“Trage im Kalender einfach Fokuszeit ein, dann wechselt dein Status in Microsoft Teams auf Rot und es zeigt dich als beschäftigt an”, so ein Mitarbeiter eines großen Versicherungskonzerns im Gespräch. “So meinen alle, du hättest ein langes Meeting – und dann gehst du in die Sauna.”

Oder:

“Bleibt deine Maus tot und der Sperrbildschirm an, stellt Teams den Status auf abwesend”. Mit einem Mouse-Jiggler passiere dies nicht. Das Gerät bewege die Maus und verhindere, dass der PC in den Ruhezustand gehe. Zu kaufen gibt es die Jiggler zum Beispiel bei Digitec, alternativ geht es auch per Software.

Tipps und Tricks via Social Media

Auf diversen Social Media-Kanälen finden sich noch viele weitere Tipps, um Unternehmen vorzutäuschen, dass man arbeite. Ein Nutzer auf Reddit ärgert sich zum Beispiel darüber, dass die Software Microsoft Teams den Status nach fünf Minuten Inaktivität auf ‘away’ ändere.

Seine Tipps, um dies zu ändern:

“Erstelle im Kalender ein Meeting mit dir selbst, gehe zurück zum Chat-Fenster und ändere deinen Status von beschäftigt auf aktiv. Solange du im Meeting drin bleibst, erscheinst du nun als aktiv.”

“Falte ein Blatt Papier und stopfe es unter eine Taste.”

“Wähle auf deinem Handy eine Route auf Google Maps aus, drücke Start, öffne Teams, wechsle zurück zu Maps und minimiere die App, so dass sie über Teams erscheint – jetzt bist du in Teams immer aktiv.”

“Öffne eine Powerpoint-Präsentation und schon wirst du in Teams als aktiv angezeigt.”

“Lade die Teams-App auf dein Handy, schalte Auto-Lock aus, öffne die App, schon bist du immer aktiv.”

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Antwort von Hersteller Microsoft

Auf Anfrage heißt es, dass die Nutzerinnen und Nutzer den Status in Teams manuell einstellen und für eine bestimmte Dauer festlegen könnten. Personenbezogene Daten in Microsofts Apps seien nicht dazu bestimmt, das Verhalten der Mitarbeitenden auszuwerten und sie zu tracken und zu überwachen. Datenschutz sei ein “grundlegendes Menschenrecht”, teilte Microsoft mit.

Auf Tiktok gibt es auch Nutzerinnen und Nutzer, die mit kreativen Mitteln verhindern, dass ihr PC runterfährt: Sie binden die PC-Maus an ihren Hund, Ventilator oder Staubsaugerroboter. Ein weiterer Tipp ist ein zweiter Monitor, auf dem man in Ruhe eine Serie schauen könne. “Die Firmen erkennen das”, warnt ein Nutzer via Social Media.

Frage des Vertrauens

“Wenn Mitarbeitende im Home-Office ihrem Arbeitgeber vortäuschen, dass sie arbeiten, obwohl sie das gar nicht tun, stimmt etwas nicht», sagt Eva Fankhauser HR-Expertin. So weit sollte es eigentlich gar nie kommen.

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Ein solches Verhalten weise meist darauf hin, dass die Arbeitszufriedenheit gering oder der Druck auf die Mitarbeitenden zu hoch sei. Denn wer sich in einer Firma wohl fühle und Wertschätzung spüre, verhalte sich nicht so. Erschwerend sei auch, wenn die Vorgesetzten nicht mit dem Home-Office umgehen könnten. Schenkten die Führungskräfte den Mitarbeitenden kein Vertrauen, könne es zu solchen Tricksereien kommen.

Doch wie lässt sich ein solches destruktives Verhalten der Mitarbeitenden verhindern? “Was die Arbeitnehmenden dem Unternehmen geben, sollte in einer Balance mit dem stehen, was sie von der Firma erhalten”, so Fankhauser. Stimme diese Balance, verhielten sich normalerweise alle Beteiligten fair.