Geisteswissenschaften in Luxemburg
Veröffentlicht
von
KaptanListe
am 07/10/2004 um 00:10
Das Hochschulministerium weiß offiziell, dass der Gegensatz Geistes- vs.
Naturwissenschaft sehr fragwürdig ist. Außerdem dass Geisteswissenschaften
eine unersetzbare Rolle spielen, um zu sagen, “wie die moderne Welt ist”.
Nun ja, während man in USA und sonstwo von der postmodernen Welt schwätzt,
erobert man in Luxemburg gerade die Moderne. Aber Bedächtigkeit hat schon
immer etwas für sich gehabt.
Arnd Morkel, ehemals Präsident der Uni Trier, besteht in seinem Beitrag darauf,
dass Universität den Zweck verfolgen müsse, zur Bildung beizutragen.
Was sich so banal anhört, ist heutzutage im Vergleich zur modernen Sponsoren-Uni
ein radikaler Restbestand eines typisch deutschen Idealismus. Manchmal hilf aller
Reformismus nicht … Hier steht der deutsche Professor und kann nicht anders!
Die kalte Wut dagegen hat Luc Deitz in “Amnesie und Barbarei. Zum Stellenwert
der Geisteswissenschaften in Luxemburg” gepackt.
selbstbewusst und straffrei zur Schau getragene Misologie, gepaart mit geradezu
fanatischem Hass auf alles Normative (und hierzu zögern wir nicht, die
zumindest elementare Beherrschung von Umgangsformen, Stil und Grammatik zu zählen),
haben dazu geführt, dass das Label Université de Luxembourg’
nichts anderes ist als ein megalomaner Etikettenschwindel. (Hieran ändert
auch die Tatsache nichts, dass es, wohl aus Versehen, immer noch einzelne, überaus
verdienstvolle Gelehrte gibt, die durch international anerkannte Veröffentlichungen
bewiesen haben, dass sie hochschultauglich sind und den Titel Professor’
nicht nur in der Panzerknacker-Runde des nationalen Entenhausen, sondern auch
im Ausland durchaus zu recht tragen.)”
Robert Theis berichtet über “Philosophie studieren an der Universität
Luxemburg”. In diesem Bereich besteht eine Zusammenarbeit mit der Universität
Metz.
Michel Polfer berichtet über das mit EU-Mittel geförderte geschichtswissenschaftliche
Projekt “CRAFTS”. Hierbei geht es um die Rolle des Handwerkswesens
für Wirtschaft und Gesellschaft der römischen Antike in Westeuropa.
Nach dem Gesetz über die Uni Luxemburg ist die Projektteilnahme des Autors
nicht mehr förderungsfähig (da er kein Lehrstuhlinhaber ist). In Gegensatz
zu den anderen Projektteilnehmer darf der Luxemburger also seine Mitarbeit als
Freizeithobby weiter betreiben.
Michel Legrand fordert in seinem Beitrag eine wissenschaftlich-theoretische
Begründung auch für die Berufsausbildung der Sozialarbeit und Sozialpädagogik
in Luxemburg.
Das Oktober-Heft des “forum für Politik, Gesellschaft und Kultur”
(www.forum-online.lu) ist
für 5 € am Kiosk oder der Buchhandlung zu beziehen oder per Abonnement
(42 €; Studenten und Arbeitslose 34 €; im Ausland 54 €) zu beziehen.
Es ist jedem zu empfehlen, der nähere Informationen zur Luxemburger Szene
sucht oder darin mitmischen möchte.
Um einen Kommentar zu hinterlassen loggen Sie sich bitte ein oder registrieren Sie sich.
Meffo
Ab 1. Januar 2005 wird der Physiker dt.-spanischer Herkunft den durch den frühzeitigen Tod von François Tavenas frei gewordenen Posten übernehmen.
Der Forschungsetat wird um 17,6 % steigen (2004: 45.600.210, 2005: 53.616.141), der Haushalt der Universität um 34,7 % (2004: 26.878.875, 2005: 36.201.732).
Die neue Universität soll klein, aber fein werden, mit den Schwerpunkten Finanzen, Gemeinschaftsrecht, Informatik, Industrie, Landesplanung, Immunologie und Luxemburg als Thema der Geisteswissenschaften.
Meffo
Während jeder aus dem Kinderprogramm weiß, wo Entenhausen liegt,
muss, wer seinem Chef mit dem Ausdruck „Misologie“ kommt, eine Kündigung wegen Überqualifizierung fürchten.
"what is misology" ergibt nach Google
Hass aufs Argumentieren bzw.
"Hatred of argument or discussion; hatred of enlightenment"
http://www.brainydictionary.com/words/mi/misology190749.html