Die Länder hätten insgesamt 104 Milliarden Euro direkt in angeschlagene Kreditinstitute gesteckt und seien dafür Großaktionäre geworden, teilte die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) in Frankfurt am Main mit. Demnach kamen 2008 rund 70 Prozent der Gelder für Beteiligungen an Firmen im Bankensektor von staatlicher Seite. Bei zwölf der 20 wichtigsten Veränderungen in der Eigentümerstruktur der europäischen Banken seien Staatsregierungen als Käufer aufgetreten. 2009 würden Fusionen und Zukäufe in der Finanz- und Bankenbranche voraussichtlich deutlich zurückgehen, teilte PwC mit. Die Vorstände der Banken sähen sich “mit der ungewohnten Aufgabe konfrontiert, Übernahmen nicht nur gegenüber privaten Anteilseignern, sondern auch Ministern und Steuerzahlern rechtfertigen zu müssen”.

Die Regierungen würden zunächst darauf drängen, dass die Banken ihre Kapitalbasis mit den Geldern aus den staatlichen Finanzspritzen stärkten und ihre Rücklagen aufstockten.Angesichts der Zahlungsschwierigkeiten vieler Verbraucher und Unternehmen in der momentanen Wirtschaftskrise sei in den kommenden Monaten auch damit zu rechnen, dass die Banken in größerem Umfang als bisher sogenannte notleidende Kredite an Finanzinvestoren verkaufen, teilte PwC mit. Dabei handelt es sich häufig um Darlehen, bei denen mehrere Raten nicht bedient wurden.

Die Banken verkaufen die Kredite zu günstigen Preisen weiter, um sich finanziell Luft zu verschaffen. Für die Investoren ist dies häufig ein gutes Geschäft, weil sie die Kredite in aller Regel unter dem Wert einkaufen können.Alleine für Großbritannien ist der Studie zufolge mit dem Verkauf von Darlehen im Umfang von bis zu 108 Milliarden Euro zu rechnen. Im vergangenen Jahr waren immer wieder Fälle bekannt geworden, in denen Finanzinvestoren in Deutschland die Inhaber notleidender Baudarlehen in die Zwangsversteigerung ihrer Häuser getrieben hatten. Die Bundesregierung verschärfte im vergangenen die Rahmenbedingungen für Kreditverkäufe zugunsten der Verbraucher.