. Ein Gutachten, das die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag der Bundesregierung anfertigten, bescheinige dem ehemals unter Karstadt-Quelle firmierenden Unternehmen nur noch geringe Überlebensfähigkeit, berichtet die Zeitung. “Von dem kreditgebenden Konsortium wurde uns für Arcandor eine Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit von 20 Prozent mitgeteilt”, heißt es demnach in dem Gutachten. Entsprechend hoch wäre im Fall einer Staatsbürgschaft die Gefahr, dass der Steuerzahler bereits in den ersten zwölf Monaten zur Kasse gebeten würde. Anders als am Mittwoch von Arcandor-Finanzvorstand Rüdiger Günther dargestellt, besitze Arcandor offenbar keineswegs mehr ein Eigenkapital von rund 1,2 Milliarden Euro, berichtet die Zeitung weiter. Seit dem letzten Konzernabschluss im September 2008 habe sich der Bestand dem PwC-Gutachten zufolge auf 177 Millionen Euro verringert. Dem Konzern drohe damit neben der Zahlungsunfähigkeit auch die Überschuldung, sollte der Konsortialkredit bis zum 12. Juni nicht wunschgemäß verlängert werden. Dem PwC-Papier zufolge rutschte der Betriebsgewinn (Ebit) von Oktober bis März auf minus 360 Millionen Euro. Unter dem Strich lag der Verlust bei 603 Millionen Euro nach einem Minus von 256 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Ein Arcandor-Sprecher wollte die Zahlen gegenüber der Zeitung nicht kommentieren. Sie sollen erst am 18. Juni veröffentlicht werden.