Vor ziemlich genau einem Jahr, vom 30. September bis zum 01. Oktober 2021, fand eine Online-Umfrage des demografischen Insituts Cifey in Deutschland statt. Befragt wurden 2.500 Erwerbstätige: fast drei von vier Erwerbstätigen sahen sich nicht in der Lage, bis 67 oder länger zu arbeiten.

„Kultur des Frühausstiegs“

Die „Kultur des Frühausstiegs“ aus dem Arbeitsleben ist verbreitet, zeigt eine Umfrage. Die Mehrheit der deutschen Bürger würde aber gern deutlich früher in den Ruhestand gehen, zeigt eine Civey-Umfrage vom 30. September bis zum 1. Oktober 2021, mit 2.500 Erwerbstätigen, im Auftrag des Demographie-Netzwerks (DNN).

Im gemeinnützigen Demographie-Netzwerk haben sich Unternehmen und Institutionen zusammengeschlossen, die den demografischen Wandel als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen. Nach dieser Umfrage würde nur jeder achte Erwerbstätige bis zum Renteneintrittsalter von 67 Jahren berufstätig bleiben, wenn er die Wahl hätte.

Dabei zeigt die Umfrage: je jünger die Befragten, desto größer der Wunsch nach einem frühzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben. Von den 18- bis 29-Jährigen möchten fast 60% höchstens bis zum Alter von 61 Jahren arbeiten. Mit steigender Qualifikation wächst auch die Bereitschaft, länger im Erwerbsleben zu bleiben.

Der Wunsch, früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, hat auch damit zu tun, dass fast drei von vier Befragten sich körperlich und mental nicht in der Lage sehen, bis zum Alter von 67 Jahren im Beruf durchzuhalten. Gut die Hälfte rechnet damit, nicht über das Alter von 64 Jahren hinaus im Beruf bleiben zu können.

Anreiz, Ruhestand aufzuschieben

Fast 40 Prozent der Befragten wären bereit, länger zu arbeiten, wenn ihr Beruf weniger körperliche Belastung und Stress mit sich brächte. Auch flexiblere Arbeitszeiten oder mehr Gehalt wären jeweils für ein Drittel der Befragten ein Anreiz, den Ruhestand noch ein wenig hinauszuschieben.

In Deutschland gebe es nach wie vor eine „Kultur des Frühausstiegs“, kommentierte Hans Martin Hasselhorn, Leiter des Fachgebiets für Arbeitswissenschaft an der Universität Wuppertal, die Ergebnisse.

Die Studie zeige aber auch, dass für bestimmte Gruppen wie beispielsweise Akademiker und Akademikerinnen eine Regelaltersgrenze von 68 Jahren oder höher durchaus zumutbar wäre, während für andere schon die geltenden Altersgrenzen unzumutbar seien.

Geld im Ruhestand

Derzeit gilt in Deutschland, dass Erwerbstätige für jeden Monat, den sie vor Erreichen der Regelaltersgrenze ausscheiden, 0,3 Prozent Abschlag auf ihre Rentenzahlungen hinnehmen müssen. Wer ein Jahr früher aufhört, bekommt im Alter also monatlich 3,6 Prozent weniger Geld.

Dies ist auch deshalb interessant, weil mehr als die Hälfte der von Civey Befragten davon ausgeht, dass sie im Alter mit dem Geld selbst dann nicht über die Runden kommen, wenn sie regulär in den Ruhestand gehen.

Arbeiter machen sich hier deutlich größere Sorgen als leitende Angestellte oder Beamte. Auch zwischen den Geschlechtern bestehen große Unterschiede: Während fast 62 Prozent der Frauen fürchten, im Alter nicht über die Runden zu kommen, sind es bei den Männern 42 Prozent.

Doch wie sieht es aus in unserer Großregion, in Luxemburg, Frankreich oder Belgien?

Das gesetzliche Renteneintrittsalter schwankt in der Großregion zwischen 62 und 65 Jahren.

Während in Frankreich eine lebhafte Debatte darüber geführt wird, das Eintrittsalter zu modifizieren, hat das Land dennoch das niedrigste gesetzliche Renteneintrittsalter in der Großregion: 62 Jahre.

Wie man merkt: in den einzelnen Ländern ist das Mindestalter für den gesetzlichen Renteneintritt nicht gleich. Während es in zum Beispiel in Frankreich derzeit bei 62 Jahren liegt, sieht die Situation in den anderen Staaten der Großregion ganz anders aus…

Luxemburg, Deutschland und Belgien bereits weit vorne

In den anderen Ländern der Großregion ist die Vorstellung, mit 62 oder weniger Jahren in Rente zu gehen, schon lange nur noch eine entfernte Erinnerung…

Im Großherzogtum liegt das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 65 Jahren, und das, obwohl ein 2021 auf Initiative der Europäischen Kommission veröffentlichtes “Grünbuch über das Altern” eine Verschiebung dieses Alters auf 72 Jahre empfahl! Bisher ohne Ergebnis.

In Belgien derzeit mit 65 Jahren in Rente, aber ab 2025 muss man bis 66 Jahre und bis Anfang 2030 sogar bis 67 Jahre warten. Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Frankreich könnte von der Regierung möglicherweise angehoben werden.