Im Tagungsraum der IHK in Trier ging es am Montagabend fast schon zu, wie in der Rushhour auf der A64.
Zahlreiche Besucher waren der Einladung der Stadt Trier gefolgt, im Rahmen einer Expertenanhörung und Bürgerdiskussion über den Verkehr in und um Trier und die damit verbundenen Projekte Westumfahrung (Moselaufstieg) sowie Meulenwaldautobahn (Nordumfahrung) zu debattieren.

Auch Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen war anwesend, übernahm die Begrüßung und sah sich enormer Kritik ausgesetzt, er würde nicht deutlich Stellung beziehen zu dem brisanten Thema.
Vermutungen, er sei Teil der Koalitionsverhandlungen der neuen rotgrünen Regierung in Rheinland-Pfalz gewesen, die Moselaufstieg und Melenwaldautobahn bekanntlich für “verzichtbar” abstempeln, dementierte Jensen dabei wehement. 

Die vom Landesbetrieb Mobilität sowie von Verkehrsplaner Ralf Huber-Erler aus Darmstadt vorgestellten Studien sagen beide einen enormen Verkehrszuwachs für das Trierer Tal und damit verbundene Probleme voraus.
“Die Klimabelastung für das Trierer Tal ist besorgniserregend”, so Edeltrud Bayer, Chefin des LBM.
Interessant dürfte die Tatsache sein, dass laut LBM “nur” 20 Prozent des Verkehrs, der binnen 24 Stunden über die A64 rollt, auf Nahverkehr, Grenzgänger inbegriffen, zurückzuführen seien.
80 Prozent seien dem Fernverkehr auf den Achsen Nord-Süd und Ost-West zuzuschreiben.
  



Nord- Und Westumfahrung Trier
Grafik: LBM/Modus Consult Ulm
  
    
Moselaufstieg als Voraussetzung für Entlastung der Dörfer

Landrat Günther Schartz verdeutlichte die Tatsache, dass der Moselaufstieg umliegende Dörfer eher entlasten würde, da dadurch überhaupt erst die Möglichkeit bestünde, beispielsweise Schwerlastverkehr umzuleiten und damit eine Verkehrsberuhigung in den Moselorten herbeizurufen.

Matthias Schwalbach von der Handwerkskammer Trier und Wilfried Ebel von der Industrie- und Handelskammer Trier verdeutlichten erneut ihren Standpunkt um die dringende Notwendigkeit der Projekte.
Dabei kritisierten sie, dass es die Region nicht schaffen würde, gemeinsam hinter einem Beschluss zu stehen.

Interessanterweise stellte der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU) klar, dass sich die Parteien CDU, FDP und auch SPD auf Bundesebene bislang bei dem Thema stets einig gewesen seien und es dringend einer  zeitnahen Lösung bedürfe um einen noch größeren Verkehrsinfarkt zu verhindern.
Und zwar sowohl im ÖPNV, für den sich Kaster nachhaltig einsetzt, als auch auf der Straße.
  

Erwartet groß war das Interesse an der Diskussion um Moselaufstieg
und Meulenwaldautobahn. Vorne im Bild MdB Bernhard Kaster (CDU).
Foto: Amelie Fey

Wirtschaftskraft aus Luxemburg als Lebensader für Trier

Gegner des Moselaufstiegs brachten teils nachvollziehbare Argumente gegen die Projekte, zeigten jedoch keine sinnvolle Alternative auf.
Vielmehr wurde bei der Diskussion deutlich, dass der von permanent im Stau stehenden Autos ausgestoßene Feinstaub auch nicht dem ökologischen Gleichgewicht beitrage.
  
Der Verkehr ist nunmal nicht zu verringern – sich gegen Ergebnisse und Prognosen mehrerer Studien zu stellen, brachte Bürgerinitiativen und NABU nicht den gewünschten Erfolg, mehr Menschen von ihrer Sichtweise zu überzeugen.

Auf große Zustimmung stieß hingegen das Argument eines Zuhörers, es ginge nicht nur darum, Grenzgänger nach Luxemburg zu schaffen, sondern auch darum, für Luxemburger einen Besuch in Trier attraktiv zu halten.
Es sei kein Geheimnis und jeder in Trier wisse, dass ein massiver Teil des Wirtschaftserfolges dem Großherzogtum zu verdanken wäre.
Es ginge es also nicht nur darum, was eine Realisierung der Projekte Moselaufstieg und Meulenwaldautobahn an Kosten mit sich ziehen würde, sondern auch, in wiefern es die Wirtschaft aufrecht erhielte, die Luxemburg eben mit tragen würde – das Großherzogtum plane derzeit vier größere Einkaufszentren.

Mit Spannung wurde schließlich auf die Reaktion von Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen gewartet, der während der Debatte mehrfach Kritik an seiner Person einstecken musste, keine Meinung zu haben oder diese zumindest nicht kundzutun.
Dies tat er dann schließlich am Ende der hitzigen Diskussion von Befürwortern und Gegnern.
Dabei erteilte er der Meulenwaldautobahn, also dem Neubau einer Autobahntrasse von der A64  mit direkter Anbindung an die A1 eine Absage.
Die Realisierung des Moselaufstieges, sprich der Anbindung des Moseltals zwischen Igel und Zewen mit dazugehöriger Brücke nach Konz hinauf zur A64, wolle er hingegen erneut prüfen.

Im Forum auf diegrenzgaenger.lu wird das Thema ebenso kontrovers diskutiert.
Zum Thread geht es hier.

Die Studien des LBM stehen nach wie vor hier online zur Verfügung.