Es ist der Moment für Komplimente, wenn die beiden Coaches nach einer Basketball-Bundesligapartie im Presseraum sitzen und sich zum gesehenen Spiel äußern sollen. Man gratuliert sich gegenseitig, wahlweise zum gewonnenen Spiel oder zum guten Kampf trotz knapper Niederlage. Der Trierer Trainer hört die letztere Floskel in letzter Zeit öfter. Schon nach dem Spiel gegen ALBA BERLIN musste Henrik Rödls Kollege Gordon Herbert zugeben, dass dessen Team Herberts Berliner vor immense Probleme gestellt hatte. Dirk Bauermann, der Coach von Bayern München wurde noch ein wenig drastischer: “Trier hat uns alles abverlangt, uns das Leben sehr schwer gemacht.”.

Henrik Rödl ist dagegen nach solchen Spielen in einer zwiespältigen Situation: Er hat tatsächlich einen starken Kampf seiner Mannschaft gesehen, eine ansprechende Leistung, mit der er – angesichts der spielstarken Gegner –  zufrieden sein kann. Aber ihm fehlen die zwei Punkte, und ihn ärgert ohne Zweifel das knappe Ergebnis, die Erkenntnis, dass es fast gereicht hätte und ein Sieg alles andere als unverdient gewesen wäre. So ähnlich sagt er es dann auch: Die Bayern hätten “einen Weg gefunden, dieses Spiel zu gewinnen”. Dennoch sei er stolz auf seine Mannschaft und deren Auftreten im Audi Dome: “Wir werden weiter hart arbeiten, um irgendwann die Big Points zu holen.” Am gestrigen Samstag reichte es dafür noch nicht ganz: Der FC Bayern München besiegte die TBB Trier mit 76:70.

Der Underdog aus Trier legte beim Tabellensiebten im Münchner Audi Dome los wie die vielzitierte Feuerwehr, nach 2:20 Minuten stand es bereits 0:8 für die bissigen Gäste, die sich mit einem Dreier von Dragan Dojcin und einem Steal mit anschließendem Dunking von Maik Zirbes früh absetzen konnten. Doch München behielt die Nerven, Bauermanns Team suchte die Struktur und fand sie auch: zwei Dreier von Demond Greene und Robin Benzing stellten den Anschluss an Trier wieder her: 6:8. Trier stellte sich aber dagegen, Nate Linhart trifft seinerseits den Dreier zum 7:11, wieder kommt die Antwort von Benzing zum 10:11 – ein offener Schlagabtausch, der keinerlei Rücksicht auf den Tabellenstand nahm. Die TBB dabei aber mit mehr Drive und dem größeren Willen. Dru Joyce bedient Maik Zirbes mustergültig, der wird von Steffen Hamann hart gefoult, legt aber trotzdem ein – samt Bonusfreiwurf steht es 12:18. Triers Neuzugang James Washington legt noch einen zum 12:20 drauf – Auszeit Bayern, zwei Minuten vor dem Viertelende, zur Freude der rund 150 mitgereisten Trierer Fans. Washington hat mittlerweile auch seinen Distanzwurf aus seinem Überseekoffer ausgepackt: 50 Sekunden vor der Pause vollstreckt er mit Ablauf der 24-Sekunden-Uhr hart an seinem Verteidiger Ben Hansbrough. Mit einem 17:23 geht es in die erste Viertelpause.

Der nächste Washington-Dreier nach Vorarbeit von Philip Zwiener markiert einen Auftakt nach Maß ins zweite Viertel: 17:26. Aber die Bayern waren jetzt aufgewacht, arbeiteten hart in der Defensive und wollten sich nicht mehr alles so einfach gefallen lassen. Beim Stand von 22:27 rief Henrik Rödl zur Auszeit, seine Mannschaft spielte gut und hellwach mit, brachte sich aber mit schwachen Wurfquoten um die Früchte dieser Konzentration, zudem verteidigte Demond Greene in dieser Phase hervorragend gegen Dru Joyce den Kopf des Trierer Spiels. Robin Benzing markiert das 26:29 gegen John Bynum, Philip Schwethelm und wieder Benzing treffen von jenseits der 6,75m – Bayern München hatte sich geduldig die Führung erobert, es steht 32:29, bis zur Halbzeit (36:23) bleibt es bei drei Punkten Differenz.

Die Bayern hatten bis zur Pause klargestellt, dass es aus ihrer Sicht nicht so weitergehen sollte – Power Forward Chevon Troutman ging mit gutem Beispiel und fünf Punkten in Folge (41:36) voran, zusammen mit seinem Collegen Jared Homan sorgte er jetzt für starke Präsenz am Brett. Bayern erhöhte die Intensität, Trier ließ sich davon aus dem Konzept bringen, fand keine Abschlüsse und war dem Münchner Druck defensiv nicht zu 100% gewachsen. Der stark aufspielende James Washington kann per schwerem Dreier noch einmal zum 50:46 verkürzen, Maik Zirbes trifft noch einen Freiwurf zum 50:47, doch Jared Homan und Jonathan Wallace, der den foulbelasteten Steffen Hamann sehr kompetent vertrat, stellten die Distanz zur Pause wieder her: 56:49.

Trier hatte diese Partie aber ebensowenig aufgegeben wie zuvor die Bayern. Die Gäste spielten nervenstark mit, warteten geduldig auf ihre Chancen und lauerten auf die nächste Schwächephase der Hausherren aus München. Die Intensität in der Trierer Verteidigung nahm zu, Maik Zirbes hatte seinen bisher starken Gegenpart Jared Homan jetzt deutlich besser im Griff. Vor allem aber konnte der 21jährige Trierer Center mit sechs Punkten in Folge nach schönen Zuspielen von Dojcin und Linhart seine Mannschaft wieder heranbringen: knapp sechs Minuten vor Ende stand beim 61:58 die Tür ins Spiel für die TBB wieder weit offen. Und ausgerechnet ein Bayer drückte sie noch weiter auf: Nachdem Trier mit mehreren Distanzwürfen nicht den Ausgleich erzielen konnte, erhielt Jared Homan ein Technisches Foul wegen Meckerns. Dru Joyce und Nate Linhart erzielen drei Punkte an der Freiwurflinie, Trier hat vier Minuten vor Ende das Spiel mit 61:61 ausgeglichen. Doch der Aufsteiger zeigt seine ganze Klasse, punktet direkt im Gegenzug mit zwei Freiwürfen von Chevon Troutman, Jonathan Wallace trifft einen Dreier und noch zwei Freiwürfe – ein 7:0-Lauf, dem Trier nicht viel entgegensetzen kann. Die TBB verliert offensiv den Faden, 1:32 vor Ende muss Henrik Rödl nach zwei Ballverlusten erneut eine Auszeit nehmen. Trier kann noch einmal auf 70:74 verkürzen, doch die Bayern geben sich unter anderem an der Freiwurflinie keine Blöße und halten den Abstand bis zum Ende hoch: Demond Greene, der mit einer hervorragenden Verteidigungsleistung gegen Dru Joyce maßgeblich am Heimerfolg der Bayern beteiligt war, stellt den 76:70 Endstand her.

Henrik Rödl und seiner TBB bleibt wieder einmal die undankbare Rolle des starken Verlierers. Mit dem Spiel gegen den amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger Brose Baskets Bamberg (27. Dezember) steht aber noch eine Partie auf dem Plan, bei der der Tabellensechzehnte nichts zu verlieren hat; ein weiteres Vorbereitungsspiel also auf die von Henrik Rödl angesprochenen “big points”. “Wir sind nah dran”, so Rödl nach dem Spiel in München.