In Luxemburg sind heute fast 80 % der Arbeitnehmer vollzeitbeschäftigt. Die Arbeitnehmerkammer hat sich in ihrem letzten Sozialpanorama vor allem mit den restlichen 20 %, den Teilzeitbeschäftigten, befasst. Diese Kategorie hat auf dem nationalen Arbeitsmarkt anteilsmäßig (und zahlenmäßig) stetig zugenommen.

So arbeitete noch 2010 im Großherzogtum einer von zehn Arbeitnehmern nicht 40 Stunden pro Woche. Heute sind es doppelt so viele. Das sind etwa 100.000 Personen.

Eine Tatsache ist jedoch auffällig: 79 % der hier betroffenen Arbeitnehmer sind Frauen. Ein großer Anteil, der Luxemburg zu einer der höchsten Quoten in der gesamten EU macht. Das Land erscheint in der Mitte eines Trios, das zusammen mit 🇩🇪 Deutschland und 🇦🇹 Österreich das Podium in der Eurozone bildet, wo das weibliche Geschlecht fast oder mehr als 80 % der Beschäftigten stellt.

Und “zwischen den Geschlechtern” sind die Gründe für Teilzeitarbeit eindeutig unterschiedlich. Bei den Männern ist es vor allem die Betreuung von Kindern oder arbeitsunfähigen Erwachsenen, die eine längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz rechtfertigt (22%).

Auf dem Weg zur “Armut trotz Arbeit”

Wenn es eine andere Feststellung gibt, die Nora Back, die Präsidentin der Arbeitnehmerkammer, beunruhigt, dann ist es die Tatsache, dass der Anteil der nicht gewählten Teilzeitarbeit zunimmt. Eine Arbeitszeit, die nicht aus eigener Entscheidung verkürzt wird, sondern weil der Arbeitgeber keinen Vollzeitvertrag unterschreiben will.

9 % der 100.000 betroffenen Arbeitnehmer wären dann in “unfreiwilliger Teilzeit”. Dieser Anteil steigt von Jahr zu Jahr um 1,5 % unter 🇱🇺 Luxemburg.

Aber weniger Arbeitszeit bedeutet auch weniger Lohn. Und bei dieser Art von Verträgen erfolgt die Bezahlung pro geleisteter Stunde. Daher die Sorge zu einer Zeit, in der die Debatte über die Arbeitszeitverkürzung im Land in aller Munde ist: Wenn es eine Kurzarbeit gibt, dann sollte sie mit einer vollständigen Lohnfortzahlung einhergehen.

Denn schon jetzt verdoppelt Teilzeitarbeit das Armutsrisiko in Luxemburg. Eine Kürzung der Lohnfortzahlung durch eine Verkürzung der Arbeitszeit und des Einkommens würde dazu führen, dass viele Arbeitnehmer in die Prekarität abrutschen. Und in diese "Armut der Arbeitenden" will Nora Back die Grenzgänger und ansässigen Arbeitskräfte nicht drängen sehen.

Denn selbst in einem auf den ersten Blick so "privilegierten" Land wie Luxemburg existiert diese soziale Bedrohung sehr wohl. Die Arbeitnehmerkammer versäumt es nicht, darauf hinzuweisen: "Heute steht Luxemburg in der Eurozone beim Armutsrisiko von Vollzeitbeschäftigten an erster Stelle und bei Teilzeitbeschäftigten an dritter Stelle".