Während in Frankreich die ohnehin schon hitzige Rentendebatte beginnt, die eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 64 oder sogar 65 Jahre vorsieht, hat das Ipsos-Institut im Auftrag der Vereinigung À Compétences Égales eine Studie durchgeführt, die sich mit der Stellung älterer Arbeitnehmer in Unternehmen befasst.

Mit 50 Jahren zu den Senioren wechseln

Der französische Verband À Compétences Égales, dem rund 2.000 Personalverantwortliche angehören, die sich alle gegen Diskriminierung bei der Einstellung engagieren, wollte mit der Ipsos-Umfrage herausfinden, wie Arbeitnehmer “mittleren Alters” in der Arbeitswelt gesehen werden.

So fällt für französische Personalverantwortliche ein Arbeitnehmer mit 50 Jahren (genau 49,6 Jahre) in die Kategorie “Senior”. Außerdem kann ein Arbeitnehmer, auch wenn er dieses Alter noch nicht erreicht hat, als Senior betrachtet werden, wenn er mindestens 16 Jahre im Unternehmen beschäftigt ist.

Auf der Seite der Hauptbetroffenen, dass heißt der Arbeitnehmer (die ebenfalls im Rahmen der Ipsos-Umfrage befragt wurden), weichen die Ergebnisse etwas ab: Für sie wird man erst ab 53 Jahren (genau 52,7 Jahre) oder nach mindestens 18,5 Jahren im selben Unternehmen zum Senior am Arbeitsplatz.

Hemmnisse bei der Einstellung von “älteren” Arbeitnehmern

Die Studie weist auch auf die Schwierigkeiten hin, die Bewerber jenseits der 50 bei der Suche nach einem Arbeitsplatz haben. Diese Schwierigkeiten sind vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Personalverantwortliche Vorbehalte gegen die Einstellung von älteren Bewerbern haben. Diese Vorbehalte können unterschiedlicher Art sein:

– Angst vor einer schwierigen Integration des neuen Seniors in Teams, die jünger sind als er selbst;

– Angst vor einem größeren Widerstand des älteren Bewerbers gegen mögliche operative Veränderungen im Team oder im Unternehmen;

– Risiko, dass der ältere Mitarbeiter die digitalen Kompetenzen nicht ausreichend beherrscht;

– Zurückhaltung bei der Einstellung eines älteren Bewerbers, der weniger lange im Unternehmen bleiben wird, da er bereits näher am Rentenalter ist.

Stéphanie Lecerf, die Vorsitzende der Vereinigung À Compétences Égales, erinnert jedoch daran, dass “ein Arbeitnehmer mit 50 Jahren in den meisten Fällen noch fast ein Viertel seines Berufslebens vor sich hat”.

In diesem Sinne sehen ältere Bewerber ihr Alter keineswegs als Hindernis an, ganz im Gegenteil. Auch die Frage der Kompetenzen stellt für sie kein Hindernis dar – nicht, weil sie zu wenig davon hätten, sondern im Gegenteil, weil sie zu viele davon haben!

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