“Unsere Modelle signalisieren uns ein Minus zwischen sechs und sieben Prozent”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer der “Welt”. Bislang rechnete die Commerzbank lediglich mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft um drei und vier Prozent. Grund für die deutliche Korrektur der Prognose sei vor allem das schwächer als erwartet verlaufende erste Quartal, sagte Krämer. “Die Wirtschaft dürfte gegenüber dem vierten Quartal 2008 nicht, wie wir ursprünglich unterstellt haben, um 1,5 Prozent, sondern um schätzungsweise 3,5 Prozent geschrumpft sein.” Dies liege vor allem an den zurückgegangenen Auftragseingängen. “Sie sind von Dezember auf Januar um acht Prozent gefallen. Das ist gewaltig”, sagte Krämer. Die niedrigeren Auftragseingänge bedeuteten auch weniger Produktion in den Folgemonaten. “Wenn die Auftragseingänge so wegbrechen, strahlt das zumindest auf das zweite Quartal aus”, sagte Krämer. Statt mit einer Stabilisierung rechnet der Volkswirt deshalb mit einem weiteren Einbruch der Wirtschaft zwischen April und Juni um ein Prozent. Erst ab Herbst des Jahres werde die Wirtschaft aufhören zu schrumpfen, glaubt Krämer. “Wir erwarten allerdings nur eine blutleere Aufwärtsbewegung.” In den USA und vielen europäischen Ländern würden die Immobilienpreise bis weit in das kommende Jahr fallen. “Das drückt dort den Konsum und belastet unsere Exporte”, sagte Krämer. Für Ende 2009 rechnet die Commerzbank mit knapp über vier Millionen Arbeitslosen, Ende 2010 werde die Zahl auf rund 4,75 Millionen steigen. Krämer wehrt sich gegen den Vorwurf, dass sich die Bank mit den neuen Negativzahlen öffentlichkeitswirksam zur Schau stellen will. “Ich schaue mir nur die Zahlen an. Das Ergebnis ist, dass sie schlechter sind als gedacht – Punkt”, sagte Krämer.