Massive Streiks in Kitas drohen
Veröffentlicht
von
KaptanListe
am 10/08/2015 um 00:08
Viele Eltern haben schon während der Sommerferien Probleme mit der Kinderbetreuung, denn die Kitas pausieren nicht selten drei Wochen lang.
Doch richtige Betreuungsprobleme für Eltern, die ihre KInder in kommunalen Kitas untergebracht haben, könnten nun ausgerechnet nach den Ferien auf viele Eltern zukommen.
Die Gewerkschaft Verdi hat den Schlichterspruch zur Bezahlung der kommunalen Kita-Angestellten abgelehnt und droht auch in Rheinland-Pfalz mit weiteren Streiks.
Und die könnten laut Gewerkschaft ver.di unberechenbarer werden, als die zurückliegenden Streiks.
Möglich wäre es sogar, dass Mitglieder landesweit ihre Arbeit tageweise niederlegen.
“Ich gehe davon aus, dass in der ersten Oktoberhälfte dann die Streiks erneut beginnen werden”, wenn bis dahin keine Einigung mit den Arbeitgebern erreicht sei, sagte ver.di-Chef Bsirske.
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 10 Prozent.
Die Mitglieder der Gewerkschaften aus dem Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes hatten sich mit deutlicher Mehrheit gegen den Schlichterspruch von Ende Juni ausgesprochen. Dieser sieht Gehaltserhöhungen zwischen zwei und 4,5 Prozent vor.
“Ich sehe keine Luft nach oben”, sagte der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, der “Passauer Neuen Presse”.
Es sei auch für die Arbeitgeber nicht leicht gewesen, Akzeptanz für den Schlichterspruch zu finden.
Doch auch die Gewerkschaft stellt sich quer.
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, erklärte die Schlichtung für die rund 240.000 Erzieher und Sozialarbeiter für gescheitert.
Er fügte hinzu: “Der Streik wird fortgesetzt” – falls die Arbeitgeber nicht kräftig nachlegen.
Am Dienstag soll die große Tarifkommission von ver.di die Schlichtung für gescheitert erklären, womit die Friedenspflicht endet. Die Tarifverhandlungen sollen am Donnerstag in Offenbach fortgesetzt werden.
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Guten Morgen Juergen1964,
entschuldigen Sie bitte, aber nach so einer Aussage kann ich nur noch den Kopfschütteln.
Wenn Sie ja das nötige Hintergrundwissen besitzen, wissen Sie ja wie sich der Verteilungsschlüssel zusammensetzt.
Und da Sie die Verteilung kennen, machen Sie allen Ernstes tatsächlich gestiegene Gehälter dafür verantwortlich, obwohl der letzte Tarifvertrag gerade mal 1% -2% Gehaltserhöhung erreicht hat, welche über drei Jahre dann noch verteilt wurden.
Interessanterweise schreiben Sie selbst, dass die Elternbeiträge 25% der Personalkosten der Kita decken. Da muss ich schon sagen, das ist hammerhart. Wenn ich unterstelle, dass 120 Kinder in der Kita sind mit 20 Mitarbeitern, und alle Kinder bezahlen 200 EUR (Annahme, dass alle Kinder Ganztagsplätze sind und alle Mitarbeiter Vollzeitangestellt sind, Halbtagsplätze und Mitarbeiter ohne Vollzeitstelle rechnen sich raus) verdient ein Mitarbeiter monatlich 4.800 EUR, geil.
Wie schon MrGarlic fragte, finden Sie den Fehler?
Liebe Leute, wenn Sie schon in solchen Räten sitzen, die zwar mit Personalkosten nichts zutun haben, machen Sie doch mal eine Anfrage bei der Gemeinde wie sich der Schlüssel zusammensetzt und denken sie doch einfach mal logisch mit.
Juergen1964
Die Elternbeiträge decken einviertel (1/4) der KiTa Personalkosten.
Also wo soll das Geld noch her kommen?
Und ich bin seit (4) Jahren im Elternbeirat und hab da das nötige Hintergrundwissen.
Zum Thema Beitragserhöhung.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass sich die Personalkostensteigerungen nicht nur auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Kita begrenzen, sondern auf die Personalkosten der Gemeinde INSGESAMT!
Oder glaubt ihr was die euch schreiben bezieht sich nur auf 10 bis 20 Herren und Damen (je nachdem wie groß die Kita ist).
Hinterfragt doch mal so einen Wisch bitte!
@ Jürgen1964
Sieh mal an, 18% höhere Beiträge, um Lohnerhöhungen von vorgeschlagenen 2-4% zu deckeln (ich nehme an zu decken?), die tariflich noch gar nicht vereinbart waren, sondern nur der Vorschlag der Arbeitgeber. Jetzt bleibt erst einmal alles beim alten - nur die Beitragserhöhung bleibt. Wer findet den Fehler?
@ Nachtfalke
Vielen Dank für die weiteren Erläuterungen zu dem Personal in Kitas. Ich bin auf diesen Unterschied nicht eingegangen, weil ich die Dinge nicht unnötig verkomplizieren wollte, aber es ist natürlich völlig richtig, was Sie schreiben. Woher ich das weiß? Meine Frau ist ebenfalls staatlich anerkannte Kinderpflegerin (u.a.) und auf der Suche nach einem Job. Vollzeitanstellung ist praktisch undenkbar. Teilzeitanstellung ist üblich, aber das zu Konditionen, bei denen die täglichen Kosten für die Hin- und Rückfahrt die Entlohnung praktisch bereits auffressen, wenn die Arbeitsstelle mehr als 25 km vom Wohnort entfernt liegt. Das ist spätestens der Punkt, an dem ein Beruf zur Berufung wird - und es ist genau der Punkt, der seitens der Arbeitgeber gern ausgespart wird, und der seitens Ver.di aus unverständlichen Gründen völlig vernachlässigt wird. Denn mit dieser Argumentation würde Ver.di mit Sicherheit wesentlich mehr Verständnis in der breiten Öffentlichkeit finden.
Und wenn man sich als Jobsuchende/r an einen kirchlichen Träger wendet (wobei das in diesem Zusammenhang eigentlich off-topic ist, da die kirchlichen Träger nichts mit Ver.di zu tun haben) und man hat das falsche Gebetbuch in der Tasche, dann ist man aber sowas von gleich wieder draußen, so schnell kann man nicht "Vor Gott sind alle Menschen gleich" sagen. Deutschland im 21. Jahrhundert: "Retro ist in, es lebe das Mittelalter!"
Also mir kommt die Galle hoch, wenn ich zu jedem Bericht betreffend Kita lese Erzieherin / Erzieher. Meine Frau arbeitet in einer Kita, aber sie ist keine Erzieherin. Huch wie geht das denn?
Meine Frau ist staatlich anerkannte Kinderpflegerin. Das ist der Job, den man eigentlich sollte gelernt haben, wenn man sich um Kinder kümmert. Erzieherinnen / Erzieher sind die, die eigentlich den Laden werfen sollen. Daher haben die Damen und Herren in Ihrer Ausbildung auch mehr mit Buchführung und Schreibkram an der Backe. Dies mal am Rande! Weiter...
Meine Frau findet obwohl sie für die Kinderbetreuung besser geeignet wäre als Erzieher, allerdings keine Vollzeitanstellung. Übliche Wochenanzahlen der Stunden sind 19,5 bis 30, quer Bett. Eine Vollzeitanstellung bekommen nur Erzieher. Geht doch mal bei euch in die Kita und fragt mal, wer Erzieher ist und Kinderpflegerin und wer wie lange da ist?! Wenn ihr gerade dort seit, fragt doch mal wie viele Kinder auf eine Mitarbeiterin / Mitarbeiter kommen?! Ihr werdet folgendes feststellen, Kita bedeutet Just in Time. Auf eine Mitarbeiterin kommen ca. 5 - 6 Kinder (wenn es gut läuft und alle Mitarbeiter mal da sind und nicht die hälfte der Belegschaft ständig krank ist). Weiter sind die meisten nicht zu 100% angestellt. Da immer nur so viele Mitarbeiter angestellt werden, wie man eine NÖTIGE Deckung der Belegschaft braucht, allerdings werden Krankheitsfälle natürlich nicht betrachtet.
Wer seine Tochter oder Sohn in der Grippe hat, schaut doch mal wie viele Mitarbeiter dort sind. Wer 5 - 6 Kinder gleichzeitig Windelwechseln muss, waschen, Klamotten wechseln etc... neben her sich noch mit Frau Müller rumschlagen, weil der Nachwuchs die gute neue Esprit-Hose in den Sand an hatte, weiß was er am Tag gemacht hat.
Freizeit, Wochenende, gibt es nicht. Ich sage zu meiner Frau immer, wenn die Kinder mal in die Schule gehen, werden die Eltern die Augen auf machen. Warum? Naja, bei den Lehrern findet das Schulprogramm nicht am Wochenende statt. Elterngespräche nicht Abends.
Übrigens so am Rande, je nach Bundesland ist das ja unterschiedlich, aber wie lange bezahlt man einen Kitabeitrag? Es gibt ja Bundesländer bei denen ja komplett befreit sind, bei anderen nur das erste Jahr, usw... Also wenn ich nix bezahlen muss, dann darf ich auch keine Leistung verlangen.
So und jetzt noch einen schönen Tag und viel Glück bei der Suche nach einer Erzieherin die für 8,50 EUR auf eure Kinder aufpasst.
PsstGeheim
Eine staatlich anerkannte Kinderpflegerin/Kinderpfleger (korrigiert: vorher Erzieherin/Erzieher) bekommt nach 8 Berufsjahren (also im allgemeinen der Zeitpunkt der Familiengründung) ein Bruttogehalt von ca. 2.600 € laut TVöD. Ich möchte zuerst hervorheben, dass auch ich das für zu wenig erachte, wenn man die Verantwortung und Wertstellung des Berufes ins Verhältnis setzt. Aber es ist andererseits auch nicht so wenig, dass man sich nicht durchbringen kann oder aufstocken muss. Denn im Gegensatz dazu sehe ich Familien oder Alleinerziehende, die gerade mal die 8,50 € Mindestlohn bekommen, in Branchen oder Bereichen wo traditionell der Arbeitnehmerschutz nicht hochgehalten wird, wenn Beschäftigte aufgrund der kommenden Streiks verspätet oder gar nicht zur Arbeit erscheinen. Und vor diesem Hintergrund sehe ich die verdische Sturheit und Schlichtungsresistenz skeptisch.
Juergen1964
Wurde bei Dir der KiTa- Beitrag erhöht?
Bei uns schon, im Schnitt 18% ,um die erhöhten Löhne zu deckeln.
Eines vorweg: ich bin selbst betroffen, wenn es wieder dazu kommt. Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass das Personal dieser Einrichtungen endlich eine Entlohnung bekommen muss, die dem angemessen ist, was es jeden Tag leistet. Warum wohl finden sich so wenige Menschen, die Erzieher werden wollen, obwohl händeringend Personal gesucht wird? Das liegt doch nicht daran, dass den Menschen der Beruf an sich zuwider wäre, das liegt einzig daran, dass die Verdienstmöglichkeiten auf einem Niveau liegen, die den Beruf des Erziehers zu einer Berufung machen; Aufstocken nach dem Sozialgesetzbuch nicht ausgeschlossen. Und mal ehrlich: wer mit einem klitzekleinen Rest von Karrieredenken und verantwortlicher Familienplanung ergreift freiwillig einen Job, bei dem man vom ersten Tag an weiß, dass man damit keine Familie durchbringen kann, ja, womöglich noch nicht einmal sich selbst?
Die Damen und Herren Politiker auf Bundesebene sollten sich dringend überlegen, ob es noch zeitgemäß ist, die Entlohnung der Erzieher dem Gutdünken irgendwelcher Kleinstprovinzfürsten zu überlassen, oder ob es in Zeiten der "garantierten Kitaplätze" bei gleichzeitigem Wegfall der (so despektierlich genannten) Herdprämie nicht erforderlich wäre, selbst einzugreifen. Oder anders ausgedrückt: welche Handhabe bleibt den Eltern eigentlich, wenn die Kommunen nicht in der Lage sind, die garantierten Kitaplätze zur Verfügung zu stellen? Oder noch anders: aufgrund welchen Druckmittels sollten die Kleinstprovinzfürsten jetzt noch den Personalaufbau für Kitas vorantreiben, damit den zur Verfügung stehenden Kitaplätzen ausreichend Erzieher gegenüber stehen, um die Plätze auch vergeben zu können?
Irgendwas läuft hier falsch, und zwar grundlegend.