Das “Duell der Philosophien” nannte man dieses Spiel im Vorfeld – Phoenix Hagen ist eine der offensivstärksten Mannschaften der Basketball-Bundesliga, die TBB Trier gewinnt ihre Spiele über eine starke Defensive. Man kann das aus verschiedenen Statistiken herauslesen, die allesamt zu einem solch frühen Saisonzeitpunkt nicht wirklich aussagekräftig sind. Doch schon in der letzten Saison konnte man in der Hagener ENERVIE Arena (damals noch Ischelandhalle) einen deutlichen Unterschied in der Spielanlage erkennen, damals mit dem besseren Ende für Trier.

Triers Rezept für das Spiel in Hagen musste sein, die Hausherren nicht ans Laufen kommen zu lassen, möglichst schnell das eigene Tempo zu diktieren, um nicht von Anfang an unter die Räder der blitzschnellen Hagener Angriffsmaschine zu kommen.

Am Anfang sah es nicht so aus, als würde dieser Plan all zu gut funktionieren. Phoenix Hagen konnte mit beeindruckender Präzision sein blitzschnelles Offensivspiel aufziehen, ging von Anfang an hohes Tempo und hatte sich nach acht Minuten eine zweistellige Führung zum 24:12 erspielt. Es waren in dieser Anfangsphase vor allem TJ Carter (9 Punkte nach dem ersten Viertel) und der souverän-routinierte Point Guard Jason Crowe, die dem Hagener Spiel ihren Stempel aufdrücken konnten. Auf Trierer Seite hielten Maik Zirbes und Philip Zwiener dagegen, die Gäste brauchten allerdings einige Minuten, um sich an die Hagener “Firepower” zu gewöhnen. Erst gegen Ende des ersten Viertels konnte Trier mit einem 6:0-Lauf über Zirbes, Zwiener und Linhart zum 24:18 erkennen lassen, dass man hier doch mit strukturiertem Spiel bestehen konnte. In jedem Fall war im ersten Viertel eingetreten, was zu verhindern gewesen wäre: Hagen spielte sein Tempo – mit Erfolg.

Das änderte sich im zweiten Abschnitt, die TBB Trier behielt die Nerven, suchte und fand geduldig den roten Faden im eigenen Offensiv-Spiel. Auch die Defensive wirkte jetzt endlich besser organisiert, Henrik Rödl hatte John Bynum für EJ Gallup aufs Parkett geschickt, um die Kreise von TJ Carter einzuschränken – das funktionierte immer mal wieder. Für Hagen traf jetzt allerdings Zygimantas Jonusas, den die “Feuervögel” immer wieder suchten und auch fanden, der Litauer schoss bis zur Halbzeit vier von vier Dreiern, allesamt blitzsauber ausgespielt und eiskalt abgeschlossen. Dass Trier den Vorsprung dennoch Zug um Zug verkürzen konnte, lag vor allem an Nate Linhart, der 11 seiner insgesamt 15 Punkte im zweiten Viertel erzielen konnte. Zwei Minuten vor der Halbzeitsirene traf Triers Nummer 4 den Dreier zum 41:39, genau eine Minute vor der Pause konnte er die Partie per Korbleger erstmals ausgleichen: 41:41. Und dann war es mit der Sirene Linharts Landsmann EJ Gallup, der aus der Mitteldistanz für die erste Trierer Führung sorgte – 44:46, danach hatte es im ersten Viertel nicht unbedingt ausgesehen, ein hartes Stück Arbeit für Henrik Rödls TBB.

Immerhin: die Richtung stimmte, Trier setzte die taktischen Vorgaben jetzt besser um. Es war hilfreich, dass der bis dahin sehr starke Jason Crowe von Hagens Coach Ingo Freyer bereits vor der Halbzeit mit drei Fouls auf die Bank beordert wurde.Die TBB konnte den Vorsprung aus dem zweiten Viertel langsam aber sicher ausbauen, viel lief jetzt wie vorgesehen über Dru Joyce und Maik Zirbes. Nach drei Minuten im dritten Viertel traf Joyce zum 46:52, die Gäste hatten auch Jonusas jetzt besser unter Kontrolle – es schien aus Trierer Sicht in die richtige Richtung zu laufen. Mit 61:66 ging’s in die letzte Viertelpause, Crowe, Carter und Jonusas hatten bisher mit 46 Punkten ihr Team getragen, dabei sprachen 14 Assists gegenüber 5 auf Trierer Seite eine klare Sprache in Sachen funktionierendes Mannschaftsspiel. Doch Trier führte.

Hagen war noch längst nicht weg, die Feuervögel waren weiterhin glühend heiß und extrem unangenehm zu spielen, die Partie ging hin und her. EJ Gallup trifft den Dreier zum 65:71, Jonusas gibt die direkte Antwort zum 68:71 – gegen den Balten fanden die Trierer kein Mittel, am Ende war er mit 25 Punkten und 5/6 Dreiern Topscorer der Partie. Trier konnte den Druck immer wieder erwidern, doch 3:30 vor dem Ende trifft Brandon Brooks den wichtigen Dreier zum 77:76 – Hagen führt und klammerte sich an diese Führung, Trier kam nicht mehr vorbei. Minutenlang rannte Trier unter Führung von Dru Joyce gegen die Hagener Verteidigung an, doch die hielt besser als ihr Ruf, Joyce fand kein Mittel, die Würfe, die er sich und seinen Mitspielern erarbeiten konnte, gingen daneben. 24 Sekunden vor Ende trifft wieder Brooks per Tip In zum 81:78, Trier schickt Jason Crowe noch einmal an die Freiwurflinie. Der vergibt beide, es flackerte bei 16 Sekunden Restspielzeit noch einmal ein Funken Hoffnung durch den Trierer Fanblock, doch Hagen spielte die Partie sicher zu Ende. Es war dem Topscorer Jonusas vorbehalten, den Endstand an der Freiwurflinie herzustellen – die Feuervögel von Phoenix Hagen gewinnen hochverdient ein spektakuläres Basketballspiel.

Trier ist mit 6:8 Punkten Tabellendreizehnter, Hagen zieht aufgrund des direkten Vergleichs vorbei und belegt Platz 11.