Das Unwort des Jahres 2012 lautet “Opfer-Abo”, geprägt von Wettermoderator Jörg Kachelmann.

Das Wort stelle “Frauen pauschal und in inakzeptabler Weise unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu sein”, erklärte die Jury am Dienstag in Darmstadt.
Jörg Kachelmann habe im vergangenen Jahr in mehreren Interviews davon gesprochen, dass Frauen in der Gesellschaft ein “Opfer-Abo” hätten, so die Verantwortlichen der Wahl.
Damit könnten sie nach Darstellung des Wettermoderators ihre Interessen in Form von Falschbeschuldigungen – unter anderem der Vergewaltigung – gegenüber Männern durchsetzen.
Die Sprachforscher kritisierten die Wortwahl als “sachlich grob unangemessen”. Das Wort verstoße damit “nicht zuletzt auch gegen die Menschenwürde der tatsächlichen Opfer”.
“Das ist das Opfer-Abo, das Frauen haben. Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden. Menschen können aber auch genuin böse sein, auch wenn sie weiblich sind”, so Kachelmann in einem Interview.
Die Jury betonte, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht über den Fall Kachelmann urteile.
Der Wettermoderator war im Mai 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden.

Auf Platz zwei rügte die Jury das Wort “Pleite-Griechen” und auf Platz drei den Begriff “Lebensleistungsrente”.
Die meisten Einsendungen fielen allerdings auf das Wort “Schlecker-Frauen”.

Das “Unwort des Jahres” wird seit 1991 von einer unabhängigen sprachkritischen Initiative gekürt.

“Unwörter” waren zuletzt “Döner-Morde” (2011), “alternativlos” (2010), “betriebsratsverseucht” (2009), “notleidende Banken” (2008), “Herdprämie” (2007), “Freiwillige Ausreise” (2006), “Entlassungsproduktivität” (2005), “Humankapital” (2004), “Tätervolk” (2003), “Ich-AG” (2002) und “Gotteskrieger” (2001).