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Forum / Arbeitswelt

Qualifiziert  

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KrK
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5 Jahren  ago  

Um als "qualifiziert" zu gelten, ist nicht mal zwingend eine abgeschlossene Berufsausbildung nötig. Es langt auch bereits, in dem Beruf eine bestimmte Anzahl an Praxisjahren nachweisen zu können.

Die Details hab ich jetzt nicht alle im Kopf, aber auf https://guichet.public.lu/de/entreprises/ressources-humaines/remuneration/paiement-remunerations/salaire.html ist das alles ausführlich beschrieben.

 

Für die Leute, die zum gesetzlichen Mindestlohn in Luxemburg arbeiten, zahlt es sich meist aus, denn die würden dann in Deutschland oft auf 600 €-Basis oder so arbeiten. Das ist dann zwar immer noch ein sehr hartes Leben, aber eben deutlich besser als in Deutschland - wie ja Labelle bereits geschrieben hat.

Nur für die breite Masse zahlt es sich immer weniger aus, in Luxemburg zu arbeiten. 


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KrK
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5 Jahren  ago  

PS:

Klar tragen die skrupellosen AG ihren Teil dazu bei, indem sie die unwissenden AN über den Tisch ziehen /ziehen wollen, aber das eigentliche Problem ist die Unkenntnis der Interessenten/Neuankömmlinge über Lebenshaltungskosten in Luxemburg, das Verkehrschaos etc. und eben auch, was an Gehalt wirklich realistisch ist. Diese Neuankömmlinge lassen sich nämlich meist blenden von den eher nierigen Steuern; aber sie haben über die anderen relevanten Aspekte schlicht zu wenig Kenntnis. Auch ich hatte mir das seinerzeit anders vorgestellt, als ich freudig meinen ersten Arbeitsvertrag in Luxemburg unterschrieb. Ich war bald aus allen Wolken gefallen, als ich danach dann die schon vor vielen Jahren sehr teuren Mietpreise gesehen hatte; oder dass ich nur marginal mehr bekam als jemand mit deutlich niedrigerer Qualifikation und weniger Berufserfahrung... etc.

Diese Neuankömmlinge denken dann oft subjektiv, dass sie ein tolles Arbeitsangebot in Luxemburg haben (was es objektiv meist nicht ist), und unterschreiben dann zu mickrigen Gehältern. Und das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf das generelle Gehaltsniveau. 

Also es müsste da eine bessere Aufklärung geben von unabhängiger Seite für Arbeitsinteressenten. Das fehlt.  Diese Gehälterauflistung auf dieser Plattform kann man grade vergessen; die ist gar nicht repräsentativ und zu vielen Berufen gibt überhaupt keine Daten. Aber sowas ordentlich aufzubauen, wäre schon mal ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung.


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5 Jahren  ago  

@KrK

Da gebe ich dir absolut recht, es ist schon der Wahnsinn mit welcher Einstellung sich viele um einen Arbeitsplatz in Luxemburg bewerben. Da gilt das Motto "hurra ich arbeite jetzt in Luxemburg und folglich werde ich reich", ansonsten werden noch nichtmal die wichtigsten Basisthemen betrachtet wie Steuern, Versicherungen, Arbeitsrecht usw. die werden dann hier gestellt unter dem Motto "habe vor zwei Monaten in Luxemburg angefangen, kann mir jemand erklären wo ich pinkeln gehen kann".

Mathe scheint bei einigen auch eher kein Leistungsfach gewesen zu sein. Da wird zB aus einem deutschen Arbeitsverhältnis mit IG Metalltarif nach Luxemburg gewechselt weil da brutto 500 Euro mehr bezahlt werden. Das man im Monat 20 Stunden mehr arbeiten muss, weniger Urlaubstage und Feiertage hat und jeden Tag 1h bis 1.5h mehr Zeit auf dem Arbeitsweg verbringt scheint keine Rolle zu spielen, ebenso wird nicht betrachtet das von den 500 Euro die Mehrkosten für die zusätzlichen Fahrkosten abgezogen werden müssen.

Alles live mitgemacht und als ich auf einem Zettel vorgerechnet habe das der alte Job in Verbindung mit einem 450Euro Job weniger Zeit und mehr Netto gebracht hätte war die Begeisterung für Luxemburg plötzlich verflogen. Ebenso träumen junge Leute heute noch von den Rentenregeln die ältere noch nutzen können, dabei fallen die ja mit den Geburtsjahrgängen nicht mehr da rein. Scheint ja aber auch nicht wichtig zu sein, es lebt sich ja in der eigenen unwissenden Scheinwelt viel schöner.

Aber eines noch am Rande, solang es den AG gelingt sogar Ingineure aus Ost.- und Südeuropa zum Mndestlohn zu beschäftigen hat der freie Arbeitsmarkt seine volle Leistung für die Wirtschaft erbracht.


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tim1787
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5 Jahren  ago  

An das Beispiel mit dem IG Metalltarif kann ich mich auch noch erinnern, den TE hab ich überhaupt nicht verstanden...

Es ist halt einfach das Gesamtpaket, was stimmen muss.

Wenn ich als RA-Fachangestellte im Monat mit 900 EUR netto auskommen muss, bei mindestens 40 Stunden / Woche, natürlich ohne bezahlte Ueberstunden, 26 Tagen Mindesturlaub plus jeden Tag 30km (one way) Fahrtweg mit dem Auto und Stau, weil ich nach Trier rein muss, dann sitze ich mit einer ähnlichen Entfernung nach L, EUR 2.000 netto, 40 Stunden und wenn ich Glück habe >30 Tagen Urlaub definitiv besser in L als in D. 

Aber, da gebe ich meinen Vorschreibern recht, blinder Aktionismus à la "wenn ich in L arbeite brauche ich mir um Geld keine Sorgen zu machen"  ist glaube ich schon lange vorbei... 


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KrK
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5 Jahren  ago  

Ja, mir sind auch in anderen Bereichen osteuropäische Akademiker bekannt, die zum Mindestlohn arbeiten. Das ist für die verglichen zu der Situation in ihrem Heimatland immer noch ein deutlich besseres Gehalt, deswegen machen die das.

Aber mein Punkt ist, wenn diese Leute die Situation in Luxemburg genau kennen würden, dann würden die sich auch nicht zum Mindestlohn abspeisen lassen. Neulich hatte ich beim Mittagessen eine slovakische Volljuristin im Restaurant getroffen. Konnte sich von ihrem (Mindest-)Gehalt nur eine Suppe leisten wie sie erzählte. Da stimmt doch systemisch irgendwas nicht.

Ja, Neuankömmlinge informieren sich in der Regel zu wenig im Vorfeld über die Begleitumstände einer Anstellung in Luxemburg. Mittlerweile kann man die Mietpreise über Immobilienportale auch aus der Ferne recht leicht eruieren (auch wenn man kein französisch kann). Aber ich muss die Neuankömmlinge da dennoch  etwas in Schutz nehmen. Denn woher sollen denn die Leute KONKRET wissen, was sie für ein Gehalt für ihre Position verlangen können ? Sollen die sich vor dem Unternehmen postieren und bei rauskommenden Mitarbeitern eine Gehaltsumfrage machen  ? Selbst das hätte nicht viel Sinn, da viele eine ganz andere Position haben. Als ich in Luxemburg angefangen hatte, hatte ich im Vorfeld die Verkehrs-/Stausituation probiert zu eruieren, indem ich extra in eine Pension für eine Nacht ging und dann die Fahrt nach Luxemburg am nächsten Morgen testete unter Berufsverkehrsbedingungen. Es lief alles ziemlich glatt und also unterschrieb ich den Vertrag. Was ich allerdings erst hinterher erfuhr, dass meine Testfahrt in der Ferienzeit war und da das Verkehrsaufkommen nicht repräsentativ für die restliche Zeit ist.

Also kurzum:

ich sehe grosse Probleme darin, wie sich ein Neuankömmling im Vorfeld KONKRET alle nötigen Informationen beschaffen kann. (insb. diejenigen aus Osteuropa, wenn sie kein deutsch oder französisch können, worin die meisten online abrufbaren Informationen über Luxemburg verfasst sind; und diese Infos helfen selbst Deutschen oder Franzosen meist nicht wirklich ausreichend weiter).

 

 

 


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Mehrsau
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5 Jahren  ago  

Womit wir wieder bei Englisch als Hauptsprache wären..


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5 Jahren  ago  

Double face palm!

Die Informationen in englisch stehen auf der EU Seite zum Arbeitsmarkt Luxemburg, so wie alle anderen anerkannten EU Sprachen auch.


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tim1787
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5 Jahren  ago  

Ich kenne einige Beispiele aus dem Krankenhauswesen, wo Personen aus den (insbesondere frankophonen) Nachbarländern gerne mal einen Bären hinsichtlich der Anrechnung von Ausbildungen / Studien / Berufserfahrung aufgebunden wird. 

Da aber die (in einigen Fällen) nicht korrekte Einstufung immer noch einen grossen bis sehr grossen Unterschied zu den Gehältern im Heimatland aufweist entscheiden sich viele, den Job dann doch anzunehmen. Getreu nach dem Motto "besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach". 

Ob da eine ausführliche Recherche helfen würde weiss ich nicht. Vermutlich nicht beim ersten Job, man ist froh "das Bein in die Tür" bekommen zu haben. Bei nachfolgenden Jobs sieht es dann sicherlich anders aus....