Lehman-Töchter fordern 100 Milliarden Dollar von Mutter

Knapp ein Jahr nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers wollen deren europäische Töchter bis zu 100 Milliarden US-Dollar (rund 70 Milliarden Euro) von der früheren Konzernmutter einfordern. Da eine große Zahl von Tochterfirmen Ansprüche gegen die US-Bank richte, könne sich deren Summe auf bis zu 100 Milliarden Dollar belaufen, sagte Tony Lomas von der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) der “Financial Times”. PwC verwaltet die wichtigsten Teile der Insolvenzmasse von Lehman in Europa. Lomas zufolge wollen über 100 Konzern-Töchter Geld von Lehman einfordern. Die europäischen Töchter sehen sich mit milliardenschweren Schadenersatzforderungen von Kunden konfrontiert. Unterdessen wirft der Verwalter des US-Mutterkonzerns der Politik in den USA Versagen bei der Rettung von Lehman vor. Das “Chaos nach der Insolvenz” habe alleine bei Lehman innerhalb von 48 Stunden bis zu 100 Milliarden Dollar Schaden angerichtet, sagte Lehman-Sanierer Bryan Marsal der Tageszeitung “Die Welt”. Die Insolvenz sei vollkommen unzureichend vorbereitet gewesen. Im Nachhinein hätten alle Entscheider aber eingesehen, dass die Pleite nicht der richtige Weg gewesen sei. Als die Bank jedoch in Schieflage geraten war, seien “die Folgen eines kompletten Vertrauensverlustes” im weltweiten Finanzsystem nicht vorhersehbar gewesen, sagte Marsal der Zeitung.