Handwerk der Großregion spürt Abschwung

Erstmals stellten die Handwerkskammern der Großregion (Handwerkskammer des Saarlandes, Handwerkskammer von Luxemburg, Handwerkskammer Metz, die Handwerkskammer Trier) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der HWK des Saarlandes die konjunkturelle Entwicklung des Handwerks in der Großregion vor.

„Wie die Ergebnisse der Konjunkturumfragen zeigen, wurde auch das Handwerk in weiten Teilen der Großregion von den Auswirkungen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise erfasst“, brachte HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Brenner die Ergebnisse der Konjunkturumfragen unter rund 7.000 Handwerksbetrieben der Großregion auf den Punkt. Dabei kühlte sich im ersten Quartal des Jahres 2009 die Stimmung bei vielen Handwerksunternehmern, vor allem in den deutschen Regionen sowie in Luxemburg spürbar ab. Auftrags- und Umsatzrückgänge prägten das Bild. Dies blieb nicht ohne Auswirkungen auf den handwerklichen Arbeitsmarkt. Verstärkt bauten die Betriebe Beschäftigung ab. Durchaus erfreulich ist allerdings, dass die überwiegende Mehrzahl der Betriebe (Saarland 72%) die Zahl ihrer Mitarbeiter stabil hielt. In der Folge des globalen Abschwungs traf es besonders die handwerklichen Zulieferer, die unter der wegbrechenden Nachfrage im industriellen Bereich litten.

Für die in der Region Metz ansässigen Handwerksbetriebe ergibt sich ein etwas freundlicheres Bild. Zwar sind auch dort die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren und die Betriebe sprechen von Schwierigkeiten. Jedoch entwickelten sich Umsatz- und Auftragslage vergleichsweise positiver als im Rest der Großregion.

Wenngleich sich die wirtschaftliche Entwicklung stark verlangsamt hat, kann nicht von einem Einbruch der Handwerkskonjunktur die Rede sein. Insgesamt entwickelte sich der Wirtschaftsbereich Handwerk, trotz eingetrübtem Konjunkturklima, relativ besser als die übrigen Wirtschaftsbereiche und bildete damit einen wichtigen Stabilitätsfaktor für die gesamte Wirtschaft.

Während die Betriebe in Lothringen etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken, bleiben die Handwerksunternehmen der anderen Regionen vorsichtiger. Trotz einer leichten saisonalen Erholung in den Sommermonaten werden, insbesondere in den deutschen Teilregionen, keine nennenswerten Umsatz- und Auftragszuwächse zu erwarten sein. Eine Trendwende bei der Beschäftigungsentwicklung ist nicht zu erwarten. Die Unternehmen bleiben in ihrer Personalpolitik vorsichtig. Dennoch scheint es,  dass viele Betriebsinhaber auch in den kommenden Monaten die Zahl ihrer Mitarbeiter zumindest stabil halten wollen. Für die Region Metz erwarten die lothringer Handwerksbetriebe eine Belebung der Beschäftigung. Auch die Beurteilung der künftigen Umsatz- und Auftragslage fällt in der Region Lothringen optimistischer aus.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind vereinzelt Stimmen zu vernehmen, die von einer Verminderung der Geschwindigkeit des Abschwungs sprechen und die Hoffnung auf eine konjunkturelle Bodenbildung äußern. In diesem Zusammenhang begrüßen die Handwerkskammern die überall in der Großregion aufgelegten zur Stützung der Wirtschaft.  Dies sei notwendig, da die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) jetzt Nachfrageimpulse benötigen, um durch die Krise zu kommen und ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze absichern zu können.

Trotz allem wird vermutlich das BIP auch in der Großregion in diesem Jahr leicht schrumpfen. Für das Gesamtjahr 2009 ist im Handwerk, unter der Voraussetzung, dass die Konjunkturprogramme greifen und sich die Entwicklung in der Gesamtwirtschaft stabilisiert, ein Umsatzrückgang sowie ein leichtes Beschäftigungsminus zu erwarten.

Das Handwerk in der Großregion

Mit rund 165.000 kleinen und mittleren Betrieben und einem geschätzten Gesamtumsatz von rund 35 Milliarden Euro ist das Handwerk ein Kernstück der Wirtschaft der Großregion. Hier arbeiten in etwa 790.000 Beschäftigte. Nahezu 50.000 Lehrlinge erhalten in den Handwerksbetrieben der GR eine qualifizierte Ausbildung. Seit 2005, ist die Anzahl der Betriebe im Handwerk der GR um 5,5 Prozent gestiegen. Die Beschäftigtenzahlen zeigen mit 5,1 Prozent ebenfalls eine positive Entwicklung Die Gesamtzahl der Auszubildenden im Handwerk hat sich seit 2005 sogar noch stärker entwickelt und zeigen eine Steigerung um 7,3 Prozent.

Was die einzelnen Kammerbezirke betrifft, so haben sich die Betriebszahlen, Beschäftigte und Auszubildende von 2005 bis 2008 überall positiv entwickelt. Es ist festzustellen, dass die Steigerungsraten der drei Indikatoren in Luxemburg und der Moselle am stärksten sind. Die Entwicklung bei den Handwerksbetrieben und Auszubildenden in Trier und dem Saarland sind als dynamisch zu bezeichnen; bei den Beschäftigtenzahlen ist die Steigerung gering

Zukunftsperspektiven und Entwicklungspotentiale

Um das Handwerk in der Großregion nachhaltig zu stärken, müssen natürlich die Rahmenbedingungen stimmen. In erster Linie ist dafür die jeweilige nationale Gesetzgebung gefordert beispielsweise in steuer-, energie- oder umweltpolitischen Belangen. Darüber hinaus liegen die Entwicklungspotenziale auch im einheitlichen Markt der Großregion. Politischen Handlungsbedarf sehen die Handwerkskammern deshalb schon seit langem im Abbau nationaler und grenzüberschreitender administrativer Hemmnisse. Gerade kleinere Unternehmen werden überproportional belastet, so dass die Lichtung des Bürokratiedschungels oberste Priorität haben sollte.

Auch im Bereich Innovation und Technologietransfer will das Handwerk Zeichen setzen. Gemeinsam mit den Hochschulen der Großregion soll das Innovationspotenzial in den Unternehmen ausgeschöpft werden. Die Handwerkskammern sehen es als ihre zentrale Aufgabe an, die Kontakte zwischen dem Handwerk und der Wissenschaft zu intensivieren, also das Know-how von den Hochschulen in die Betriebe hineinzubringen. Dazu ist es im Gegenzug erforderlich, dass handwerksrelevante Schlüsselkompetenzen an den Hochschulen verstärkt vermittelt werden.

Eine Großbaustelle ist die schulische und berufliche Bildungspolitik in der Großregion. Bereits seit Jahrzehnten wird versucht, die verschiedenen Ausbildungsgänge und Abschlüsse zu harmonisieren. Die Vertreter der Kammern betonten zudem wie wichtig es sei, grundlegende ökonomischer Kenntnisse in den allgemeinbildenden Schulen zu verankern und die generelle Zweisprachigkeit Französisch-Deutsch einzuführen.

Darüber hinaus treten die Handwerkskammern dafür ein, grenzüberschreitend auf die Gleichwertigkeit beruflicher und hochschulischer Bildung hinzuwirken. Die EU-Richtlinie zur Berufsanerkennung geht in die richtige Richtung: Die Stufe 3 für den Handwerksmeister entspricht der Qualifikation eines Hochschuldiploms mit kurzem Bildungsgang. Mit dieser Richtlinie wird der hohen Qualität und Bedeutung der Ausbildung, der Meister- und der Weiterbildungsqualifikationen im Handwerk Rechnung getragen.

Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist die “>Verkehrspolitik innerhalb der Großregion. Die Handwerkskammern treten dafür ein, bei der Straßeninfrastruktur die entscheidenden Engpässe zu beseitigen. Besonders wichtig sind aus ihrer Sicht der Ausbau der A31 in Lothringen, die Nord- und die Westumfahrung von Trier, die Querverbindung zwischen der A27 und der A26 zwischen der Wallonie und dem Großherzogtum Luxemburg sowie im Westen der Ausbau der Straßenverbindungen zwischen Luxemburg und der Wallonie.

Die Bewältigung der Pendlerströme wird allein durch den Ausbau der Straßeninfrastruktur jedoch nicht zu erreichen sein. Bei 200.000 grenzüberschreitenden Berufspendlern stellt die Großregion den größten grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt innerhalb der Europäischen Region dar. Das Herz der Pendlerströme ist Luxemburg mit mehr als 143.000 Einpendlern täglich. Über 93 Prozent dieser Menschen nutzen den Pkw. Die Folge sind tägliche Staus im Berufsverkehr von und nach Luxemburg, die immer länger werden und sich auf immer weitere Tageszeiten ausdehnen. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen, die auf die Mobilität innerhalb der Großregion angewiesen sind, werden dadurch stark beeinträchtigt. Die Handwerkskammern unterstützen deshalb die Initiative des Wirtschaftsund Sozialausschusses der Großregion, den grenzüberschreitenden ÖPNV auszubauen.

Landesplanung und Gewerbeflächenmanagement begrüßen die Handwerkskammern, dass die Behörden der Teilregionen verstärkt zusammenarbeiten, um den Flächenbedarf der Unternehmen zu berücksichtigen. Dabei ist es aber wichtig, dass den besonderen Bedürfnissen des Handwerks Rechnung getragen wird. Die Gewerbeflächen müssen nicht nur preiswert und verkehrstechnisch gut erschlossen sein. Gerade auch hinsichtlich der Grundstücksgröße und der Parzellierung der Flächen haben die Handwerksbetriebe besondere Anforderungen, denen Rechnung getragen werden muss.

Die Handwerkskammern Metz, Luxemburg, des Saarlandes sowie Trier sind davon überzeugt, dass die mittelständische Wirtschaft der Großregion mit den kurzfristig wirkenden Maßnahmen der Konjunkturprogramme sowie den mittel- und langfristigen Instrumenten zur strukturellen Verbesserung der Rahmenbedingungen gestärkt aus der Krise kommt. 

Ausblick

Generell sehen die Vertreter der Kammerndas Handwerk gut gerüstet, um die Krise zu überwinden und sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Dazu brauche es aber Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen erlauben, sich zu entfalten und auch in Zukunft Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen.

Zum ausführlichen Bericht der Handwerkskammern geht es hier.