Teil 2
 

Die Luxemburger als Verlierer in einem härteren Wettbewerb?

Über die Grenzgänger (und die ausländischen Arbeitskräfte allgemein) gibt es in unsern Köpfen etliche Vorurteile, die wir besser vermeiden sollten, wenn wir die Dinge im
Griff behalten wollen. Das Bild von den Horden ungelernter Handlanger, die täglich in unser Land hereinbrechen, ist einfach falsch.

Von der Ausbildung her sind die Grenzgänger – abgesehen natürlich von ihren sprachlichen Defiziten – in der Regel gut qualifiziert. Nur 28% der Luxemburger weisen einen Hochschulabschluss vor, gegenüber 31% aller in unserem Lande wohnenden Ausländer und 33% aller Grenzgänger. Die belgischen Pendler haben sogar zu 44% einen höheren Abschluss.

Die Patronatsvorliebe für ausländische Arbeitsplatz-Bewerber mag also schon in einem gewissen Ausmaß sachlich begründet sein. Höheren Ortes sollte man sich daher die Analyse nicht zu leicht machen. Beruht unsere Arbeitslosigkeit wirklich nur darauf, dass hinsichtlich der erworbenen Qualifikationen Angebot und Nachfrage nicht zueinander passen? Haben die Betroffenen nur die falsche Berufswahl getroffen oder wenig gefragte Kompetenzen erworben? Oder fehlt ihnen vielmehr jede Kompetenz, und sie stellen demnach nicht gerechtfertigte Ansprüche?

Im Verhältnis zur Bevölkerung hat Luxemburg weit weniger Studierende und weniger erfolgreiche Absolventen als die meisten Länder Westeuropas. Diese höchst bedauernswerte Tatsache ist unserer Allgemeinheit kaum bekannt. Man gebe also nicht allzu leichtfertig den Grenzgängern die Schuld, wenn unser Nachwuchs nicht ordentlich auf das (Berufs-)Leben vorbereitet ist.

Wir dürfen den Jugendlichen nicht den falschen Eindruck vermitteln, ihr Einstieg in die Arbeitswelt und in ihre berufliche Zukunft würde ein reines Zuckerschlecken, und wir dürfen weder am Familientisch noch auf der Kammertribüne die These vertreten, auch im Leben könne man so manches „kompensieren“. Nein, in der Berufswelt wird man sehr schnell zum echten „Looser“, lange bevor man merkt, dass die Manager einem keine zweite Chance geben.

Von Personalchefs hört man immer wieder, auf zehn Bewerbungsschreiben aus dem Grenzgebiet käme nur eines aus dem Inland. Die Ausländer suchen sich demnach selbst einen Job, manche Luxemburger aber gehen davon aus, dass die Arbeitsverwaltung ihnen einen solchen zu liefern hat, selbst wenn sie keinen Schulabschluss vorweisen können. Die Grenzgänger haben vielleicht schon besser verstanden als die Einheimischen, dass Nichtqualifizierte heutzutage keine Zukunft mehr haben.

Quelle: Confédération Générale de la Fonction Publique

In der kommenden Woche veröffentlichen wir Teil 3 “Falsche Vorwürfe und echte Problemfelder“!