Der russische Betreiber des Nürburgrings hat den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn gekauft. Nach Informationen der dpa ist ein notarieller Vertrag über einen Kaufpreis von rund 20 Millionen Euro unterschrieben worden.

Damit ist die Ring-Besitzgesellschaft NR Holding um den Russen Viktor Charitonin, welcher auch in der Pharma-Branche tätig ist, bei dem Airport eingestiegen. Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner war bis dato nicht zu sprechen.

Zwei Kaufverträge für Airport Hahn

Für den Flughafen Hahn gibt es neben dem Nürburgring-Betreiber einen weiteren Bieter. Auch dieser hat nach eigenen Angaben einen Kaufvertrag unterzeichnet.

Bei dem zweiten Käufer handelt es sich nach Informationen des SWR um den Mainzer Immobilienentwickler WR Holding. Über eine Tochterfirma habe man einen notariellen Vertrag unterschrieben.

Dieser Vertrag sei in der ersten Januarwoche 2023 bei einem Notar in Frankfurt geschlossen worden, so der Geschäftsführer der WR Holding, Wolfram Richter. Auf einem verpfändeten Konto seien etwa 20 Millionen Euro hinterlegt worden.

Die WR Holding baut Wohnungen und Geschäftsräume. Zu den bekanntesten Projekten zählt die Entwicklung des Rhein-Selz-Parks in Nierstein, einer ehemaligen US-Kaserne.

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Insolvenzverwalter Plathner bestätigt zwei Verträge

Ein Sprecher von Hahn-Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner bestätigte dem SWR am Samstag, den 04. Februar, man habe sich unterschiedliche Verkaufsvarianten gesichert.

Plathner teilte mit, es sei auch ein zweiter Kaufvertrag verhandelt und notariell beurkundet worden “für den Fall, dass im ersten Vertrag gesetzte Bedingungen nicht eintreten”. Was bis dato schon der Öfteren vorkam…

Am Freitag zuvor  war bekannt geworden, dass der Hahn-Insolvenzverwalter mit der Nürburgring-Besitzgesellschaft NR-Holding des russischen Investors Viktor Charitonin einen Vertrag geschlossen hat. Nach Informationen der dpa hat die Holding bereits 20 Millionen Euro auf ein so genanntes Anderkonto hinterlegt.

Der russische Oligarch Charitonin steht zwar nicht auf Sanktionslisten der EU gegen Russland. Der Verkauf an seine Holding muss aber vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigt werden.

Gemischte Reaktionen am Hahn

Am Flughafen selbst stößt dies auf gemischte Reaktionen. Der Unternehmer Michael Willwerth, der am Hahn unter anderem mehrere Hotels, einen Catering-Service und diverse Mietparkplätze betreibt, hofft, dass der positive Wirtschaftstrend des Vorjahres eine Fortsetzung findet. Egal, wie der neue Investor heißt. Aber es gibt auch kritische Stimmen – vor allem gegen den russischen Oligarchen als Investor.

Zwei Kaufverträge für den Flughafen: Reaktionen vom Hahn

Sowohl der russische Investor als auch die WR Holding hatten im vergangenen Jahr um den Hahn mitgeboten, waren aber unterlegen. Den Zuschlag bekam damals die Frankfurter SWIFT CONJOY GmbH – die aber den Kaufpreis nie überwiesen hat.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters wird über das weitere Vorgehen bei besonderen Gläubigerversammlungen mehrerer Hahn-Schwestergesellschaften am kommenden Dienstag vor dem Insolvenzgericht Bad Kreuznach entschieden. “Die weiteren Entwicklungen im Prozess sind offen”, erklärte Plathner.

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Innenministerium: Land nicht am Verfahren beteiligt

Rheinland-Pfalz hielt einst 82,5 % der Anteile an dem Flughafen. Diese hatte 2017 der chinesische Konzern HNA für rund 15 Millionen Euro erworben. Wegen Betriebsbeihilfen von rund zehn Millionen Euro aus den Jahren 2017 und 2018 ist Rheinland-Pfalz selbst Gläubiger des Airports.

Ein Sprecher des Innenministeriums in Mainz teilte am Samstagabend auf Anfrage der dpa mit, der Insolvenzverwalter führe das Verfahren unabhängig und nach den insolvenzrechtlichen Regelungen. “Das Land war und ist am Ausschreibungsverfahren nicht beteiligt.”

Der eher abgelegene Flughafen Hahn ist ein ehemaliger US-Militär-Airport mit wechselvoller Geschichte. Der einzige größere Flughafen in Rheinland-Pfalz besitzt keinen Bahnanschluss, aber eine seltene und begehrte Nachtfluggenehmigung. Das Bundesland Hessen war vor langer Zeit mit 17,5 % der Anteile beim Airport Hahn eingestiegen.

Quelle: (DPA) (SWR)