Im Großherzogtum ist jeder 15. Einwohner Millionär, das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 6.200 € und die Pro-Kopf-Wertschöpfung ist eine der höchsten der Welt (Verhältnis PIB/Kopf). Und so geht es weiter mit dem, was man als “äußere Zeichen des Reichtums” bezeichnen könnte. Denn in der Spiegelung muss man auch sehen, dass 108.000 Menschen von Armut bedroht sind.

Zwar ist die Zahl tendenziell etwas gesunken (17 % der Bevölkerung sind betroffen, gegenüber 18 % im Jahr zuvor), aber die Problematik ist mittlerweile im Alltag des Landes verankert. So sehr, dass Luc Frieden die “Bekämpfung der Armut” zum Thema Nr. 1 der Diskussionen machte, als es darum ging, eine Diagnose des Landes zu erstellen, bevor über die künftigen Aktionslinien der Regierung entschieden wurde.

In den Augen mancher ist diese Situation undenkbar. Schließlich steigt der durchschnittliche Lebensstandard der in Luxemburg ansässigen Personen stetig an. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten jedoch noch stärker an… So weist die Statec in seiner jüngsten Veröffentlichung vor allem auf den verfügbaren “Rest zum Leben” hin. Mit anderen Worten: das, was nach der Begleichung aller Schulden und Fix-Kosten für den Konsum übrig bleibt.

Eine Geografie des Risikos

In Luxemburg stehen die Wohnkosten ganz oben auf der Skala der Kosten, denen Familien ausgesetzt sind. Im weitesten Sinne sind die Wohnkosten (Miete, Kreditrückzahlungen, Versicherungen) der Klotz am Bein, der immer mehr Haushalte in den Abgrund reißt. Bei den am wenigsten wohlhabenden Haushalten werden mehr als 60 % ihres verfügbaren Einkommens allein durch diese Ausgaben verbraucht. Es ist also nicht einfach, bis zum Monatsende über die Runden zu kommen…

Vor einigen Jahrzehnten schützte die Arbeit noch vor dem Armutsrisiko, heute ist dies nicht mehr der Fall. Das Statec schätzt, dass etwas mehr als 1 von 10 Arbeitnehmern in die Armut abrutschen kann (12 %). Eine Studie von Liser hatte sogar darauf hingewiesen, dass in der Hauptstadt bereits 22 % der Beschäftigten unterhalb der Armutsgrenze leben (das sind 10.000 Personen von den 132.700 Einwohnern von Luxemburg-Stadt).

Die Arbeitslosigkeit macht die Situation natürlich noch unsicherer, weshalb die Zahl der Arbeitssuchenden in letzter Zeit wieder gestiegen ist.

In der Gesamtbevölkerung ist die Gruppe der allein lebenden Erwachsenen am stärksten gefährdet. Sie machen 44% der ärmsten Haushalte aus (bei 38% der Bevölkerung).

Inzwischen gibt es sogar eine Geografie des Armutsrisikos. Wenn der Schwellenwert bei einem Pro-Kopf-Lebensstandard von weniger als 2.240 €/Monat liegt, sind schätzungsweise 25 % der Haushalte in den Kantonen Echternach, Clervaux, Remich und Esch/Alzette von Armut bedroht. 1 von 4 Einwohnern in diesen Sektoren also.

In Europa und damit auch in der Großregion bleibt Luxemburg der Staat mit der höchsten Armutsgefährdungsschwelle.

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