Es war eine Gleichung mit recht vielen Unbekannten, die am Samstag abend auf Henrik Rödls TBB Trier wartete: Der BBC Bayreuth hatte Trier im letzten Jahr immerhin zwei empfindliche Niederlagen beigebracht, allerdings auch erst vor einer Woche seinen Trainer Andreas Wagner entlassen. Der neue Mann ist Niederländer, heißt Marco van den Berg und in der deutschen Liga bislang ein eher unbeschriebenes Blatt.

Die Partie nahm von Anfang an schnell Fahrt auf, bereits nach zwei Minuten stand es 4:7 aus Trierer Sicht: Bayreuths Danny Gibson verwandelt sicher per Dreier, der bullige Bayreuther Center Brandon Hunter postet stark gegen Maik Zirbes auf – es sah in den ersten 120 Sekunden alles nach einem schweren Brocken für die TBB Trier aus, ein Spiel gegen hochmotivierte Gäste, die nichts unversucht lassen würden. Trier schließt an, ein schönes Zuspiel von Dru Joyce auf Maik Zirbes bedeutet das 6:7 – das sollte offensiv wie so oft das Mittel zum Erfolg werden, geduldig die Lücke am Brett schaffen und dann eiskalt nutzen. Bayreuth schien jetzt vom selbst vorgelegten Tempo überfordert, der BBC zeigt sich jetzt abschlussschwach, verlegt viele scheinbar einfachen Korbleger – wäre die TBB hier konsequenter im Rebound gewesen, hätte sich diese Nachlässigkeit der Gäste bitter rächen können.

Trier brachte seine Defensive erst langsam, dann aber sicher in Stellung, gegen Ende des ersten Viertels war für Bayreuth so gut wie kein Durchkommen mehr. Offensiv verließ man sich auf Maik Zirbes, der gegen Brandon Hunter oder seinen ex-Teamkollegen Maksym Shtein keine Mühe hatte: Immer wieder gelang das rasiermesserscharfe Anspiel auf Triers Nummer 33, zur ersten Viertelpause hatte Zirbes 10 von 19 Trierer Punkten erzielt. Sekunden vor der Pause versenkt Joyce noch einen seiner typischen Bogenlampen-Dreier: 19:14 gegen eine Gastmannschaft, deren Feuer in den ersten Minuten hell loderte, jetzt aber nur leise vor sich hin flackerte.

Trier hatte diese Partie auch im zweiten Viertel immer mehr im Griff – ein klares Zeichen dafür war die Einwechslung der beiden Youngster Yoshiko Saibou als Point Guard und Andy Seiferth auf der Centerposition – ein Statement von Henrik Rödl, ein Experiment, das auch schief gehen kann, auch eine Notwendigkeit, um Dru Joyce die verdiente Pause zu gönnen. Die Defense der Gastgeber stand jetzt eisenhart, es waren der Veteran John Bynum, der junge Seiferth und Neuzugang Nate Linhart, die die TBB in dieser Phase trugen. Seiferth legt sicher zum 25:18 ein, nachdem er im vorherigen Versuch wuchtig von Ekenechukwu Ibekwe geblockt worden war. Nate Linhart klaut Tyler Smith in dessen Hälfte den Ball, ein langer, schneller Doppelpass mit Seiferth, dann kann Linhart seinen Sprint über das halbe Feld per Dunking zum 29:21 abschließen. – es lief für die TBB.

Dafür, dass das auch nach der Bayreuther Auszeit so bleiben sollte, sorgte Henrik Rödl, der seiner Mannschaft für den ersten Bayreuther Angriff nach der Auszeit eine Ganzfeldpresse verordnete. Und die griff: Steal von Bynum, Pass auf Linhart, der wird gefoult und verwandelt zwei Freiwürfe: 31:21. Zum 33:21 zieht Bynum dann selbst stark zum Korb, Kollege Linhart trifft einen Dreier zum 36:23.  Der Amerikaner überzeugte außerdem den ganzen Abend lang durch außergewöhnlichen Einsatz zeigte – Linhart gab keinen Ball verloren, demolierte die Werbebande und war in jedem Gerangel um das Spielgerät anzutreffen. Gegen Ende dieses starken zweiten Viertels kam die Trierer erste Fünf wieder aufs Parkett, Zirbes markierte vier blitzsauber ausgespielte Punkte, der BBC Bayreuth hatte dem nicht viel entgegen zu setzen. Die letzte Aktion vor der Halbzeit gehört Triers Luxemburger Samy Picard, der im Rückwärtsfallen gegen zwei Gegner mit der Hupe trifft. Der Halbzeitstand: 44:26.

Auch das dritte Viertel bot aus Trierer Sicht zunächst wenig Grund zur Sorge, Linhart und Zwiener hielten die TBB im Spiel, vor allem aber funktionierte das Herzstück des Trierer Spiels, die Verteidigung. Beim Stand von 57:40 ließ Henrik Rödl wieder die jungen Spieler aufs Feld – man musste als Zuschauer heute abend dabei kein so schlechtes Gefühl bekommen, wie vor zwei Wochen gegen Ulm. Vor dem letzten Viertel steht es 58:43 – Bayreuth zeigt starke Ansätze, die scheinen des Guten aber zu wenig zu sein.

Was dann kam, hätte aus Sicht der 3421 Zuschauer (minus dem Bayreuther Fanblock) dann aber nicht sein müssen: Die Partie wurde am Ende noch einmal unnötig spannend. Trier hatte den Faden verloren, fand in der Offensive keinen Ausgang mehr aus den Systemen. Die Bayreuther stemmten sich jetzt in der Verteidigung auch stark dagegen, verdammten Dru Joyce und sein Pick-and-Roll Mal um Mal zur Bedeutungslosigkeit und schickten die Trierer immer wieder an die Freiwurflinie – und gerade da hatten die Hausherren bislang eine eher “ausbaufähige” Bilanz vorzuweisen (nach dem dritten Viertel 58%). Im vierten Viertel traf Rödls Mannschaft dann 10 von 14 oder auch 71% und sonst nichts. Defensiv schien Triers Akku gegen eine immer noch schnelle Bayreuther Offensive leer zu sein; im eigenen Angriff traf die TBB nichts mehr außer 10 Freiwürfen. Schön anzusehen war das dann nicht mehr. Es half den Hausherren, dass Ekenechukwu Ibekwe bereits fünf Minuten vor Ende mit einem fragwürdigen Technischen Foul vom Feld musste – den Korb trafen sie trotzdem nicht.

Am Ende schaukelt die TBB Trier das Spiel an der Freiwurflinie nach Hause und gewinnt aufgrund eines sehr starken zweiten Viertels dann doch verdient mit 68:62.