Das Statistikamt hat ausgerechnet, dass Luxemburg 5% Wirtschaftswachstum benötigt, damit die Arbeitslosenquote im Lande überhaupt zurückgeht (Taux de dépendance par
rapport zur Croissance
).

Nun hat Luxemburg in Europa nach wie vor den allerbesten Wert in Bezug auf die Langzeitarbeitslosigkeit (Langzäitchômage).

Das liefert jedoch für die Beschäftigungspolitik noch keinen Grund, sich auf vermeintlichen Lorbeeren auszuruhen. Denn es besteht nichtsdestoweniger die reale Gefahr, dass die betroffenen Menschen und ihre Familien auf Dauer aus Wirtschaft und Gesellschaft ausgeschlossen werden bzw. bleiben.

In Deutschland ist man bestrebt, Arbeitslose mit allen Mitteln zu zwingen, eine Arbeit aufzunehmen. Das ist natürlich keine Lösung, wenn Arbeitsplätze Mangelware sind.

In Luxemburg werden hingegen neue Arbeitsplätze geschaffen (7.000 im Jahre 2004).
Die besondere paradoxe Situation Luxemburgs besteht darin, dass dennoch die Arbeitslosenquote nicht sinkt, sondern weiterhin im Anstieg begriffen ist.
Wie kommt das?

Von den neu geschaffenen Stellen standen nun lediglich etwa die Hälfte der Arbeitsverwaltung ADEM zur Verfügung, um Arbeitslose dorthin zu vermitteln.

  • Denn ein großer Teil davon waren Zeitarbeitsstellen (Interimsplaze).
  • Dann waren davon allein 400 Arbeitsplätze für Behinderte (Handicapéierten) nach dem neuen Gesetz für Travailleurs handicapés.
  • 529 Arbeitsplätze sind in der Binnenschifffahrt hinzu gekommen, das sind Reedereien, die hauptsächlich den Rhein befahren und ihren Unternehmenssitz nach Luxemburg verlegt haben.
  • Was Betriebsverlagerungen angeht: Es kommen mehr Betriebe nach Luxemburg, als Luxemburg verlassen. Diese Betriebe kommen aber dann meistens mit Maus und Mann; das trifft insbesondere für deutsche Unternehmen zu.
  • Dann gibt es noch das Problem der fiktiven Arbeitsplätze (Emplois virtuels). Das sind die Briefkastenfirmen, wo es tatsächlich keine Arbeitsplätze gibt, zumindest nicht in Luxemburg.
  • Schließlich gibt es natürlich auch Betriebe, die offene Stellen gar nicht der ADEM melden (obwohl das Gesetz hierzu verpflichtet).
  • Indes selbst wenn offene Stellen gemeldet werden, dann tritt gewöhnlich das berühmte „Buschtelefon“ in Funktion, d.h. die informellen Kontakte der Belegschaftsmitglieder mit deren besonderem Bekanntenkreis. Dieses Muster führt dazu, dass jede Belegschaft eine lokalspezifisch, sprachlich oder national homogenisierte besondere Auswahl darstellt, die sie von der Belegschaft eines anderen Unternehmens wiederum stark unterscheidet (Compartimentage).

Bei den ansässigen Arbeitsuchenden lassen sich vier Problemgruppen identifizieren:
1. Unqualifizierte;
2. älter als 45 Jahre;
3. Menschen mit gesundheitlichen oder sozialen Problemen;
4. Ausländer.

7. Débat de consultation sur l’évolution du chômage au Luxembourg
■ M. François Biltgen, Ministre du Travail et de l’Emploi.
35. Sitzung, 31.5.2005, Chambre des Députés, www.chd.lu