Beratung mieserabel

Bankkunden sollten bei Anlage-Empfehlungen auch künftig vorsichtig sein: Wie die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift “Finanztest” berichtet, erhielt bei einem Beratungstest bei 21 Banken und Sparkassen kein Institut das Qualitätssiegel “gut” oder “sehr gut”. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) drohte ein staatliches Eingreifen an.

Nur drei Institute hätten in dem Test mit der Note “befriedigend” abgeschnitten, die große Mehrheit sei aber nur “ausreichend” (16 Institute) oder “mangelhaft” (zwei Institute) bewertet worden, berichtete “Finanztest”. Die Zeitschrift wertete die Ergebnisse aus 147 verdeckten Kundengesprächen bei 21 Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus. Die Tester hatten dabei angegeben, dass sie 30.000 Euro für fünf Jahre bei einer Rendite von vier Prozent sicher anlegen wollen.

Das Ergebnis falle so schlecht aus, weil die Banken ihren Kunden in den meisten der verdeckt geführten Testgespräche gesetzlich vorgeschriebene Informationen vorenthalten hätten, berichtete “Finanztest”. So seien die Kunden weder ausreichend über Risiken empfohlener Finanzprodukte aufgeklärt worden, noch hätten die Bankberater vollständig die aktuelle Finanzsituation der Anleger analysiert. Auch hätten die Institute nicht darauf hingewiesen, dass angesichts der schwierigen Lage auf den Finanzmärkten die von den Testern geforderte Rendite von vier Prozent nicht ohne Risiken zu erzielen gewesen sei.

Anstatt den Kunden vor die nötige Entscheidung zwischen Sicherheit oder hohen Zinsen zu stellen, hätten die Banken einfach wie in der Vergangenheit entweder risikoreichere Produkte wie Zertifikate, Immobilien- oder Aktienfonds angeboten, wie “Finanztest” berichtete. Oder sie hätten den Testkunden zu risikoarmen Anlagen mit nur schwacher Verzinsung geraten – dafür aber mit teils hohen Provisionen für die Banker.

Verbraucherschutzministerin Aigner kündigte an, die Bankenbranche notfalls mit staatlichen Maßnahmen zu besserer Kundenberatung zwingen. “Die jüngsten Fälle eklatanter Falschberatung zeigen: Ohne gesetzliche Regelungen und ohne stärkere Kontrolle geht es nicht”, sagte Aigner dem “Hamburger Abendblatt”. Dennoch bleibe es ihr Ziel, mit den Unternehmen gemeinsam eine rasche Reform der Anlageberatung zu erreichen.

Der Spitzenverband der deutschen Kreditwirtschaft, der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), erklärte, Banken und Sparkassen legten großen Wert auf eine gute Anlageberatung und nähmen die Untersuchung der Stiftung Warentest “sehr ernst”. Das Ziel eines “ganzheitlichen” Beratungskonzepts werde offenbar noch nicht durchgehend mit aller Konsequenz umgesetzt. Gute umfassende Beratung erfordere aber auch ein Miteinander von Banken und Kunden.