Zwei Drittel der Spiele der Fußballweltmeisterschaft finden zwischen 11 und 17 Uhr statt. Normalerweise zu den tagtäglichen Arbeitszeiten. Das macht es für Arbeitnehmer nicht einfach, die Spiele ihrer Lieblingsmannschaft zu verfolgen. Doch der Arbeitgeber muss seine Zustimmung geben, wenn man sich während der Arbeit ein Fußballspiel ansehen möchte.

Auch das Schmücken des Arbeitsplatzes in den Farben seines Teams, sollte mit dem Chef abgeklärt werden. Die meisten Beschäftigten haben bei der Arbeit keine Erlaubnis oder Gelegenheit, fernzusehen. Vielleicht macht der Arbeitgeber zur WM eine Ausnahme – muss er aber nicht. Nur wer üblicherweise einen Fernseher am Arbeitsplatz hat, kann davon ausgehen, dass er während der Arbeitszeit beim Fußball reinschauen darf.

König Fußball zu Bürozeiten

Der Fußball wird in den kommenden Wochen wieder den Alltag dominieren – auch im Büro. Bei dieser WM in Katar überschneiden sich Arbeit und Anstoß zu einem großen Teil, denn etliche Spiele beginnen bereits am frühen Mittag.

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Hier ein Überblick, was am Arbeitsplatz erlaubt ist und was nicht.

// Darf ich das Spiel im Fernseher ansehen?

Kein Chef muss sich bieten lassen, dass Angestellte 90 Minuten gebannt vor dem Bildschirm hocken. „Weder für die Fußball-WM noch für andere Sportereignisse dürfen Mitarbeiter ihre Arbeit unterbrechen, um die Spiele zu verfolgen“, erklärt der Arbeitsrechtler Michael Fuhlrott von der Hochschule Fresenius in Hamburg. Es sei denn, der Arbeitgeber genehmigt dies ausdrücklich. Ansonsten droht eine Abmahnung.

Eine aktuelle Umfrage der Universität Hohenheim zeigt, dass die Arbeitgeber in Deutschland die WM-Pausen ihrer Angestellten zumindest gelassener sehen als noch bei der WM vor vier Jahren. So wollen gut zwei Drittel (67 %) der Arbeitgeber den Blick auf die Spielergebnisse während der Arbeitszeit tolerieren.

“Der Arbeitnehmer kann dies nur mit der Zustimmung des Arbeitgebers tun. Dasselbe gilt für einen Arbeitnehmer, der im Home-Office arbeitet“, so Martine Mirkes, Juristin bei der Arbeitnehmerkammer Luxemburg. Viele Arbeitnehmer, hierseits wie dortseits der Grenze,  sind hinsichtlich ihrer Arbeitszeiten flexibel: “Ob Weltmeisterschaft oder nicht, unsere Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit entsprechend ihren beruflichen wie auch persönlichen Erfordernissen, Aktivitäten und Verpflichtungen einteilen”, erklärt die ING Luxemburg. “Wir praktizieren ein flexibles Arbeitszeitmanagement, damit jeder in Absprache mit seinem Vorgesetzten eine für ihn passende Lösung finden kann”.

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// Darf ich das Spiel im Radio verfolgen?

Auch das kann der Arbeitgeber untersagen, selbst wenn die Mitarbeiter parallel zum Spiel weiterarbeiten könnten. Radiohören ist zwar kein Grund für eine Kündigung, wohl aber für eine Abmahnung.

Allerdings kommt es ebenso grundsätzlich darauf an, woraus genau die Arbeit besteht und ob sie durch das Zuhören beeinträchtigt wird: Ein Pförtner zum Beispiel kann eher mal einige Minuten dem Kommentator folgen als ein Bereichsleiter einer Bank, der konzentriert einen Fall bearbeitet. Auch Kollegen oder Kunden dürfen nicht gestört werden.

Am besten ist es, vorher mit dem Chef abzuklären, ob Radiohören erlaubt ist. Immerhin zeigen sich 57 % der von der Universität Hohenheim befragten Arbeitgeber offen in dieser Sache. Verbieten Vorgesetzte das, müssen sie vorher den Betriebsrat informieren – ansonsten ist das Verbot unwirksam.

// Darf ich das Spiel im Internet verfolgen?

Hat der Arbeitgeber die private Nutzung des für dienstliche Zwecke bereitgestellten Internetzugangs verboten, kann ein Verstoß zur Kündigung führen. Auch wenn kein ausdrückliches Verbot ausgesprochen wurde, ist Vorsicht geboten. Einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes zufolge kommt dies einem Verbot gleich.

Und selbst bei erlaubter Privatnutzung des Internets kann ausschweifendes Onlinesurfen schlimmstenfalls zum Jobverlust führen. Das Abfragen von Spielständen per Liveticker auf dem Smartphone kann wegen der verhältnismäßig geringen Ablenkung gleichwohl geduldet werden.

// Kann ich mir Urlaub nehmen für die Spiele?

Ein Anspruch auf Urlaub oder Freistellung besteht Fuhlrott zufolge nicht. Wollen alle Arbeitnehmer das Finale sehen und dafür einen freien Tag nehmen, kann der Arbeitgeber aus betrieblichen Gründen anordnen, dass eine gewisse Mindestbesetzung in der Firma bleibt.

// Was droht mir bei Unpünktlichkeit und Alkohol am Arbeitsplatz?

Wiederholtes Zuspätkommen ist grundsätzlich ein Kündigungsgrund. Gleiches gilt, wenn während der WM „krank gefeiert“ wird. Kommt heraus, dass der Arbeitnehmer stattdessen Fußball geschaut hat, kann nach Abmahnung die fristlose Kündigung folgen. Nach ausgiebigen Feiern alkoholisiert am Arbeitsplatz zu erscheinen, ist ebenfalls ein Grund zur Abmahnung, in gravierenden Fällen sogar für eine Kündigung.

„Um ein gutes Betriebsklima zu schaffen, sollte der Arbeitgeber allerdings während der WM auch mal ein Auge zudrücken“, rät Arbeitsrechtler Fuhlrott. Ein Glas Bier oder Sekt in der Mittagspause kann im Einzelfall erlaubt sein – wichtig ist wie in allen anderen Fällen, sich vorher dazu abzustimmen.

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// Darf ich auf der Arbeit das Trikot seiner Lieblingsmannschaft tragen?

“Wenn der Arbeitgeber eine Kleiderordnung vorschreibt, dann kann er verlangen, dass diese Kleiderordnung auch während der Weltmeisterschaft eingehalten wird. Beschäftigte im Homeoffice und ohne Sichtkontakt zu Kunden des Unternehmens sollten frei von jeglichen Verpflichtungen, Verboten oder Einschränkungen in Bezug auf die Kleidung sein”, so Mirkes.

“Innerhalb der Bank sind die Mitarbeiter verpflichtet, einen Dresscode einzuhalten. Aber sie können sich im Home-Ofice so kleiden, wie sie möchten”, erklärt Thorunn Egilsdottir, Corporate Communications Manager bei der Spuerkeess.