“Vor 30 Jahren, als ich als Winzer anfing, war es sehr einfach Personal ausserhalb des Betriebs zu finden, das bei der Weinlese eine Hand mit anpackte”, erinnert sich Guy Krier, der Präsident der Organisation der unabhängigen Winzer (OPVI) in Luxemburg. Heute haben sich die Zeiten gewandelt. Aus diesem Grund suchen die Winzer nach geeignetem Personal. Was nicht so einfach sein dürfte, weil auf der anderen Seite der Mosel das gleiche Problem vorherrscht, selbst wenn in Luxemburg besser bezahlt werden dürfte.

Das Personal kommt nicht nur, wie man vielleicht meinen könnte, aus Osteuropa. “Es gibt auch eine Reihe Luxemburger, die dabei sind. Mit Corona hat sich das geändert. Auf jeden Fall ist die Zahl der Luxemburger heute höher als vor Corona”, sagt Krier.

Auch die ADEM hat das Phänomen erkannt und vermittelt seit Jahren eingeschriebene Arbeitslose aus Luxemburg für die Weinlese an die Winzerbetriebe. 2022 waren es 22. Um das ganze zu intensivieren organisiert sie dieses Jahr einen “Job Day” am 28. Juli im Weinbauinstitut in Remich. Dies soll es den Winzern ermöglichen, die in die engere Wahl gezogenen Kandidaten (85) zu treffen, sich bei Speed-Dating-Sitzungen auszutauschen und eine Reserve von Weinlesern zu rekrutieren. Den ganzen Sommer über wird die ADEM weiterhin Kandidaten an Weinbaubetriebe weiterleiten, die nach Saisonarbeitskräften suchen.

Informationen zu diesem Thema finden Sie auf dieser Internetseite der ADEM: Hilfe bei der Vermittlung von Saisonarbeitern für die Weinlese 2023 – Jobday am 28. Juli 2023 – Aktuelles – ADEM – FACILITONS L’EMPLOI – Luxemburg (public.lu)

Dass es einige Freiwillige aus Luxemburg gibt, mag viele Betriebe freuen. Denn das Einstellen von Personal von außerhalb des Landes ist mit strengen Auflagen verbunden, was die Behörden regelmäßig auf den Plan ruft. So hatte die Gewerbeinspektion ITM im vergangenen Jahr Kontrollen in den Weinbergen durchgeführt, um zu schauen, ob es dort Schwarzarbeitet gibt. “Alles ist klar geregelt. Jeder der zu uns kommt, muss eine europäische Krankenversicherungskarte vorzeigen können”, sagt Anouk Bastian vom Domaine Mathis Bastian.

Die meisten Helfer kommen aus Osteuropa

Neben einigen Helfern aus der Großregion wird der große Teil des Ausshilfepersonals in den Weinbergen aus Osteuropa kommen. Allen voran aus Polen und Rumänien. “Ob sie während der Weinlese, die in der Regel 18 Arbeitstage dauert, vollständig arbeiten können, wird vom Wetter und vom Zustand der Trauben abhängen”, sagt Guy Krier. Man könne nicht unter allen Umständen arbeiten. “Manchmal fallen aber auch andere Arbeiten, wie zum Beispiel das Pflanzen neuer Reben. Gibt es an einem Tag keine Lese, so können die Leute diese Arbeiten verrichten”, so Krier.

Der Präsident der unabhängigen Winzer liefert noch weitere Zahlen. Bei einem Winzerbetrieb, der über 10 Hektar verfügt, brauche man in der Regel 12 Personen zum Weinlesen. Bei 20 Hektar seien es 15. Viele Winzerbetriebe verfügen hierfür nur bedingt über eigenes Personal. Deshalb könne man davon ausgehen, dass ein Großteil der Arbeitskräfte von ausserhalb angeheuert werden muss.

Wie viele Leute von Fall zu Fall gebraucht werden hängt auch davon ab, ob die Weinlese anhand von Maschinen oder manuell vorgenommen wird. “Bei hochwertigeren Weinen ist es manuell. Da werden also Hände gebraucht”, so Krier.

Da der Job physisch nur bedingt anstrengend ist, kann er von allen Leuten aus allen Altersklassen ausgerichtet werden. “Das ist ab 18 Jaren möglich. Man sieht auch noch einige Siebzigjährige bei der Lese”, heißt es dazu im Weinbauinstitut. Dass es genügend Arbeit gibt belegen die Zahlen von 2021. Zusammen haben die 249 Winzerbetriebe damals in Luxemburg 11.300 Tonnen gelesen, was einem Ertrag von 88.100 Hektoliter entspricht.

 

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