Seit vierzehn Jahren wird im Großherzogtum die Praxis der Sterbehilfe, der Beihilfe zum Selbstmord oder der Vorsorge für das Lebensende praktiziert. Langsam, aber sicher. Dies belegen die jüngsten Daten, die von der Nationalen Kommission zur Kontrolle und Bewertung der Anwendung des Gesetzes über diese Praktiken veröffentlicht wurden. Noch nie zuvor hatten sich so viele Bewohner dazu entschlossen, ihrem unheilbaren Leiden ein Ende zu setzen, indem sie die eine oder andere Form der Sterbehilfe in Anspruch nahmen.

Im vergangenen Jahr waren es 34 (von fast 4.500 registrierten Todesfällen), 2021 werden es 24 sein. Das sind seit 2019 170 Männer und Frauen. Und das Tempo wird im Laufe der Zeit immer schneller.

Dennoch sind nach Ansicht der Kommissionsmitglieder sowohl die Bevölkerung als auch die Ärzte im Großherzogtum noch immer sehr wenig über die Bestimmungen zum Lebensende informiert. Diese Botschaft wurde nun dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer in Erinnerung gerufen.

Ja, es sollte eine breitere Kommunikation über Sterbehilfe geben. Dies, damit die Betroffenen und ihre Angehörigen gelassen mit dem Thema umgehen können, damit die Angehörigen der Gesundheitsberufe ihre Rolle und deren Grenzen kennen. So sollten beispielsweise Allgemeinmediziner und Fachärzte daran erinnert werden, dass das Gesetz die Verweigerung aus Gewissensgründen für Angehörige der Gesundheitsberufe vorsieht, die sich nicht an diesem Prozess beteiligen möchten.

In der überwiegenden Mehrheit der im Jahr 2022 bekannten Situationen haben die Bewohner die Sterbehilfe in Anspruch genommen, um den Folgen von Krebs oder einer neurodegenerativen Erkrankung zu entgehen. Und in den meisten Fällen wurden die letzten Stunden zu Hause verbracht.

Deutschland und Frankreich denken nach

🇧🇪 Vor nunmehr 21 Jahren wurde die Sterbehilfe in Belgien straffrei gestellt. Im Jahr 2021 konnten 2.700 Patienten von dieser Maßnahme "profitieren", die die Feststellung der Unheilbarkeit und/oder der Aussichtslosigkeit der Erkrankung des Antragstellers voraussetzt.

Im Königreich haben die jüngsten Nachrichten die Debatte über diese Praxis erneut entfacht. In den beiden Fällen, über die in den Medien berichtet wurde, ging es um eine Frau, die ihre Kinder ermordet hatte, und eine andere, die vergewaltigt worden war. Beide litten unter psychischen Schmerzen, die als unerträglich empfunden wurden.

🇫🇷 In Frankreich beschäftigt sich seit Anfang des Jahres eine Bürgerkommission mit der Problematik des Lebensendes. Dabei geht es darum, wie das Clayes-Leonetti-Gesetz verbessert werden kann, das bereits eine tiefe und kontinuierliche Sedierung bis zum Tod erlaubt. Dies ist unheilbar kranken Menschen vorbehalten, deren Lebensprognose kurzfristig gefährdet ist.

Da jedoch immer mehr Patienten in die Schweiz oder nach Belgien reisen, um ihrem Leiden ein Ende zu setzen, müsste das Gesetz wahrscheinlich geändert werden. Dies gilt insbesondere für den Begriff des "assistierten Suizids". Die Schlussfolgerungen sollen in den kommenden Wochen vorgelegt werden.

Im Jahr 2020 wurden in Frankreich 2.444 Fälle von Sterbehilfe offiziell gemeldet.

🇩🇪 Auch Deutschland denkt über die Frage des "assistierten Suizids" nach, der derzeit.... nicht verboten ist. Seit 2020 ist das Recht jedes Menschen, "unabhängig von seinem Alter oder seinem körperlichen und geistigen Zustand selbst über seinen Tod zu entscheiden", gestärkt worden, aber es fehlt noch ein Gesetzestext, der den Rahmen festlegt.

Die Abgeordneten des Bundestags befassen sich derzeit mit der Zulassung bestimmter Medikamente, die den geplanten Tod erleichtern, oder mit der Rolle von Begleitern (Angehörige, Vereine...).