Während Umweltinvestitionen mit einem Anteil von 54% an den Vermögenswerten immer noch die europäische Landschaft dominieren, ist das ehemals marginale soziale Thema auf einen Marktanteil von 19% angewachsen.

Soziale Investitionen sowie Multi-Asset- und alternative Fonds sind auf Kosten von Aktien auf dem Vormarsch, so das Ergebnis der ‘Future Focus Survey 2022’ von JP Morgan AM zu ESG (Environment, Social, Governance; zu deutsch: Umwelt, Soziales, Staatsführung)- und nachhaltigen Investmenttrends in Europa.

Während die Zuweisungen zu nachhaltigen Anlagestrategien weiter zunehmen, ist die durchschnittliche Zuweisung in Europa mit rund 23 % relativ niedrig. In Finnland, einem der führenden Märkte, liegt der Anteil bei 3 %. “Es ist klar, dass selbst in der Region, in der nachhaltiges Investieren am populärsten ist, die breite Einführung von ESG noch in den Kinderschuhen steckt“, so die Analysten von JP Morgan AM.

Um diese Dynamik zu bewerten und zu verstehen, befragten sie mehr als 1.000 europäische Anlageberater, um herauszufinden, wie sie die Zukunft sehen, was sie als die attraktivsten Möglichkeiten ansehen und welche Faktoren das Verhalten der Endkunden bestimmen.

Ein besseres Verständnis der Probleme

Das Verständnis für ökologische Herausforderungen und deren Berücksichtigung in den Portfolioentscheidungen ist bei den europäischen Anlageberatern inzwischen gang und gäbe.

Auf die Frage, was die Entscheidungen über die Vermögensallokation beeinflusst, ergab die Umfrage, dass die Nachfrage der Kunden und die Übereinstimmung der Investitionen mit den persönlichen Überzeugungen die beliebtesten Antworten waren (mit Werten von 33 % beziehungsweise 31%).

ESG ist gut für Investoren, nicht gut genug für den Planeten

Der am dritthäufigsten genannte Grund (28%) war der Wunsch der Endanleger, eine positive Wirkung und ein Gefühl der Dringlichkeit zu erzielen. Wichtig ist, dass 27 % der befragten Anlageberater angaben, dass sie durch das Potenzial für bessere risikobereinigte Renditen motiviert wurden. 22% gaben außerdem an, dass der “Zugang zu Unternehmen, die langfristig Werte schaffen können” ein wichtiger Faktor sei.

In Bezug auf die sich ändernden ESG-Prioritäten der europäischen Anlageberater zeigten die Ergebnisse, dass sich der traditionelle Schwerpunkt auf die Umwelt (das E in ESG) hin zu einer größeren Priorität für soziale Fragen (das S) verschiebt. Während Umweltinvestitionen mit einem Anteil von 54% an den Vermögenswerten immer noch die europäische Landschaft dominieren, ist der Marktanteil sozialer Kriterien, die zuvor nur eine untergeordnete Rolle spielten, auf 19 % gestiegen. Governance-basierte Investitionen blieben mit rund 20 % stabil.

Anziehungskraft von Fonds und ETFs

Die Umfrage ergab auch, dass Aktien – die traditionell wichtigste Anlageklasse für nachhaltige Investitionen – allmählich Multi-Asset-Fonds und alternativen Fonds mit thematischen und wirkungsorientierten Zielen den Rang ablaufen. Dies hat dazu geführt, dass die Allokation in Aktien in den nächsten fünf Jahren um 2% abnimmt und die Allokation in Multi-Asset- und alternative Fonds um jeweils 2% zunimmt.

In Bezug auf die Nutzung verschiedener Anlageinstrumente ist ein Wandel im Gange“, so die Umfrage. “In den nächsten 12 Monaten werden 50% der Berater ihre Nutzung aktiver Investmentfonds für ESG-Anlagen erhöhen. Es wird erwartet, dass diese Zahl in den nächsten fünf Jahren um 8% steigen wird. 51% der Anlageberater planen, im nächsten Jahr verstärkt auf ETFs [börsengehandelte Fonds] zurückzugreifen, um sich in ESG-Themen zu engagieren, verglichen mit 43% derzeit.

Vor allem die regionalen Allokationen, die traditionell auf die US-amerikanischen und europäischen Märkte beschränkt waren, öffnen sich für die Schwellenländer, “einschließlich China”. 40% der befragten Berater planen, ihre Allokationen in diesen Ländern in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen. 26 % wollen dies sogar schon im nächsten Jahr tun.