Das französische AKW Cattenom mit vier Reaktoren ist eines der gefährlichsten Atomkraftwerke an den Grenzen zu Deutschland.

Der seit 1986 arbeitende Meiler steht an der Mosel im französischen Lothringen, nur zwölf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Die Städte Saarbrücken und Trier sind rund 58 bzw. 48 Kilometer entfernt.
Seit Inbetriebnahme hat es hunderte Zwischen- und Störfälle gegeben.

Ein neues sicherheitstechnisches Gutachten zeigt nun, dass die vier Reaktoren der Anlage nicht den heute in Europa gültigen Sicherheitsstandards entsprechen und auch nicht auf dieses Niveau nachgerüstet werden kann.

Laut der 70 Seiten umfassenden Untersuchung ist Cattenom nicht ausreichend gegen Kernschmelzen und den Austritt von Radioaktivität ausgelegt. „Das Durchschmelzen des Containments (Sicherheitsbehälters, Red.) im Fall eines Kernschmelzunfalls kann … nicht verhindert werden“, heißt es darin.
Defizite gebe es unter anderem beim Schutz gegen Erdbeben, Flugzeugabstürze und Überflutungen.

Die Sicherheitsauslegung der Reaktoren sei deutlich niedriger als hierzulande und inzwischen auch in Frankreich vorgeschrieben, urteilt der Kerntechnik-Experte Professor Manfred Mertins, der das Gutachten im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion angefertigt hat. „Die Reaktoren wären auch zur Bauzeit in Deutschland nicht genehmigt worden“, sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau.

Auch die französische Atomaufsicht hat, zum Beispiel mittels eines “Stresstests”, Mängel bei den Cattenom-Reaktoren festgestellt.

Noch zu Beginn dieser Woche war bekannt geworden, dass der Konzern eine Laufzeitverlängerung bis 2046 beantragen will.
Bisher ist für Cattenom eine Abschaltung bis 2026 vorgesehen.
Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, sieht in Cattenom eine tickende Zeitbombe:
„Der vom Betreiber EDF geplante Langzeitbetrieb Cattenoms ist unverantwortlich.
Dieser alte Risikomeiler muss im Gegenteil sofort für immer vom Netz.“
Cattenom sei so gefährlich, dass die Reaktoren „nach dem Prinzip Gefahr in Verzug sofort stillgelegt werden müssten“, wenn sie auf der deutschen Seite der Grenze stünden.

Im Forum auf diegrenzgaenger.lu gibt es einen umfassenden Thread zu dem Thema.
Dazu geht es hier entlang.