Menschlich, diplomatisch, militärisch: Die Folgen des Konflikts in der Ukraine sind vielfältig. Und sogar sportliche. Seit Februar 2022 sind russische und belarussische Sportler bei zahlreichen Wettkämpfen als Persona non grata eingestuft, doch weniger als 500 Tage vor den nächsten Olympischen Spielen ist die Frage erneut aufgetaucht.

Werden die Olympischen Spiele in Paris 2024 diese Sportler aufnehmen oder werden sie am Rande der Spielfelder, in den Umkleidekabinen der Schwimmbäder zurückgelassen? Für das IOC lautet die Antwort “Ja”. Auf jeden Fall “ja, aber …”. Das Internationale Olympische Komitee ist nämlich der Meinung, dass “kein Athlet allein aufgrund seines Passes von Wettkämpfen ausgeschlossen werden sollte”. Und sogleich Grenzen für den Einsatz von Wettkämpfern aus den beiden beteiligten Ländern gegen Kiew festzulegen.

In den Augen des IOC könnten Vertreter aus Moskau und Minsk, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, unter zwei Bedingungen wieder antreten: Sie müssten “unter neutralem Banner” antreten (also ohne Bezug auf ihr Heimatland) und dürften “den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützt haben”.

Auf ihr eigenes Risiko

Für 35 Länder sind das sehr vage Begriffe, die es zu definieren gilt. Denn wie kann man von “Neutralität” bei Sportlern sprechen, die zumeist finanziell von der öffentlichen Hand ihrer Nation (einschließlich der Armee) abhängig sind? Daher wurde das IOC vor kurzem insbesondere vom Großherzogtum, von Frankreich, Belgien und Deutschland um Klärung gebeten.

In einer parlamentarischen Antwort stellt der luxemburgische Sportminister sogar absurde Fragen. Georges Engel fragte sich, was mit russischen oder weißrussischen Athleten geschehen würde, die nach dieser doppelten Bedingung akzeptiert wurden. Sie würden sich als Gegner von Putin oder Lukaschenko zu erkennen geben, was sich als riskant für ihre weitere Karriere, ja sogar für ihre Existenz erweisen könnte.

Das Schreiben der “Koalition der 35” ist in seinen Erwartungen expliziter: “Wir glauben fest daran, da sich die Situation in Bezug auf Russlands Aggression in der Ukraine nicht geändert hat (…), dass es keinen Grund gibt, den vom IOC beschlossenen Ausschluss russischer und weißrussischer Athleten rückgängig zu machen”.

Im olympischen (und utopischen) Geist gebadet, legt Georges Engel also mit seinem Brief noch einen drauf: “Eine vollständige Rückkehr der Athleten aus Russland und Weißrussland in die internationale Sportgemeinschaft ist nur denkbar, wenn diese beiden Länder den Krieg so schnell wie möglich beenden”. Nicht gewonnen…