Die ansässigen Kinder können noch so viele Shampoos benutzen, es wird leider nichts helfen. Die bahnbrechende Studie des LIH, die ausschließlich an Kindern unter 13 Jahren durchgeführt wurde, ist eindeutig: Das Haar der luxemburgischen Kinder enthält Spuren von Schadstoffen, die auf eine hohe Aussetzung gegenüber diesen Produkten hindeuten.

Von was sprechen wir?

Professor Brice Appenzeller und sein Team des Luxembourg Institute of Health analysierten die Haare von 256 Einwohnern Luxemburgs und erstellten ein Bild der verschiedenen Schadstoffe, denen die Kinder regelmäßig ausgesetzt waren.

“Die große Zahl der nachgewiesenen Schadstoffe zeigt, dass Kinder wie Erwachsene gleichzeitig mehreren Schadstoffen aus verschiedenen chemischen Familien ausgesetzt sind”, erklärt Brice Appenzeller.

Hinter dieser haarigen “Bestandsaufnahme” ging es bei der Studie vor allem darum, “die primären Quellen dieser Schadstoffe zu unterscheiden”, um “vorbeugende Maßnahmen festzulegen, die die Nähe der Kinder zu diesen gefährlichen Stoffen einschränken”.

Um welche Schadstoffe geht es

Nachdem die Wissenschaftler die Haarproben gesammelt hatten, überprüften sie diese auf verschiedene Schadstoffe. Von den 153 getesteten Schadstoffen wurden 136 in den Proben gefunden!

Schlimmer noch: Die Haare der Kinder, die sich für das Experiment zur Verfügung stellten, enthielten im Durchschnitt 61 Schadstoffverbindungen, bei einigen Jugendlichen sogar bis zu 88. Es handelt sich dabei um verschiedene Arten von Schadstoffen wie Pestizide und Chemikalien (polychlorierte Biphenyle, Decabromdiphenylether und Bisphenole), wie zum Beispiel Bisphenol A, das häufig bei der Herstellung von Kunststoffen verwendet wird.

Obwohl persistente organische Schadstoffe in Europa seit etwa 20 Jahren verboten sind, zeugt die Tatsache, dass sie in den Haaren luxemburgischer Kinder gefunden wurden, von der langen Abbaudauer dieser Produkte.

Unterschiede je nach Profil

Die Ergebnisse der LIH-Studie haben gezeigt, dass es bei den verschiedenen Profilen der “Versuchskaninchen” einige Besonderheiten gibt, sei es in Bezug auf das Geschlecht oder auch auf die Wohngebiete.

So waren Jungen beispielsweise eher nicht-persistenten Pestiziden ausgesetzt als Mädchen, während Kinder, die in einer Wohnung mit Haustieren lebten, eher Chemikalien ausgesetzt waren (da diese in Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten sind). Auch zwischen jungen Stadtbewohnern und Landbewohnern wurden signifikante Unterschiede festgestellt.

Aber warum analysiert man überhaupt Haare? Die Antwort ist ganz einfach: Im Gegensatz zu Urin oder Blut können Haare chemische Substanzen länger speichern. Das ist besonders praktisch, um die Auswirkungen einer chronischen Schadstoffbelastung zu untersuchen.

Diese können zu neurologischen Erkrankungen, hormonellen Störungen, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Störungen, Entwicklungsstörungen, Krebs und Fettleibigkeit führen.