Der alte Kollektivvertrag ist schon seit dem 31. 12. 2003 abgelaufen. Seitdem
kämpfen die 16.000 Beschäftigten im Bankenbereich um einen neuen Vertrag.

Die Streitfragen landeten vor dem nationalen Amt zur Einigung. Das Amt hatte nun
am 6. Oktober einen Einigungsvorschlag vorgelegt. Diesen können nun die Tarifparteien
annehmen – oder es auch bleiben lassen!

Da dieser Vorschlag der Natur der Sache nach nun eben mal nichts anderes als ein
Kompromiss darstellt, kann damit keiner der Beteiligten völlig zufrieden
sein.

Ein fauler Kompromiss?!

Für die einen ist das Glas halb leer; für die anderen ist das Glas halb
voll.

OGB-L/SBA ist dafür, den Kompromiss Zähne knirschend anzunehmen, vorausgesetzt,
die anderen Gewerkschaften ziehen mit. Immerhin sei überhaupt eine Gehaltserhöhung
enthalten, wenn auch nur um linear 0,4 % und nur für 2005 und 2006. Die Juni-Prämie
bleibe erhalten, wenn auch auf Stand 2003 eingefroren und ohne Index-Anbindung.

Der LCGB-SESF lehnt aus genau diesen Gründen den Vorschlag ab. Denn wenn
man die Zahlen-und Verbalverzierungen wegnimmt, wird gerade mal der jetzige Stand
der Vergütung aufrechterhalten. Von der Verbesserung der Geschäftssituation
im Bankenbereich komme überhaupt nichts den Beschäftigen zu einer Aufbesserung
ihrer finanziellen Einkommenssituation an. (Wo bleibt der “Triple-down”-Effekt?!)

Ebenso knirschend wie der OGB-L, aber sicherlich aus den entgegen gesetzten Gründen,
hat sich der Verwaltungsrat des Arbeitgeberverbandes im Bankenbereich, ABBL (www.abbl.lu)
ebenfalls für die Annahme des Einigungsvorschlages ausgesprochen.

Bleibt ALEBA, die im Bankensektor am stärksten vertretene Gewerkschaft und
die auch dieses Mal wohl wieder den Ausschlag geben wird. Deren Delegierte konnten
sich bei einem Treffen nicht zu einer einhelligen Position durchringen und wollen
lieber noch einmal ihre Mitglieder befragen.

Die Alternative zur Annahme heißt Streiken – auch in Luxemburg nur
ein allerletzter Ausweg – oder ein Fortdauern des tariflosen Zustandes.

Die Mitglieder der Gewerkschaften müssen sich also fragen, ob die Schmerzgrenze
erreicht ist.

Weitere Info:
(lop), “Kollektivvertrag im Bankensektor: Gewerkschaftsfront bröckelt.
OGB-L und ABBL akzeptieren Schlichtungsvorschlag. LCGB sagt Nein”, “Luxemburger
Wort”, 16.10.2004