Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach Einschätzung ihres Direktoriumsmitglieds Jürgen Stark noch etwas Spielraum für Zinssenkungen.

“Natürlich bleibt noch Spielraum für weitere geldpolitische Manöver”, sagte das Direktoriumsmitglied am Montag in Luxemburg. Zugleich warnte er vor überzogenen Erwartungen an Zinssenkungen. “Das wird die Probleme nicht grundlegend ändern können, die die Finanzkrise ausgelöst haben.” Zu niedrige Zinsen könnten die Probleme sogar verschärfen.

Im Kampf gegen die tiefgreifende Rezession hat die EZB die Zinsen vorige Woche um einen halben Prozentpunkt auf 1,5 Prozent gesenkt: Das ist das niedrigste Niveau seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung vor mehr als zehn Jahren. Zugleich hat EZB-Chef Jean-Claude Trichet weitere Zinssenkungen nicht ausgeschlossen, um der Krise etwas entgegenzusetzen.

Stark sieht vorerst noch kein Licht am Ende des Tunnels. Voraussichtlich werde die Wirtschaft in der Euro-Zone in allen Quartalen 2009 schrumpfen, sagte der Notenbanker. Erst in der ersten Jahreshälfte 2010 sei wieder mit Wachstum zu rechnen. Die EZB habe bei ihrer Geldpolitik den Konjunktureinbruch in diesem Jahr bereits mit einbezogen.

Stark warnte zugleich vor Panikmache: Man dürfe die Situation nicht schlechter reden als sie sei, forderte der Zentralbanker. Der geldpolitische Transmissionsmechanismus in Europa sei nicht gestört. Es wäre daher unklug, am Bankensystem vorbei geldpolitische Impulse setzen zu wollen, mahnte Stark.