“In der Realität der Organspende ist alles eine Frage der Zustimmung. Zunächst von der Person selbst (bevor sie für hirntot erklärt wird), aber oft auch von ihrem Umfeld”, erinnert Jorge de Sousa, nationaler Koordinator von ‘LuxTransplant’.

In den letzten 14 Jahren hat dieser Verantwortliche miterlebt, wie sich die öffentliche Meinung zum Thema Spende und Transplantation verändert hat. Aber auch heute noch bedauert er, dass “zu wenige Menschen den Schritt machen, ihre Absicht klar zu kommunizieren”. Dabei wäre nichts einfacher, sowohl für die 645.400 Einwohner Luxemburgs als auch für die 218.000 Grenzgänger, die dort arbeiten.

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” Zunächst einmal muss man in seinem Umfeld darüber sprechen. Und seinen Angehörigen mitteilen, was man sich wünschen würde, wenn…”. Denn in vielen Situationen wird sich das Ärzteteam an die Familie wenden, um zu erfahren, was man tun könnte.

Auch in Deutschland, Frankreich und Belgien kann man sich auch im Großherzogtum bei einer nationalen Spendeagentur registrieren lassen. “Am besten beantragt man dann seinen Spenderausweis, seinen ‘Pass des Lebens’, und trägt dieses Dokument immer bei sich.”

Wenn man diese Art von Ausweis bei der verstorbenen Person leicht wiederfindet, kann man eine Organentnahme in die Wege leiten oder eine Transplantation in Betracht ziehen.

Die Internetadresse zur Bestellung eines deutschen Organspendeausweises lautet: organspende.info.

Im Großherzogtum gibt es diesen “Pass” bereits seit vier Jahrzehnten. Fast 400.000 Stück wurden verteilt. Es kommt jedoch immer noch zu selten vor, dass die Rettungskräfte die Karte in der Brieftasche eines Unfallopfers finden, welches zum Beispiel auf der Straße gestorben ist.

Den Luxemburgischen Organspendeausweis können Sie unter: sante.lu online beantragen.

Zunahme von Online-Einwilligung

In den letzten Jahren hat die Frage der Einwilligung auch eine elektronische Form angenommen. Dies geschieht über die gemeinsame Pflegeakte (DSP), die jedem Versicherten der nationalen luxemburgischen Gesundheitskasse zugewiesen wird. “Auf den ersten Blick wird jeder als spendenwillig eingestuft. Ich fordere daher jeden auf, seinen Status durch Einsichtnahme in seine Gesundheitsakte zu bestätigen.”

Vor kurzem teilte Claude Haagen (luxemburgische Minister für soziale Sicherheit) mit, dass von den etwa 867.000 aktiven gemeinsamen Pflegeakten nur 3 % der Inhaber eine klare Ablehnung der Organspende signalisiert hatten.

“Man könnte also annehmen, dass die restlichen 97 % dafür sind… Aber es ist nicht möglich, dies sicherzustellen.” Es wäre also hilfreich, wenn jeder diese Bestimmung ergänzen würde, um mehr Schnelligkeit bei den potenziell in Frage kommenden Schritten zur Organentnahme/-transplantation zu gewährleisten.

Im Einzelfall

Für einen Luxemburger: Das Gesetz besagt, dass man seinen rechtmäßigen Wohnsitz im Land haben muss, um als Spender in Frage zu kommen.

Für einen Deutschen: Es gibt zwar eine Referenzstiftung, die Deutsche Stiftung für Organspende (DSO), aber die luxemburgischen Behörden ziehen es vor, im Falle eines Falles, eine unterschriebene Zustimmung der Familien einzuholen. “Rechtlich gesehen deckt dies den Koordinator und das medizinische Team vollständig ab”. Vereinfacht wird das Ganze durch einen ausgefüllten und mitgeführten Organspendeausweis.

 

Am besten immer dabei haben – der ausgefüllte Organspende-Ausweis.

Für einen Franzosen: Wenn ein Grenzgänger in Luxemburg als potenzieller Spender anerkannt wird, wird zunächst die Agence de biomédecine in Paris eingeschaltet. Sie ist für die Verwaltung der hexagonalen Datei zuständig. “Sie wird gefragt, ob sie Kenntnis von einem offiziell formulierten Widerspruch hat”, sagt Jorge de Sousa. Bevor die Chirurgen in Aktion treten, wird in jedem Fall die Meinung der Familie eingeholt, wenn es Zweifel gibt.

Für einen Belgier: Auch hier gibt es ein nationales Register. Ein besser dokumentiertes Verzeichnis, denn in Belgien ist es unerlässlich, seinen Willen zu diesem Thema zu äußern. ” Innerhalb von fünf Minuten kann dies also geklärt werden. Das ist eine enorme Zeitersparnis, wenn es um die Rettung von Leben geht!”

Wie geht es weiter?

Seit 2010 werden in Luxemburg keine Organtransplantationen mehr durchgeführt. Weder in Notfällen noch bei den langsameren Pathologien. Hingegen verfügen die Spezialisten über alle Fähigkeiten, um Organe und Gewebe, die möglicherweise für eine Transplantation nützlich sind, zu entnehmen und aufzubewahren.

“Das Großherzogtum ist Teil eines Netzwerks von acht Ländern, das ständig über die Anzahl der Patienten, die auf eine Transplantation warten, und die möglicherweise verfügbaren Organe informiert”, sagt der nationale Koordinator.

So können die hier entnommenen Teile schnellstmöglich in Krankenhäuser in den drei Nachbarländern (Fr, Be, De), aber auch in Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn oder den Niederlanden ‘verschickt’ werden. Diese Solidarität ermöglicht es also insbesondere luxemburgischen Patienten, die auf eine Transplantation warten, im Ausland behandelt zu werden, wenn sich eine Möglichkeit ergibt.

Im Jahr 2021 gab es in Luxemburg nur zwei Multiorganentnahmen und drei weitere Spenden. Fünf Gesten, die alle zu segensreichen Transplantationen geführt haben.