“Warum gelingt es Luxemburg, diesem wohlhabenden Land, immer noch nicht, die sozialen Ungleichheiten und die Prekarität deutlich zu verringern?” Diese Frage wird von Nora Back gestellt. Und die Präsidentin der luxemburgischen Arbeitnehmerkammer (CSL) gesteht ihre Besorgnis darüber ein, dass Armut und Ungleichheit “den sozialen Zusammenhalt des Landes immer brüchiger machen”.

Die Lektüre des Sozialpanoramas 2023 lässt im Übrigen wenig Zweifel daran, dass die Kluft zwischen den Wohlhabenden und den weniger Begünstigten im Großherzogtum nach wie vor groß ist. Den veröffentlichten Daten zufolge war das von den reichsten 20% der Bevölkerung erworbene Einkommen 4,6 Mal höher als das der ärmsten 20% (Zahl 2021).

Zwar ist das Verhältnis gesunken (5,3 im Jahr 2019), aber bei der CSL rührt die Sorge vor allem daher, dass die Lohnsteigerungen im Laufe der Zeit eher den Besserverdienenden in der Gesellschaft zugute gekommen sind. Dies gilt selbst dann, wenn der Mindestlohn auf über 3.000 € pro Monat angehoben wird, der REVIS über den Index hinaus erhöht wird und der Staat fast die Hälfte seines Budgets für Sozialleistungen ausgibt.

Arbeiten schützt nicht mehr

So paradox es auch klingen mag: Luxemburg gehört zu den Ländern der Großregion mit dem höchsten Armutsrisiko. 18% der Bevölkerung sind heute davon betroffen, vor 15 Jahren waren es noch 13%. Jeder fünfte Luxemburger also…

Das Armutsrisiko im Großherzogtum liegt je nach Bezugsgröße über dem Durchschnitt der Eurozone oder entspricht dem Portugals. Auf jeden Fall ist es viel höher als in einem Dutzend anderer europäischer Staaten, was nicht gerade rühmlich ist.

Zumal es im Großherzogtum immer offensichtlicher wird, dass Arbeit nicht mehr vor einem möglichen Abrutschen in die Prekarität schützt. Die Gefahr der “Armut trotz Arbeit” droht 13,5 % der Erwerbstätigen…

Vor allem aufgrund des Anteils, den die Wohnungskosten am Haushaltsbudget einnehmen, wird das Armutsrisiko für Alleinerziehende (42%!) und Familien, die zwei oder mehr Kinder großziehen (40%), sogar beträchtlich. Auch hier schlägt die Kammer Alarm im Hinblick auf soziale oder steuerliche Verbesserungen, die die Lage verbessern könnten.

Und Nora Back legt noch einen drauf, indem sie wiederholt: "Der Reichtum des Landes ist immer noch ungleich verteilt". Eine Aussage, die durch den Vergleich zweier Zahlen zusammengefasst wird: 10.741 Luxemburger gehören derzeit zu den "Begünstigten" der Soziallebensmittelläden, während Luxemburg über 46.000 Millionäre zählt.