Kein Angeordneter stimmte gegen die am 1. Januar 2005 zu erfolgende Erhöhung des sozialen Mindestlohns um 2 % und die zum gleichen Zeitpunkt geplante Anpassung der Pensionen und Renten.

Der SSM liegt damit ab 1.1.2005 bei 1.466,77 € für Unqualifizierte und bei 1.760,12 € für Qualifizierte.

46.300 Beschäftigte in Luxemburg erhalten diesen Mindestlohn. Unter den EU-Staaten hat damit Luxemburg den höchsten Anteil an Mindestlohn-Empfängern. Er hat indes auch das höchste Niveau (ca. ein Fünftel über demjenigen Belgiens oder Frankreichs).

Prof. Fontagné hatte in seinem Bericht nach dem Sinn eines Mindestlohns gefragt, welcher für einen so großen Anteil an Arbeitnehmern das normale Niveau darstellt. Sein Vorschlag zielte in etwa darauf ab, diese Regelung dahin gehend abzuändern, dass ein Teil der durch Mindestlohn oder Indexsystem vorgesehenen Erhöhungen in Qualifikationsmaßnahmen der betreffenden Arbeitnehmer gesteckt werden sollte.

Hintergrund: Luxemburg hat viele Schulabgänger ohne Abschluss. Für diese stellen die Mindestlohn-Jobs, wenn sie überhaupt eine Arbeitsmarkt-Chance finden, eine Sackgasse für ihr gesamtes Berufsleben dar.

Auch ist der Anteil der Mindestlohn-Bezieher bei Frauen überproportional hoch.

Mindestlohn und die Index-Lohnanpassung sind aber auch Hauptangriffspunkte der Arbeitgeberverbände.
Insbesondere in der Gastronomie sind die Mindestlohn-Bezieher äußerst stark vertreten. Man kennt das Argument: Niedrigere Löhne würden mehr Arbeitsplätze schaffen.

OGB-L-Ehrenpräsident und neuer LSAP-Abgeordneter John Castegnaro wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass gerade Einzelhandel, Gastronomie und Handwerk, Branchen, welche am stärksten gegen die Mindestlohn-Regelung polemisieren, die größten Nutznießer der hierdurch gestärkten Binnennachfrage seien.

In der gestrigen dreistündigen Tripartite-Sitzung (Gesprächsrunde Arbeitgeber, Gewerkschaften und Regierung) stand der Fontagné-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs zum ersten Male auf der Tagesordnung.

Alle waren sich einig, dass was geschehen muss.
Was – darüber war man sich weniger einig.
Gerade bei Mindestlohn und Indexsystem stehen sich die Sozialpartner diametral gegenüber.

Aber die Gespräche gehen weiter!
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké hält trotz solcher Divergenzen daran fest, im kommenden Jahr einen “Aktionsplan” zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Sinne des Lissabon-Prozesses für Luxemburg auszuarbeiten.

Weitere Informationen:

“Mehr Wettbewerbsfähigkeit für Luxemburg“

“Eine soziale Bescherung zum Jahresende“