Für die einen war die Fahrt am Ostermontag nach Cattenom Protestroutine gegen das französische Atomkraftwerk – für die anderen die erste gemeinsame Demonstration am Fuß der vier Kühltürme. Doch für jeden der 5.000 Teilnehmer am Anti-Atom-Protest waren die Forderungen die gleichen: “Atomkraft nein danke”, “sortir du nucléaire” (Ausstieg aus der Atomkraft) und an den französischen Stromkonzern EDF die Aufforderung, Cattenom sofort abzuschalten.

Die Demonstranten reisen privat und in organisierten Bussen an, aus dem Saarland, aus Rheinland-Pfalz, Luxemburg oder Frankreich. Unter ihnen waren auch Bürgermeister der Großregion. Sie reichten sich auf der Bühne das Mikrophon weiter, um die Forderung ihrer Städte und Gemeinden zu bekräftigen: Cattenom muss nach 25 Jahren vom Netz.

Einer von ihnen war Alfons Lauer (SPD), Oberbürgermeister von Merzig. Er hatte wenige Tage nach dem Atomunfall im japanischen Fukushima gemeinsam mit den Gemeinden Perl, Rehlingen-Siersburg und Mettlach eine Unterschriftenaktion gegen Cattenom auf den Weg gebracht, an dem sich inzwischen nahezu alle saarländischen Kommunen, teilweise per Ratsbeschluss, beteiligen. Lauer sagte mit Blick auf Gespräche mit französischen Kollegen: “Ein Umdenkungsprozess findet statt, auch in Frankreich.”

Dieser aber ist noch ein eher zaghaftes Pflänzchen. Nur wenige Franzosen waren zur Demo gekommen; wie die Aktivisten, die sich seit Jahren gegen das Endlager in Bure (Lothringen) wehren. Sie hatten Fotos der Chefs der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN (autorité de sûreté nucléaire) an den Sicherheitszaun gelehnt und bewarfen sie mit Schuhen – in Anlehnung an den Protest in der arabischen Welt.

Trotzdem stellte auch der saarländische Europaabgeordnete Jo Leinen (SPD) eine neue Diskussion im sonst so atomfreundlichen Frankreich fest. Er verwies unter großem Beifall auf das Beispiel der Stadt Straßburg, die eine Abschaltung des AKW Fessenheim gefordert hat. “Was im Elsass möglich war, muss auch in Lothringen machbar sein”, sagte Leinen. Metz und Thionville sollten sich an den Straßburgern ein Beispiel nehmen.

Ähnlich äußerten sich der Oberbürgermeister von Trier, Klaus Jensen (SPD), und sein luxemburgischer Kollege von Dudelange, Alex Bodry, der auch Chef der luxemburgischen Arbeiterpartei ist. Allzugroße Erwartungen an ein schnelles Umdenken in Frankreich haben sie gleichwohl nicht.

Für die Organisatoren, ein grenzüberschreitendes Bündnis von über 25 Initiativen, Organisationen und Parteien, war der Ostermontag dennoch ein großer Erfolg. Am 7. April hätten sie angefangen, die Großveranstaltung zu organisieren, betonte ihr Sprecher Henri Selzer und dachte schon an die nächsten Aktionen: etwa eine “Tingeltangeltour” durch die Hauptstädte der Großregion mit einem “Express Cattenom”.